Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...
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170 §13.3.1<br />
Dies alles aber sind lediglich Kontexte, mit denen nimirum sehr gut kompatibel ist: Das<br />
Wort selbst drückt nur ein hohes „Commitment‟ seitens des Sprechers aus. Mit nimirum<br />
drückt der Sprecher aus, dass der Inhalt für ihn ganz klar ist. Manchmal wirkt es sogar so,<br />
als ob dem Sprecher plötzlich selbst etwas einfällt. Es geht nicht um schon bekannte Informationen,<br />
sondern um neue, weshalb nimirum fokussierend auf den Inhalt wirken<br />
kann. Manchmal scheint nimirum nicht nur Zuversicht, sondern, wie scilicet auch Selbstverständlichkeit<br />
auszudrücken (Beispiel 21, hier scheint es aber auch spottend zu sein).<br />
Dies ist aber selten der Fall und kann zu den Nebeneffekten gezählt werden.<br />
21. CIC. Verr. II 4, 4 unum Cupidinis marmoreum Praxiteli – nimirum<br />
didici etiam, dum in istum inquiro, artificum nomina.<br />
ein marmorner Cupido des Praxiteles – nimirum ich habe auch die Namen<br />
der Künstler gelernt, während ich gegen ihn (Verres) ermittelt habe.<br />
In den folgenden Abschnitten wird die hier dargestellte Funktion von nimirum weiter<br />
untermauert. Bei scilicet und videlicet gibt es deutliche Unterschiede in der Möglichkeit<br />
zur Kombination mit der ersten und zweiten Person des Verbs sowie mit einem Futur;<br />
deswegen werden diese Möglichkeiten auch bei nimirum untersucht (§13.3.1). Auch in<br />
Reaktionen wird die Funktion von nimirum deutlich (§13.3.2). Es folgen einige Bemerkungen<br />
zum Skopus von nimirum (§13.3.3). Da nimirum wie alle „Commitment‟-Marker<br />
performativ ist, würde man es weder in einer Frage noch in einer Hypothese erwarten;<br />
das letzte verhält sich tatsächlich so, das erste allerdings weniger. In Fragen (§13.3.4.1)<br />
sowie in ironischen Kontexten (§13.3.4.2) ist es kein „Commitment‟-Marker mehr, sondern<br />
ein „Speech act modifier‟. Die Kombination mit anderen <strong>Partikeln</strong> kann auch etwas<br />
über die Funktion aussagen (§13.3.5).<br />
13.3.1. Kombination mit erster und zweiter Person sowie Futur<br />
Wie wir gesehen haben, ist scilicet typisch intersubjektiv, in dem Sinne, dass es den Adressaten<br />
mit einbezieht. Videlicet dagegen ist eher neutral was den Adressaten betrifft,<br />
oder sogar sehr sprecherbezogen. Dieser Unterschied spiegelt sich in der Personalform<br />
des Verbs wider: Scilicet kann ohne weiteres mit der ersten Person vorkommen, videlicet<br />
eher selten, und wenn, dann meistens ironisch (siehe Kapitel 12.3.2). Scilicet und<br />
videlicet kommen beide ungefähr gleich oft mit der zweiten Person vor, allerdings ist scilicet<br />
dann eher solidarisch mit dem Adressaten, videlicet eher autoritär (siehe Kapitel<br />
12.3.3).<br />
Nun zu nimirum: Verglichen mit scilicet kommt es relativ selten mit der ersten Person<br />
vor, aber das liegt wohl daran, dass scilicet gerade sehr häufig mit der ersten Person<br />
vorkommt. 9 Nimirum kommt zwar relativ gesehen öfter als videlicet mit der ersten Person<br />
vor, dies ist aber statistisch nicht signifikant. 10 Anders als videlicet sind die Stellen bei<br />
9 Nimirum: 10,6 % der Stellen in Prosa ohne die Nebensätze (also nur 15-mal), scilicet: 21,9 % (p<br />