Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...
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98<br />
§11.1.4<br />
(Mercurius:) Mein Vater hat mich hierher geschickt, um euch um etwas<br />
zu bitten, obwohl er wusste, dass ihr tun würdet, was euch als Befehl<br />
gesagt würde; quippe? qui er hatte verstanden, dass ihr ihn ehrt und<br />
fürchtet, wie es sich gehört bei Juppiter.<br />
Zum anderen fasst er sie als „affirmative‟ Partikel auf („hypotaktisch‟ genannt), also ohne<br />
fragenden Ton, die ihm zufolge schon in der Zeit von Plautus entstanden ist. Bei der affirmativen<br />
Partikel unterscheidet er wiederum drei Perioden. Erstens das alte Latein von<br />
Plautus und Terenz, wo nur die Kombination quippe qui (letzteres als Partikel, siehe<br />
§11.3.7.1) verwendet werde. Zweitens das „goldene Latein‟ (ungefähr Cicero bis Livius),<br />
wo die Partikel noch als eine selbständige Einheit gelte, mit einem Komma oder Semikolon<br />
danach gekennzeichnet, 8 oft vor einem Relativum, eine Konjunktion oder einer kausalen<br />
Partikel (Beispiel 2, hier mit Komma, wie Lerche das tut). Drittens das „silberne<br />
Latein‟ (ab Livius), wo es explikativ werde, wie certo, scilicet oder enim; hier folge meistens<br />
ein Hauptsatz oder Partizip. Allerdings gebe es auch Autoren, die auf den älteren<br />
Gebrauch zurückgreifen, also ein Relativum oder Konjunktion folgen lassen.<br />
2. (= 28) CIC. Mil. 47 primum certe liberatur Milo non eo consilio profectus<br />
esse, ut insidiaretur in via Clodio: quippe, si ille obvius ei futurus<br />
omnino non erat.<br />
Erstens kann Milo sicher von der Beschuldigung befreit werden, dass er<br />
mit der Absicht aufgebrochen sei, Clodius auf der Straße aufzulauern;<br />
quippe, wenn gar nicht zu erwarten war, dass jener ihm entgegenkommen<br />
würde.<br />
Ob sich die ursprüngliche Kurzfrage in den uns überlieferten Stellen noch belegen<br />
lässt, wie Lerche behauptet, ist zweifelhaft. Im Allgemeinen fasst man den ursprünglichen,<br />
fragenden Gebrauch als schon ausgestorben auf, aber hin und wieder, vor allem<br />
wenn enim folgt, wird quippe doch noch als selbständige Einheit verstanden, dann aber in<br />
der <strong>epistemische</strong>n Bedeutung „of course, naturally‟ (OLD 1b); in den Editionen wird das,<br />
wie wir bei Lerche schon gesehen haben, gekennzeichnet durch ein Komma nach der Partikel.<br />
Laut Vallejo (1948), der sich vor allem mit der Kombination quippe qui auseinandergesetzt<br />
hat (siehe unten §11.3.7.1), ist die interrogative Variante auch bereits vor Plautus<br />
ausgestorben. 9 Bei Cicero findet man ihm zufolge zum ersten Mal quippe als exklamatives<br />
– also nicht als interrogatives – Adverb, auch wieder vor allem wenn enim folgt<br />
(ib., 217 f.). Nuñez (2001, 519 f.) fasst den ursprünglichen Gebrauch ebenfalls bereits als<br />
obsolet auf, unterscheidet aber neben dem Gebrauch von quippe in einem erklärenden<br />
Satz einen, bei dem es keinen erklärenden Satz gibt und die Partikel demnach lediglich<br />
ein selbständiges affirmatives Adverb ist, anscheinend auch dies wieder wenn enim folgt<br />
(ib., 520). (Für die Verbindung von quippe mit enim s. u. §11.3.3 und §11.3.7.1).<br />
8 Diesen Regel verlässt Lerche (1910, 36) allerdings schon bei Cicero, wenn ein Substantiv oder<br />
Partizip folgt.<br />
9 Er sieht als Ursprung quippe? :: quippe …, also mit zwei Sprechern; dann sollte also ein quippe<br />
weggefallen sein.