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Quippe ohne Hauptsatz in seinem Skopus 105
abfließen und weggehen, aber die meisten notwendigerweise von den
Lebewesen.
Was auch gegen die Interpretation von quippe als alleinstehendes Wort, vor allem wenn
man dazu einen fragenden Ton annimmt („warum denn?‟), spricht, ist, dass es dann eher
zu der Interaktionsebene passen würde 24 , was aber, wie vorher beschrieben, überhaupt
nicht zu dem - schon bei Plautus deutlichen - präsentationellen Charakter der Partikel
passen würde.
11.3.4. Quippe ohne Hauptsatz in seinem Skopus
Quippe zeigt nicht nur die Verbindung zwischen zwei ganzen Sätzen, sondern auch zwischen
Teilen von Sätzen oder zwischen mehreren Sätzen an. Deshalb sollte man besser
von „Zügen‟ und „Diskursakten‟ sprechen: diese sind nicht an Sätzen gebunden, sondern
zeigen bestimmte Einheite im Diskurs an (siehe Kapitel 2.1.1). Quippe kann z. B. mehrere
Sätze einführen, die zusammen einen Zug bilden (Beispiel 20).
20. OV. met. 11, 67-72 non inpune tamen scelus hoc sinit esse Lyaeus
amissoque dolens sacrorum vate suorum
protinus in silvis matres Edonidas omnes,
quae videre nefas, torta radice ligavit;
quippe pedum digitos, in quantum est quaeque secuta,
traxit et in solidam detrusit acumina terram etc.
Doch nicht ungestraft ließ Bacchus dieses Verbrechen (die Ermordung
des Orpheus) und bannte, in Trauer um den toten Sänger seines Kults,
in den Wäldern sofort alle thrakischen Frauen, die das Verbrechen gesehen
hatten, mit gewundenen Wurzeln fest; quippe er zog ihre Zehen
an der Stelle, bis zu der ihm jede gefolgt war, in die feste Erde und trieb
die Spitzen in sie hinab usw.
Quippe kann nicht nur einen Zug einleiten, aber auch einen Diskursakt, der keinen ganzen
Satz sein muss, z. B. einen Nebensatz. In Besprechungen von quippe wird viel Aufmerksamkeit
auf quippe mit einem Nebensatz in seinem Skopus gerichtet, 25 wodurch
man den Eindruck bekommen könnte, dass quippe meistens nur einen Nebensatz in seinem
Skopus hat. 26 Dies stimmt jedoch nicht: quippe hat meistens einen Hauptsatz mit
einem Hauptverb in seinem Skopus (77% der Stellen, siehe Tabelle 12), obwohl das vom
Autor abhängt: Cicero, Sallust, Livius, Plinius der Ältere und Apuleius, in Poesie Plautus
und Lukrez verwenden es gern ohne Hauptsatz in seinem Skopus; Velleius, Curtius,
Columella und Tacitus – also spätere Autoren (vgl. Lerche, 1910) – und die meisten
24 Auch rhetorische Fragen und Ausrufe sind ein Merkmal für Diaphonie und damit für die Interaktionsebene
(siehe Kapitel 8.2.2).
25 Vgl. Vallejo (1948) und Gratwick (2001).
26 Núñez (2001, 520) behauptet sogar, dass bis auf einige wenige Ausnahmen immer ein Relativ-,
Temporal- oder Kausalsatz auf quippe folgt. Lerche (1910, 1 ff.) bestreitet dies schon.