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In Fragen: Interpretationen 73<br />
Statius; 7 in der Spätantike scheint dieser Gebrauch auszusterben, was aber auch an der<br />
Art Texte liegen kann (insbesondere gibt es keine Bühnenwerke mehr, also sind keine<br />
Adressaten direkt am Gespräch beteiligt), worin die Fragen entweder in der Tat nicht<br />
mehr verwendet oder von den Editoren nicht erkannt worden sind.<br />
5. PLAVT. Epid. 448-52 istum, quem quaeris, Periphanem Platenium,<br />
ego sum, si quid vis :: nempe quem in adulescentia<br />
memorant apud reges armis, arte duellica<br />
divitias magnas indeptum? :: immo si audias<br />
meas pugnas, fugias manibus dimissis domum.<br />
Der Periphanes Platenius, den du suchst, bin ich, wenn du etwas möchtest.<br />
:: nempe der, der in seiner Jugend, wie man sagt, bei Königen<br />
durch seine Waffen und durch seine Kampfkunst viel Geld erworben<br />
hat? :: Ja, wenn du von meinen Kämpfen hörtest, würdest du Hals über<br />
Kopf nach Hause fliehen.<br />
6. VAL. FL. 7, 413-4 „fersne aliquam spem lucis?‟ ait „miserata laborem<br />
nempe venis? an et ipsa mea laetabere morte?‟<br />
„Bringst du irgendeine Hoffnung auf Licht?‟ sagt er (Iason zu Medea),<br />
„nempe kommst du aus Mitleid mit meinem Unglück? Oder wirst du<br />
dich auch über meinen Tod freuen?‟<br />
Meistens wird die Bedeutung oder Funktion von nempe in Fragen als eine Bitte um eine<br />
Bestätigung für etwas das eigentlich schon klar ist, interpretiert. So Langen (1880, 126):<br />
Nempe “deutet … an, dass die Frage eigentlich überflüssig ist, indem der Fragende es<br />
schon so wissen kann oder als sicher annimmt, eine Frage im strengen Sinne des Wortes<br />
wird also nicht ausgesprochen, vielmehr eine als sicher richtig bezeichnete Voraussetzung,<br />
resp. Behauptung”. Allerdings sieht er, und das nicht nur in Fragen, eine Entwicklung<br />
(ib., 131): “Schon bei Terenz erscheint der Begriff von nempe mitunter etwas abgeschwächt<br />
und dient zur einfachen Bezeichnung der Ironie oder einer wahrscheinlichen<br />
Vermuthung”. Auch laut OLD erwartet der Fragende, dass er richtig liegt: “(introducing a<br />
question framed in the form of an expected answer) So it may be assumed that ...?” Hand<br />
(1845, 159 ff.) und Georges gehen von einer mit Überzeugung oder Verwunderung ausgesprochenen<br />
Frage aus, wenn diese nempe enthält.<br />
Lewis & Short sind auf dem richtigen Weg, wenn sie die Frage mit nempe auf das<br />
Vorige beziehen: „In questions, to ask a more precise or emphatic statement of something<br />
already said‟. Wenn man die Fragen und deren Kontext nämlich genauer betrachtet, fällt<br />
auf, dass der Fragesteller immer auf etwas, das jemand gesagt oder – seltener und möglicherweise<br />
als spätere Entwicklung – getan (siehe Beispiel 6) hat, reagiert. Mehr noch:<br />
Die Verben, die in den Fragen verwendet werden, beziehen sich häufig auf die Sprechsituation,<br />
wobei sie immer versuchen eine Interpretation der Worte oder eventuell Taten<br />
7 CIC. Brut. 14. part. 42. Tusc. 5, 12. SEN. Phaedr. 645. epist. 67, 6. VAL. FL. 7, 414. STAT.<br />
Theb. 7, 544. 10, 709. silv. 5, 1, 249. Abhängig von der Edition könnte auch noch Persius (3, 1<br />
und 5, 67) dazukommen.