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Pragmatische Motivation 235<br />
saten in seinen Blickwinkel mit ein, sondern stellt etwas als neutral oder allen im Allgemeinen,<br />
auf jeden Fall aber dem Sprecher, als evident dar. Es erzeugt keine Solidarität.<br />
Nimirum drückt ein hohes ‘Commitment’ des Sprechers dem Inhalt der Proposition gegenüber<br />
aus. Der Sprecher möchte Informationen darüber geben, worüber seiner Vermutung<br />
nach Zweifel möglich ist, und unterstreicht deshalb mittels nimirum, dass kein Zweifel<br />
nötig ist. Anders als scilicet bezieht nimirum nicht den Adressaten mit ein, wird also<br />
nicht verwendet, um Solidarität zu erzeugen. Plane, sane und vero sind anders, da sie<br />
auch andere Funktionen als ‘Commitment’ ausdrücken können, entweder weil eine frühere<br />
Phase der Entwicklung noch aktiv ist, oder weil sie sich weiter entwickelt haben.<br />
<strong>epistemische</strong><br />
Satzadverbien im<br />
engen Sinne<br />
evidentielle Satzadverbien<br />
Erwartungs-<br />
Adverbien<br />
allgemeine<br />
‘Commitment’-<br />
Marker<br />
certe, certo videlicet scilicet<br />
nimirum, profecto,<br />
sine dubio<br />
(kein vollständiges<br />
‘Commitment’:)<br />
fortasse<br />
(nicht in allen<br />
Funktionen:)<br />
plane, sane, vero<br />
Tabelle 34 ‘Commitment’-Marker<br />
Es gibt einige gemeinsame Eigenschaften der ‘Commitment’-Marker (siehe Kapitel<br />
14.2), wozu u. a. zählt, dass sie performativ sind, also nur das ‘Commitment’ des Sprechers<br />
im Moment des Sprechens ausdrücken können. Deswegen können sie nicht in der<br />
Protasis einer Kondition vorkommen und nur bedingt in Fragen und in ironischen Sätzen.<br />
Kategorien der Subjektivität oder Objektivität helfen nicht für das bessere Verständnis<br />
dieser Wörter, es sind nur sinnvolle Kategorien, wenn man ihre Entwicklung beschreiben<br />
will (siehe §15.4). Ich gehe davon aus, dass alle ‘Commitment’-Marker neutral sind, was<br />
die Subjektivität angeht, außer man möchte alle ‘Commitment’-Marker ‘subjektiv’ nennen,<br />
indem sie sich aus ‘objektiven’ Ausdrücken entwickelt haben.<br />
15.3.1. Pragmatische Motivation<br />
Es ist wichtig, nicht nur zu untersuchen, was diese Wörter bedeuten, sondern auch, warum<br />
der Sprecher solche Wörter überhaupt verwendet, was seine pragmatische Motivation<br />
ist. Der Sprecher kann verschiedene Gründe haben, einen ‘Commitment’-Marker zu<br />
benutzen. Aus pragmatischer Sicht ist interessant, warum der Sprecher überhaupt sein<br />
‘Commitment’ ausdrückt, da man auch ohne ‘Commitment’-Marker normalerweise davon<br />
ausgeht, dass der Sprecher hinter seiner Aussage steht.