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Kombination mit Ausdrücken von ‘Commitment’ 87<br />

10.4.2. Kombination mit Ausdrücken von ‘Commitment’<br />

Übereinstimmend mit der hier gegebenen Interpretation von nempe ist, dass es, wie es<br />

auch schon bei den Fragen der Fall war (siehe §10.2.2), und anders als bei enim (siehe<br />

§10.5.1), kaum 27 Hinweise auf Sicherheit oder Unsicherheit bzw. „Commitment‟ des<br />

Sprechers (einmal certum est, Beispiel 37) im nempe-Teil gibt. 28 Wenn der Sprecher sich<br />

über den Inhalt sicher wäre und dazu stehen würde, bräuchte er ihn nicht dem Adressaten<br />

zu übertragen, wie er das mit Hilfe von nempe tut. Dass er sich sicher ist, drückt der<br />

Sprecher lediglich einmal – aber ironisch –mittels scio im nempe-Teil aus (CVRT. 4, 11,<br />

20, siehe Beispiel 46). 29 Zweimal, bei Terenz, 30 kommt opinor im nempe-Teil vor (Beispiel<br />

38 und 39), was aber gut passt: In Beispiel 38 31 will der Fragende prüfen, ob sein<br />

Adressat weiß, über wen er reden wird. Der bestätigt das zwar, will aber trotzdem kontrollieren,<br />

ob seine Interpretation stimmt, und verwendet nempe, wodurch die Aussage<br />

einen fragenden Ton bekommt. Die Parenthese opinor gibt seiner Aussage noch mehr den<br />

Charakter einer Interpretation. In Beispiel 39 steht opinor nicht in einer Parenthese, außerdem<br />

findet sich vorher noch ein Hinweis, dass der Sprecher seine eigene Meinung<br />

vorbringt (ex ea re quid fiat, vide). Trotzdem ist der Effekt von opinor gleich: Der Sprecher<br />

bringt eine Vermutung vor, durch opinor markiert, die er dem Adressaten vorlegt.<br />

37. QVINT. inst. 3, 6, 17 quid, si confitetur, sed iure a se adulterum dicit<br />

occisum – nempe legem esse certum est, quae permittat? nisi aliquid<br />

accusator respondet, nulla lis est.<br />

Was ist, wenn er (der Angeklagte) gesteht, aber sagt, dass er den Ehebrecher<br />

zurecht getötet habe – nempe es gibt ohne Zweifel ein Gesetz,<br />

das dies genehmigt? Wenn der Ankläger nichts antwortet, gibt es keinen<br />

Prozess.<br />

38. (=9) TER. Eun. 563-4 nostin hanc quam amat frater? :: novi: nempe,<br />

opinor, Thaidem. ::<br />

istam ipsam. :: sic commemineram.<br />

Du kennst die Frau, die mein Bruder liebt? :: Die kenne ich: (Du<br />

meinst) nempe, glaube ich, Thais. :: Genau. :: So hatte ich es in Erinnerung.<br />

27 Planissume ist in TER. Haut. 639 als Adverb, nicht als „Commitment‟-Marker zu bewerten (vgl.<br />

TLL X 1, 2341, 33).<br />

28 In der Spätantike scheint sich dies geändert zu haben, was auf eine geänderte Funktion von<br />

nempe hinweist: AVG. civ. 5, 8 p. 202, 1 nempe evidentissime etc. c. adv. leg. 2, 5, 17 nempe<br />

constat, nempe manifestum est etc. FVLG. RVSP. epist. 14, 20 nempe beatus Ambrosius …<br />

evidentissime docuit, ut etc.<br />

29 In PLAVT. Rud. 565 (Beispiel 48) lässt sich nescio aus dem Spiel mit der Partikel erklären,<br />

siehe dort.<br />

30 Dies hat wahrscheinlich Langen (1880, 131) und Hofmann-Szantyr (1965, 511) dazu veranlasst,<br />

eine Bedeutungsänderung von nempe genau bei Terenz anzusetzen (s. o. §10.1.2).<br />

31 Der antike Kommentator Donatus erklärt diese Stelle, anscheinend weil er nempe opinor nicht<br />

passend findet, in einer anderen Reihefolge: „est ordo hic: opinor novi, nempe Thaidem‟.

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