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Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...

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§10.3.3<br />

10.3.3. Gesprächspartner passiv oder nicht anwesend<br />

In Monologen oder Textabschnitten mit einem monologischen Charakter sind der Adressat<br />

oder die Adressaten nur im Hintergrund anwesend (als Zuhörer) oder gar abwesend<br />

(als Leser) und werden nur vom Sprecher hervorgerufen, ohne eine eigene Rolle als sog.<br />

fiktiver Gesprächspartner zu spielen. Der Sprecher reagiert mit nempe auf das, was er<br />

selbst vorher gesagt hat und versucht die Verantwortung dafür dem Publikum unterzuschieben.<br />

Das hat den Effekt, dass es sich angesprochen fühlen könnte, sein Einverständnis<br />

zu geben, auch wenn der Sprecher, wie in Beispiel 31, eigentlich eher seine eigene<br />

Ansicht (siehe merito) dem anderen aufdrängt. Vor allem die häufige Anwesenheit von<br />

Pronomina und Verbformen in der ersten oder zweiten Person weist auch hier auf die interaktionale<br />

Funktion der Partikel hin, wodurch die Abgrenzung zu der Situation mit dem<br />

fiktiven Gesprächspartner fließend ist. An einigen dieser Stellen interpretiert der Sprecher,<br />

wie in den Dialogen, explizit das Verhalten des Gesprächspartners, z. B. in 32 (times).<br />

Bezeichnenderweise kennzeichnen die Editionen diese Stelle als Frage: Vor allem<br />

explizite Interpretationen eignen sich anscheinend für einen fragenden Ton (vgl. §10.2.2).<br />

Da der Sprecher mit dem nempe-Satz einen Zusatz zu seiner eigenen Bemerkung gibt, hat<br />

die Partikel oft einen erklärenden Nebeneffekt (z. B. in 31), wodurch eine Überschneidung<br />

mit anderen, erläuternden <strong>Partikeln</strong> (enim, nam), die aber jeweils eine eigene Funktion<br />

im Diskurs haben (siehe §10.5 und Kapitel 11.3.8), entsteht. Wenn der Sprecher tut,<br />

als ob er etwas vermuten würde, sich in Wirklichkeit aber sicher ist, kann nempe auch in<br />

die Richtung von einem „Commitment‟-Marker gehen. Dies kann in allen hier besprochenen<br />

Situationen geschehen, vor allem in Antworten auf an sich selbst gerichteten Fragen<br />

(§10.3.2.1) oder in der Apodosis einer Hypothese (Beispiel 33). In der Apodosis zeigt<br />

nempe aber nicht an, dass diese Schlussfolgerung selbstverständlich ist, sondern dass der<br />

Sprecher meint, dass der Adressat diese auch ziehen könnte; in einer Übersetzung wird<br />

der Unterschied wahrscheinlich kaum zu merken sein. Das erklärt, weshalb viele Interpreten<br />

dies als die Basisfunktion gesehen haben, es ist aber nur ein Nebeneffekt.<br />

31. SEN. contr. 2, 1, 5 merito potens est: nempe ab eius origine est, qui non<br />

reliquit patrem.<br />

(Das römische Volk) ist zurecht mächtig; nempe es stammt von dem ab,<br />

der seinen Vater nicht im Stich gelassen hat (Aeneas).<br />

32. STAT. silv. 5, 1, 247-50<br />

quid nunc immodicos, iuvenum lectissime, fletus<br />

corde foves longumque vetas exire dolorem?<br />

nempe times, ne Cerbereos Priscilla tremescat<br />

latratus? tacet ille piis.<br />

Warum, edelster der jungen Männer, hegst du nun maßlose Trauer in<br />

deinem Herzen und verbietest dem lang dauernden Schmerz, es zu verlassen?<br />

nempe hast du Angst, dass (deine tote Gattin) Priscilla vor dem<br />

Gebell des Kerberos erzittert? Er schweigt bei Gottgefälligen.<br />

33. CIC. Flacc. 91 si dat tantam pecuniam Flacco, nempe idcirco dat, ut rata<br />

sit emptio.

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