Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...
Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...
Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Epistemische Modalität und Evidentialität 33<br />
schäftigt er sich nur mit grammatikalisch, 5 nicht lexikalisch kodierter Evidentialität; er<br />
schließt sogar ausdrücklich Adverbien wie reportedly und evidently von der<br />
Evidentialität, sowie possibly und likely von der <strong>epistemische</strong>n Modalität aus (2001, 3).<br />
Nuyts (z. B. 2001a, b) dagegen beschränkt sich gerade auf Modaladverbien, Modaladjektive<br />
und modale Auxiliarverben, wobei er auch deutlich Evidentialität von <strong>epistemische</strong>r<br />
Modalität trennt. Epistemische Modalität ist ihm zufolge die Beurteilung der Wahrscheinlichkeit,<br />
dass ein Sachverhalt wahr oder nicht wahr gewesen ist, ist, oder sein wird.<br />
Es gibt darin eine Skala von sicher über neutral bis zu sicher, dass es nicht der Fall ist.<br />
Nuyts (2001a, 21) definiert <strong>epistemische</strong> Modalität als:<br />
“(the linguistic expression of) an evaluation of the chances that a certain<br />
hypothetical state of affairs under consideration (or some aspect of<br />
it) will occur, is occurring, or has occurred in a possible world which<br />
serves as the universe of interpretation for the evaluation process, and<br />
which, in the default case, is the real world (or rather, the evaluator's interpretation<br />
of it …).”<br />
Etwas anders ist aber ihm zufolge Evidentialität (2006, 10):<br />
“an indication of the nature of the sources of information which the<br />
speaker (or somebody else) has to assume or accept the existence of in<br />
the state of affairs expressed in the clause”.<br />
Es wird also nicht der Wahrheitsgehalt der Proposition beurteilt, sondern die Quelle der<br />
Kenntnisse angegeben, oder die Kompatibilität des Inhalts mit allgemeinen Hintergrundkenntnissen.<br />
Allerdings ist dies ihm zufolge eine sehr heterogene Gruppe, die traditionell<br />
die folgenden vier Untergruppen der Informationsquellen umfasst (2005, 2006):<br />
1) „experiential‟: direkt wahrgenommen;<br />
2) „inferential‟: indirekt abgeleitet von anderen, direkt wahrgenommenen Informationen;<br />
3) „reasoned‟: abgeleitet von oder kompatibel mit anderen allgemeinen Kenntnissen;<br />
4) „hearsay‟ oder „reportative‟: von anderen erfahren.<br />
Vor allem „inferential‟ und „reasoned‟ sind laut Nuyts eng mit <strong>epistemische</strong>r Modalität<br />
verbunden: Sie implizieren meistens einen gewissen Grad an Sicherheit und <strong>epistemische</strong><br />
Modalität ist oft auf Evidenz basiert. „Inferential‟ und „reasoned‟ können anders als<br />
„experiential‟ und „hearsay‟, die absolut sind, auch einen gewissen Grad an Verlässlichkeit<br />
ausdrücken, vergleichbar dem Grad an Sicherheit der <strong>epistemische</strong>n Modalität. Zu<br />
den Adverbien, die <strong>epistemische</strong> Modalität ausdrücken, zählt er unter anderen für das<br />
Englische possibly, maybe, perhaps, probably und certainly, für das Deutsche möglicherweise,<br />
wahrscheinlich, sicher, zweifellos und bestimmt (2001a, 56). Zu den Adverbien,<br />
die Evidentialität ausdrücken, seemingly, apparently und clearly. Die Grenzen zwi-<br />
5 Siehe dazu auch Aikhenvald (2004).