Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...
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Diskursmarker 19<br />
urbem defricuit, charta laudatur eadem.<br />
nempe ich habe gesagt, dass die Verse des Lucilius unregelmäßig sind.<br />
Wer ist ein so blinder Anhänger des Lucilius, dass er dies nicht zugibt?<br />
Aber eben jener wird (von mir) auf demselben Blatt gelobt, dass er die<br />
Stadt mit viel Witz verspottet hat.<br />
6. PLAVT. Poen. 553-4<br />
nos tu ne curassis: scimus rem omnem, quippe omnes simul<br />
didicimus tecum una, ut respondere possimus tibi.<br />
Mach dir um uns (deine Mit-Schauspieler) keine Sorgen: Wir wissen<br />
alles, quippe wir haben es alle gleichzeitig mit dir gelernt, damit wir dir<br />
replizieren können.<br />
Ein Diskursmarker in meiner Terminologie evaluiert die Beziehung zwischen dem<br />
folgenden Text und dem (sprachlich ausgedrückten) Ko- oder (allgemeineren) Kontext,<br />
und evaluiert nicht die Proposition selbst. Als Beispiel für das Englische kann man an<br />
indeed, in fact und besides (Traugott, 1997), für das Französische an bon, ben, eh bien,<br />
puis, donc und alors (u. a. Mosegaard Hansen, 1998) denken, für das <strong>Lateinische</strong> an nam,<br />
enim, autem, vero und at (Kroon, 1995). In Unterschied zu Konnektoren, die eine semantische<br />
Verbindung markieren, geben Diskursmarker dem Adressaten Instruktionen, wie<br />
der Diskurs zu strukturieren sei. Diese Verbindung muss nicht direkt über den Text konstruiert<br />
werden, sondern man kann sie, Berrendonner (1983, 230) zufolge, über den<br />
„Discourse Memory‟ („mémoire discursive‟) laufen lassen (e. g. Mosegaard Hansen,<br />
1998, 2006; Roulet, 2006). 22 Mosegaard Hansen (2006, 26) zufolge enthält der<br />
„developing mental model of the discourse‟ oder „mental discourse model under construction‟,<br />
wie sie den „Discourse Memory‟ nennt, u. a. Informationen aus vorigen Äußerungen,<br />
aus dem nicht-linguistischen Kontext und aus kontextuell relevanten sog. enzyklopädischen<br />
Kenntnissen. Dies ändert sich während des Gesprächs dauernd und steht beiden<br />
Gesprächspartnern zur Verfügung, muss aber nicht für beide identisch sein. Die Marker<br />
zeigen dann eine Beziehung zwischen einem Textsegment und Informationen, die im<br />
Gedächtnis gespeichert sind, an, und geben Instruktionen, wie diese zu verbinden sind.<br />
Da die Teile, die verknüpft werden, oft nur schwer oder überhaupt nicht textlich festzulegen<br />
sind, da sie nur auf eine Situation anspielen, ist diese Beschreibung hilfreich.<br />
Kroon (1995; 1998) unterscheidet auch situierende Diskursmarker („situating<br />
particles‟) von konnektiven Diskursmarkern („connective particles‟, nicht zu verwechseln<br />
mit den Konnektivpartikeln aus §3.3.3). Alle <strong>Partikeln</strong> haben zwar auf irgendeine Weise<br />
eine verbindende Funktion, aber nur wenn die verknüpften Einheiten im Text ausgedrückt<br />
sind, handelt es sich ihr zufolge um konnektive Diskursmarker. So ist nam ein<br />
konnektiver Diskursmarker, da es eben die Verbindung zwischen Textsegmenten markiert,<br />
enim jedoch ein situierender. Typisch für die situierenden im Gegensatz zu den<br />
konnektiven Diskursmarkern ist, dass sie mit anderen konnektiven Wörtern, wie<br />
Konnektoren, Konjunktionen oder konnektiven Diskursmarkern, verbunden werden können.<br />
So kann das situierende enim z. B. mit sed, quia oder at verknüpft werden (Kroon,<br />
1995, 172 ff.). Genau so möchte ich die Trennung zwischen extratextuellen (situierenden)<br />
22 Vergleichbar, aber nicht spezifisch für Diskursmarker, ist der Bezug auf den „contextual information‟<br />
in der „Relevance Theory‟ (e. g. Sperber & Wilson, 2004).