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Argumentative Konzessionen 223
(Beispiel 87 fateor), obwohl es auch nicht immer klar ist, ob die Konzession wirklich von
sine dubio ausgelöst wird.
85. PLIN. nat. 33, 79 iussit excoqui magnum pondus et plane fecit aurum
excellens, sed ita parvi ponderis, ut detrimentum sentiret.
Er (Kaiser Gaius) ließ eine große Menge auskochen und stellte ohne
Zweifel exzellentes Gold her, aber von so geringem Gewicht, dass er
den Verlust spürte.
86. OV. am. 3, 7, 59-60 digna movere fuit certe vivosque virosque;
sed neque tum vixi nec vir, ut ante, fui.
Sie konnte sicher jeden, der am Leben war und ein Mann, in Bewegung
versetzen, aber weder habe ich damals gelebt, noch war ich ein Mann
wie zuvor.
87. SEN. epist. 100, 11 non erunt sine dubio singula circumspecta nec in se
collecta nec omne verbum excitabit ac punget, fateor, …, sed multum
erit in omnibus lucis, sed ingens sine taedio spatium.
Ohne Zweifel werden nicht alle Einzelheiten beachtet sein noch richtig
zusammengestellt, und nicht jedes Wort wird Aufsehen erregen und
beunruhigen, das gebe ich zu, …, aber es wird in allem viel Licht geben,
und große Strecken ohne Verdruss.
Da der erste Teil einer argumentativen Konzession typischerweise an den Adressaten
appelliert, sind es gerade solche Wörter, die an sich schon eine Funktion in der Interaktion
haben, die eine konzessive Beziehung hervorrufen. Das erklärt diesen Gebrauch gerade
bei sane und scilicet, und es erklärt auch, weshalb es bei nimirum, profecto und
videlicet eben nicht vorkommt, da diese typischerweise den Standpunkt des Sprechers
betonen. Für scilicet im ersten Teil einer Konzession, und allgemein in einer „Basis‟, siehe
Kapitel 12.3.1, für sane §14.6.3. Für fortasse, das Zweifel ausdrückt, sind auch Stellen
überliefert, die man deutlich unter argumentative Konzession einreihen kann (Beispiel
88). 67
88. CIC. Phil. 2, 108 erant fortasse gladii, sed absconditi nec ita multi.
Es gab vielleicht Schwerten, aber versteckte und nicht so viele.
Auffällig an all diesen Stellen ist aber, dass, abgesehen von sane, keine in einer hypothetischen
Konzession vorkommt, sondern alle in faktischen. Immer also gibt es einen Indikativ,
keinen Konjunktiv oder Imperativ in der Konzession. Verwunderlich ist das nicht:
Wie angezeigt in §14.7.2, ist ein Imperativ nur bei sane und vero möglich, und überhaupt
ist eine nicht-faktive Proposition kaum mit einem „Commitment‟-Marker kompatibel.
Sane dagegen ist in diesem Gebrauch kein „Commitment‟-Marker, so dass hier durchaus
hypothetische Propositionen möglich sind (Beispiel 89).
67 Vgl. Hand (1832, 724). Siehe auch TLL III 934, 52 ff. zu fortasse …, certe … in einer konzessiven
Beziehung. Aber vgl. p. 935, 21 ff. wo etwas Unsicheres (fortasse) etwas Sicherem (certe)
gegenübergestellt wird.