Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...
Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...
Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Profecto 197<br />
Man sieht bei plane noch deutlich die verschiedenen Stufen der Entwicklung synchronisch<br />
nebeneinander stehen sowie eine Tendenz zur Subjektivierung (siehe Kapitel 5.1):<br />
Adverb der Art und Weise, Intensitätspartikel und Satzadverb (und später adversativer<br />
Diskursmarker). Nur als Satzadverb ist es ein „Commitment‟-Marker.<br />
14.6.2. Profecto<br />
Ursprünglich ist profecto 19 (TLL X 2, 1669, 32 ff.) 20 wahrscheinlich 21 eine Kombination<br />
von pro und facto (Ablativ von factum) „entsprechend der Tatsache‟. 22 Einen ähnlichen<br />
Ursprung mit „Tat‟ – wenn auch anders als das lateinische pro immer mit der Präposition<br />
„in‟ – haben englisch in fact und indeed, niederländisch in feite und inderdaad, oder<br />
deutsch in der Tat. Diese Kombinationen haben sich in den verschiedenen Sprachen zwar<br />
unterschiedlich entwickelt, was aber für einen Vergleich gerade interessant ist. Traugott<br />
& Dasher (2002, 159 ff.) stellen die Entwicklung von indeed als folgt da (siehe auch oben<br />
S. 44): Aus der Kombination „in action/ practice‟ ist ein Adverb mit <strong>epistemische</strong>r Bedeutung<br />
entstanden: „in actuality, certainly‟. Daraus ist ein <strong>epistemische</strong>s Modaladverb entstanden,<br />
das das „Commitment‟ des Sprechers bezüglich der Wahrheit der Proposition<br />
ausdrückt. Wie viele Ausdrücke, die einen hohen Grad der Sicherheit vermitteln, wird oft<br />
ein Kontrast mit was vorangegangen ist, suggeriert. Daraus ist dann ein additiver Diskursmarker<br />
entstanden: „what's more‟: Der Sprecher zeigt an, dass was folgt passender ist<br />
für die Argumentation als was vorangegangen ist. Sehr vergleichbar mit indeed ist die<br />
Entwicklung bei in fact (Schwenter & Traugott, 2000; Traugott & Dasher, 2002, 165<br />
ff.). 23 Anders als in fact kann indeed aber Zustimmung zu einer vorigen Äußerung ausdrücken<br />
(trotz anderen Erwartungen) und kann so auch allein vorkommen. Indeed kann<br />
auch ausdrücken, dass der Sprecher etwas schon wusste, in fact präsentiert dagegen neue<br />
Informationen. Die vermutliche Entwicklung von profecto und indeed/ in fact sind sich<br />
sehr ähnlich: Präpositionsgruppe > Adverb > Satzadverb, das „Commitment‟ ausdrückt.<br />
Die Entwicklung zu einem Diskursmarker scheint aber bei profecto nicht stattgefunden<br />
zu haben. Das „Commitment‟ ist auf „Aktualität‟ basiert (vgl. vero §14.6.5). Wie in fact<br />
kommt profecto nicht alleine als Zustimmung vor. Typisch ist, dass profecto oft mit einer<br />
Negation verbunden wird (Beispiel 17 nemo), was auf eine interaktionale Funktion weist.<br />
Negationen steuern nämlich den Adressaten, indem sie immer eine Verneinung der positiven<br />
Variante sind (vgl. Martin & White, 2005, 118). Es kann auch in Kontrasten vor-<br />
19 Núñez (2002) unterscheidet innerhalb profecto, genau wie bei certe, einen „objektiven‟ und<br />
einen „subjektiven‟ Gebrauch, siehe Anm. 12 für Kritik.<br />
20 Verfasser: Ramminger (1999).<br />
21 Rosén (2009, 355) hat aus nicht näher spezifizierten phonologischen Gründen Zweifel.<br />
22 Leumann (1977, 270), Fruyt (1990, 190, 202 f.), TLL X 2, 1669, 32 ff.<br />
Vgl. TLL VI 1, 128, 27 f. und X 2, 1669, 33: einzige Stellen mit pro facto: CIC. Att. 13, 1, 2 istuc<br />
iam pro facto habeo (profecto als Variante). OV. am. 2, 13, 6 est mihi pro facto.<br />
23 Vgl. Aijmer & Simon-Vandenbergen (2004, 1787 ff.): „the core meaning of in fact is to signal<br />
the speaker‟s attitude that something is in reality or in truth the case‟ (ib., 1790). Sie stellen es unter<br />
die „expectation markers‟.