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176 §13.3.4.1<br />
eine andere Person das „Commitment‟ übernehmen. 19 Byloo, et al. (2007, 51 ff.) würden<br />
sie in diesen Fällen „Speech act modifiers‟ nennen.<br />
13.3.4.1. In Fragen<br />
Man würde eine performative Partikel nicht in einer Frage erwarten (siehe Kapitel 4.2.4),<br />
was für nimirum auch zutrifft: Es steht nie in einem mit einem Fragewort deutlich als<br />
Frage gekennzeichneten Satz. Trotzdem folgt, wie einige Male bei scilicet und videlicet,<br />
fünfmal 20 in den Editionen ein Fragezeichen am Ende des nimirum-Teils, allerdings nur<br />
bei rhetorischen und meist ironischen Fragen. Der Sprecher nennt spottend eine laut ihm<br />
in den Augen des Gegenübers oder einer anderen Person ganz klare Tatsache (Beispiel<br />
36). Der Sprecher steht nicht mehr hinter der Aussage, womit nimirum seine eigentliche<br />
Funktion verloren hat und ein „Speech act modifier‟ geworden ist.<br />
36. APVL. met. 4, 25, 5 ad haec anus iratior dicere eam saeviore iam vultu<br />
iubebat, quid, malum, fleret vel quid repente postliminio pressae quietis<br />
lamentationes licentiosas refricaret; „nimirum‟ inquit „tanto compendio<br />
tuae redemptionis defraudare iuvenes meos destinas?‟<br />
(Räuber haben ein reiches Mädchen entführt.) Darauf befahl ihr die alte<br />
Frau, schon wütender und mit böserem Gesichtsausdruck, zu sagen,<br />
warum, zum Teufel, sie weine oder warum sie plötzlich nach tiefem<br />
Schlaf wieder mit ihren maßlosen Wehklagen anfange; „nimirum hast<br />
du vor‟ sagte sie, „meine Männer um so viel Lösegeld für deine Freilassung<br />
zu bringen?‟<br />
Nur eine Stelle lässt tatsächlich auf einen fragenden Ton schließen: Man kann das<br />
Fragezeichen nicht weglassen (Beispiel 37). Nimirum steht hier auch wieder in einer rhetorischen<br />
Frage, aber in einer außergewöhnlichen Konstellation: Der Satz ist nicht ironisch<br />
gemeint und wird nicht einer anderen Person zugeschrieben. Es ist der Sprecher<br />
selbst, der als Beweis dafür, dass der Kaiser beim Unterricht gut aufgepasst hat, dessen<br />
Verwendung der „Schemata‟ nennt. Sicher würde keiner der früheren Kaiser das gemacht<br />
haben. Entweder ist diese Stelle falsch überliefert, oder Fronto verwendet hier nimirum<br />
außergewöhnlich. 21<br />
37. FRONTO p. 88, 24- 89, 3 mihi … nunc cum maxime florere, quae<br />
didicisti, atque adolescere videntur …; nimirum quisquam superiorum<br />
imperatorum … his figurationibus uteretur, quae Graeci schemata<br />
vocant?<br />
19 Der „locuteur‟ und der „énonciateur‟ sind also nicht mehr die gleiche Person, siehe Kapitel<br />
8.2.2.<br />
20 TRAG. inc. 149 (nimirum könnte allerdings noch zum vorigen Satz gehören), SIL. 11, 151,<br />
FRONTO p. 88, 29 (Beispiel 37). p. 150, 21 und APVL. met. 4, 25, 5 (Beispiel 36). Vgl. Hand<br />
(1845, 207). Man könnte sich bei CIC. S. Rosc. 39 auch ein Fragezeichen vorstellen.<br />
21 Manche Kommentatoren streichen nimirum: num Cornelissen, etenim num Orth.