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Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...

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Etymologie 165<br />

kommt, ist unbekannt, da man es in der Überlieferung nicht von nimirum unterscheiden<br />

kann; 5 allerdings gibt es ni mirum est gar nicht.<br />

6. TER. Andr. 598 age igitur, ubi nunc est ipsus? :: mirum ni domist.<br />

Sag mal, wo ist er nun selber? :: Es wäre ein Wunder, wenn er nicht<br />

daheim ist.<br />

7. PLAVT. Capt. 823-4 edictiones aedilicias hic quidem habet,<br />

mirumque adeost, ni hunc fecere sibi Aetoli agoranomum.<br />

Er erlässt Edikte nach Art eines Ädils, und es soll mich sehr wundern,<br />

wenn die Ätolier ihn nicht zu ihrem Marktvorsteher gemacht haben.<br />

8. PLAVT. Pseud. 1216 mira sunt, ni Pseudolust.<br />

Es wäre ein Wunder, wenn das nicht Pseudolus ist.<br />

9. PLAVT. Pseud. 1213 tu, nisi mirumst, leno, plane perdidisti mulierem.<br />

Du hast, Kuppler, wenn es nicht wunderbar zugeht, dein Mädchen ganz<br />

und gar verloren.<br />

Für die zweite Erklärung spricht erstens, dass man ni(si) mirum oder mirum ni(si)<br />

durch nimirum ersetzen kann, ohne etwas an der Konstruktion des Satzes ändern zu müssen,<br />

6 da es keine weitere untergeordnete Konstruktion hat und nicht zurückverweist.<br />

Zweitens – eine etwas unsichere Begründung –, dass es etwas leichter zu einer allgemeinen<br />

„Commitment‟-Marker-Bedeutung von nimirum führt, wogegen die erste eher auf<br />

Selbstverständlichkeit hinzuweisen scheint, 7 was bei nimirum nicht üblich ist (siehe<br />

§13.3). Drittens würde es erklären, weshalb nimirum nicht allein vorkommt (siehe §13.2):<br />

mirum nisi oder nisi mirum tun das auch nicht, non mirum u. ä. dagegen schon. Viertens<br />

kommt nimirum si oder nimirum mit AcI nicht vor, was man als Entwicklungsstufe bei<br />

der ersten Erklärung erwarten würde. Als Parallele zu mirum ni(si) könnte man außerdem<br />

an mirum quantum denken, dem ebenfalls ursprünglich ein Satz untergeordnet war, das<br />

aber irgendwann auch adverbial benutzt wurde, wenn auch ohne Inversion (siehe Beispiel<br />

4). Eine endgültige Entscheidung ist schwierig.<br />

Wie auch immer, man sieht hier wieder Entwicklungen, die bei einer Grammatikalisierung<br />

stattfinden: Dekategorialisierung (kein Prädikat mehr), Bindung auf lokalem Niveau<br />

und phonologische Reduktion, sowie Subjektivierung, indem es ein „Commitment‟-<br />

Marker geworden ist (siehe Kapitel 5). Bei beiden Erklärungsansätzen sehen wir ein negatives<br />

Element in nimirum, ob eine Negation, oder eine negierte Kondition. Bemerkenswert<br />

ist, dass <strong>epistemische</strong> Wörter auch in anderen Sprachen öfter mittels einem negativen<br />

Ausdruck konstruiert sind (vgl. Ramat & Ricca, 1998, 238): im <strong>Lateinische</strong>n<br />

noch sine dubio, Deutsch „ohne Zweifel‟, aber auch „sicher‟, das von securus „ohne Sorgen‟<br />

kommt.<br />

5 So wird manchmal ni mirum (getrennt) in den Editionen gedruckt: AFRAN. com. 398, COM.<br />

pall. inc. 5, TRAG. inc. 149, LABER. mim. 111 (alle bei Ribbeck) und in der Lukrezausgabe von<br />

Martin (1992).<br />

6 Was im Nebensatz von mirum ni(si) steht, kommt dann natürlich im Hauptsatz zu stehen.<br />

7 Vgl. Simon-Vandenbergen & Aijmer (2007, 168), die das niederländische „het is geen wonder‟<br />

einen Ausdruck von Selbstverständlichkeit nennen.

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