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160 §12.7<br />
12.7. Vergleich mit englischen evidentiellen Markern<br />
12.7.1. Scilicet: of course und obviously<br />
Vergleichbar mit scilicet ist im Englischen vor allem of course und in geringerem Maße<br />
obviously. Of course 53 gehört nach Simon-Vandenbergen & Aijmer (2003; 2007, 172 ff.)<br />
zu den Adverbien der Erwartung, obviously zu den evidentiellen Adverbien. Aus Übersetzungen<br />
von obviously in andere Sprachen stellt sich ihnen zufolge aber heraus, dass<br />
auch hier ein Aspekt der Erwartung mit eingeschlossen ist. Nach Wichmann, et al. (2010,<br />
124 ff.) kann of course zwei Bedeutungen haben: eine <strong>epistemische</strong> – womit sie<br />
„Commitment‟-Marker meinen – oder evidentielle („naturally‟) und, als Entwicklung daraus,<br />
eine intersubjektive („shared knowledge‟), vergleichbar mit scilicet. Daraus ist außerdem<br />
in der gesprochenen Sprache ein Marker der Interaktion entstanden, wie you<br />
know. 54 All diese Bedeutungsentwicklungen gibt es gleichzeitig im modernen Englischen.<br />
Simon-Vandenbergen & Aijmer (2003) beschäftigen sich vor allem mit der Prosodie<br />
der Aussagen, die im Fall von scilicet naturgemäß nicht mehr nachzuvollziehen ist,<br />
sicher aber eine Rolle gespielt hat.<br />
Wie scilicet beziehen of course und obviously den Adressaten mit ein: Of course zeigt<br />
„knowledge (that should be) shared by addressee‟ (2007, 176) an, obviously bedeutet oft<br />
„it is obvious to the hearer or to everyone‟, eher als „it is obvious to me‟ (ib., 172); im<br />
letzten Fall wird also nicht deutlich zwischen Adressaten und Publikum im Allgemeinen<br />
unterschieden. Wie scilicet können of course und obviously etwas als bekannt in den Hintergrund<br />
stellen („Basis‟), um dann wichtigere Informationen zu liefern: of course …, but<br />
bzw. obviously …, but …. (ib., 178, 307). Umgekehrt kann of course auch, anders als<br />
obviously, aber wie scilicet (wenn auch selten), gerade etwas in den Vordergrund stellen:<br />
not x but of course y.<br />
Of course kann verschiedene Funktionen erfüllen. Ein Sprecher kann es, wie scilicet,<br />
aus Höflichkeit benutzen, um das Gesicht zu wahren. Entweder das des Adressaten, indem<br />
der Sprecher annimmt, dass dieser auch Bescheid weiß; damit erzeugt er Solidarität.<br />
Oder das des Sprechers, indem dieser sich nicht als naiv darstellt; damit zeigt er, anders<br />
als es bei scilicet der Fall zu sein scheint, gerade Überlegenheit.<br />
Obviously kann in Kombination mit einem Verb in der ersten oder zweiten Person<br />
vorkommen, um Solidarität auszudrücken. Mit einem Verb in der zweiten Person kann<br />
aber auch diese Person (also der Adressat) von der Gruppe, der es evident ist, ausgeschlossen<br />
sein („you're obviously not very good at it‟). Bei scilicet ist dies nicht möglich:<br />
Dafür ist es anscheinend zu sehr ein Erwartungsadverb. In einem reagierenden Zug<br />
kommt obviously, wie gesagt (§12.3.6), nicht vor, oder wäre fast sarkastisch. Simon-<br />
Vandenbergen & Aijmer (ib., 309) erklären das damit, dass obviously noch zu sehr eine<br />
evidentielle Bedeutung hat.<br />
53 Vgl. auch Lewis (2003).<br />
54 Vgl. für das <strong>Lateinische</strong> ev. VERG. georg. 1, 282 (siehe Kommentar von Mynors, 1990) und<br />
§12.5.