Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...
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<strong>Partikeln</strong> bei Rosén 23<br />
3.3.4. <strong>Partikeln</strong> bei Rosén<br />
Rosén (2009) hat neulich eine Einteilung der lateinischen <strong>Partikeln</strong> vorgenommen, die<br />
auf vier Funktionen basiert:<br />
1) Erzeugen von textueller Kohärenz (durch Konnektoren und konnektive Adverbien);<br />
2) Diskursorganisation und Steuern der Kommunikation (durch Diskursmarker);<br />
3) Modalisierung und illokutive Identifikation;<br />
4) Fokussierung.<br />
Sie definiert <strong>Partikeln</strong> auch negativ, d. h. als nicht zu irgendeiner anderen Gruppe gehörend<br />
und nicht flektierbar, sowie ohne eigenständige Bedeutung (nur in Beziehung zum<br />
Kontext). Zwischen den Gruppen gebe es Überschneidungen, außerdem könne eine Partikel<br />
verschiedene Funktionen haben, oder auch nicht immer Partikel sein. Wörter der ersten<br />
Gruppe koordinieren hauptsächlich Propositionen. Wörter der zweiten Gruppe zeigen<br />
Übergänge im Diskurs und in der Kommunikation an, markieren Kontinuität und Identität<br />
oder Wechsel und Veränderung (von Thema, Partizipant, temporale oder lokale Setting,<br />
Aktivität etc.), kurz, sie beziehen sich auf die literarisch-narratologische oder kommunikative<br />
Struktur des Textes. Sie können Teil der präsentationell-rhetorischen Strategie des<br />
Sprechers sein und damit die Planung des Diskurses zu erkennen geben. Auch was Skopus<br />
betrifft unterscheiden sich die Wörter der beiden Gruppen: Wo Wörter der ersten<br />
Gruppe sich nur auf Propositionen beziehen, können Diskursmarker sich auf alle möglichen<br />
Teile des Textes beziehen: z. B. auf Paragraphen, Sätze, Züge oder parenthetische<br />
Ausdrücke. Als Beispiele für Konnektoren nennt sie: et, ergo, immo, sed, tum, verum, für<br />
konnektive Adverbien: tamen, contra, idcirco und für Diskursmarker: autem, tum, nunc,<br />
ergo, igitur, postea, deinde, sed, porro, at, tamen. Die erste Gruppe deckt sich also ungefähr<br />
mit meinen Konnektoren sowie den Konnektivpartikeln, die zweite Gruppe sind die<br />
Diskursmarker. Allerdings bringt sie einige <strong>Partikeln</strong> in anderen Gruppen unter als ich es<br />
tun würde (z. B. ergo auch unter Konnektoren statt nur unter Diskursmarkern).<br />
Modalisierende <strong>Partikeln</strong> – die dritte Gruppe – nuancieren die Modalität einer Proposition,<br />
das heißt, sie bringen die Einschätzung des Sprechers bezüglich der Validität und<br />
Aktualität, sowie der Relevanz zum Ausdruck (ib., 321). Sie verdeutlichen auch die Emotionen<br />
des Sprechers, und können sogar die Illokution ändern. Amabo und quaeso gehören<br />
ihr zufolge hierzu, aber auch parenthetische Verben (credo, sentio) und profecto,<br />
nimirum, nempe, quippe, scilicet, videlicet sowie die Adverbien sane, vero, certe, aber<br />
auch iam und enim. Insgesamt also eine sehr heterogene Gruppe. Fokusmarker – die vierte<br />
Gruppe – heben eine Konstituente hervor, durch Exklusivität (solum, tantum,<br />
dumtaxat, quidem), Kontrast (quidem, autem) oder Expansion (quoque, etiam, et, vel;<br />
praesertim, praecipue, imprimis, maxime). Immer gibt es explizit oder implizit Alternativen.<br />
Wie die modalisierenden <strong>Partikeln</strong> drücken sie gewisse Emotionen des Sprechers<br />
aus.<br />
Zur Abgrenzung zwischen den vier Gruppen nennt sie vier Kriterien: ob Wörter von<br />
einer Gruppe zusammen in einem Satz vorkommen können (gehäuft), koordiniert, verneint,<br />
oder fokussiert werden können. Daraus ergibt sich dann folgende Tabelle (ib., 338):