Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...
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Ironie 55<br />
des negativen Gesichts des Adressaten ist. Er mildert diesen FTA, indem er positive Höflichkeit<br />
benutzt: Er tut als ob er davon ausgeht, dass Atticus das natürlich ohnehin vorhatte.<br />
1. CIC. Att. 13, 28, 1 hortos quoniam hodie eras inspecturus, quid visum<br />
tibi sit, cras scilicet.<br />
Weil du dir heute die Gärten ansehen wolltest, , wie sie dir<br />
gefallen haben, natürlich morgen .<br />
<strong>Partikeln</strong> oder Diskursmarker sind nicht an sich höflich oder unhöflich, können aber<br />
in bestimmten Kontexten eine Rolle spielen beim Vermitteln von (Un-)Höflichkeit. 2<br />
Weydt (2003) spricht lieber von Freundlichkeit, wozu (Abtönungs-)<strong>Partikeln</strong> beitragen<br />
können, indem sie zeigen, dass der Sprecher sich über die Gefühle des Adressaten Gedanken<br />
macht.<br />
7.3. Ironie<br />
Vor allem <strong>Partikeln</strong> auf der Interaktionsebene – wie nempe – und „Commitment‟-Marker<br />
– wie scilicet, videlicet und nimirum – werden öfters in ironischen Kontexten verwendet.<br />
Dieser ironische Ton hat nur Sinn, wenn er auch beim Adressaten ankommt (vgl.<br />
Orlandini, 2002, 209), wozu <strong>Partikeln</strong>, die an den Adressaten appellieren, sehr gut geeignet<br />
sind. Der Sprecher missbraucht sozusagen diese Partikel. Ironie fasse ich sehr breit<br />
auf: 3 immer wenn der Sprecher nicht ernst ist in was er sagt, nenne ich es ironisch. Die<br />
genaue Sprecherintention ist freilich nicht immer klar zu erkennen, so dass es nicht immer<br />
leicht zu entscheiden ist, ob der Sprecher ironisch ist oder nicht. Die genaue Rolle<br />
von <strong>Partikeln</strong> in ironischen Kontexten ist leider noch wenig erforscht worden.<br />
7.4. Kohärenz<br />
Nicht nur aus interaktionalen Gründen werden <strong>Partikeln</strong> verwendet, sondern auch um<br />
Kohärenz in einem Diskurs klarzumachen. Üblicherweise werden bei der Untersuchung<br />
textueller Kohäsion konnektive Elemente betrachtet, Konjunktionen sowie Diskursmarker<br />
und lexikalische Wiederholungen (z. B. Halliday & Hasan, 1976). Aber eigentlich steht<br />
jeder Satz in Beziehung zu dem vorgehenden Satz oder Sätzen, und Kohärenz wird ständig<br />
zwischen dem Sprecher und dem Adressaten verhandelt. Thompson & Zhou (2000)<br />
haben die Rolle von Satzadverbien in der Kohärenz untersucht. Sie unterscheiden neben<br />
propositionaler Kohärenz eine evaluative, wie diese durch Satzadverbien bewirkt wird.<br />
Satzadverbien haben, vor allem wenn sie an der ersten Stelle des Satzes stehen, neben<br />
ihrer interpersonalen oft eine daraus hervorgehende textuelle, kohäsive Funktion. Deutlich<br />
sieht man diese Rolle in konzessiven Beziehungen: Das Satzadverb gibt dann ein<br />
Signal an den Adressaten, dass noch etwas folgen könnte, ohne selbst direkt eine konzes-<br />
2 Für eine kritische Besprechung über <strong>Partikeln</strong> und Höflichkeit vgl. Held (2003).<br />
3 Vgl. Ironie als „reversal of evaluation‟ bei Partington (2007).