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226 §14.7.8.4<br />
„Commitment‟-Marker mehr sein; Nuyts nennt sie dann „Speech act modifier‟: Sie geben<br />
der Aussage den ironischen Ton. Der Sprecher spielt mit dem „Commitment‟, indem er<br />
tut also ob er hinter der Aussage steht oder sich das „Commitment‟ des Adressaten vorstellt.<br />
Häufig mit Ironie werden nimirum (Kapitel 13.3.4.2), scilicet und videlicet (Kapitel<br />
12.3.8.2) benutzt, certo und sine dubio dagegen anscheinend gar nicht. Nur wenige Fälle<br />
nennt der TLL für certe, plane und profecto (Hand erwähnt keine Ironie bei diesen Wörtern),<br />
einige für fortasse (vgl. Hand, 1832, 726). Im Artikel certe wird Ironie nur beiläufig<br />
bei zwei Stellen genannt, scheint also nicht typisch zu sein, oder hat im TLL wenig<br />
Beachtung gefunden. Bei der ersten Stelle (97) gibt der Sprecher lachend (beachte ridens)<br />
zu, dass sein Gesprächspartner recht hat, aber dann folgt eine Erklärung, die dem anderen<br />
nicht so gefallen wird: Wenn dieser die Stadt gar nicht erst verloren hätte, hätte er sie<br />
auch nicht zurückgewinnen können. Man sieht hier deutlich, dass der Tonfall, wie certe<br />
ausgesprochen wird, wichtig ist (ridens), so gar so wichtig für das Verständnis, dass der<br />
Autor ihn explizit nennt. Die zweite, viel spätere, Stelle ist von Silius (98). Für profecto<br />
nennt der TLL beiläufig nur eine Stelle (99). Bei dieser gibt es einige Signale, mit denen<br />
der Sprecher ironisch die Glaubwürdigkeit der Geschichte anzeigt: ita credo, id erat<br />
profecto und im nächsten Satz (nicht meht zitiert) credamus hoc.<br />
97. CIC. Cato 11 „mea opera, Q. Fabi, Tarentum recepisti,‟ „certe,‟ inquit<br />
ridens, „nam nisi tu amisisses, numquam recepissem.‟<br />
„Dank mir, Q. Fabius, hast du Tarent wieder zurückerobert.‟ „Sicher,‟<br />
sagte er lachend, „denn wenn du es nicht verloren hättest, hätte ich es<br />
niemals zurückerobert.‟<br />
98. SIL. 1, 384-5 fallax Poene iaces; certe Capitolia primus<br />
scandebas victor.<br />
Da liegst du, hinterhältiger Punier; sicher hast du als erster siegreich<br />
das Kapitol erklommen.<br />
99. CIC. Quinct. 39 ita credo; hominem propinquum, tui observantem,<br />
virum bonum, pudentem, maiorem natu nolebas aut non audebas<br />
appellare …; id erat profecto.<br />
So war es, glaube ich: einen Verwandten, der dich hochachtet, einen<br />
rechtschaffenen Mann, ehrbar, älter als du, wolltest oder trautest du<br />
nicht, zu vermahnen …; so war es profecto.<br />
Die Ironie bei fortasse erklärt der TLL damit, dass es gar nicht um zweifelhafte Sachen<br />
geht, anscheinend in dem Sinn, dass der Sprecher überhaupt nicht sein „Commitment‟<br />
geben würde, und gibt dafür zwei Beispiele (Beispiel 100 und CIC. Phil. 8, 26). Hand<br />
(1832, 726) nennt zwei Fälle: Entweder nennt der Sprecher etwas wahrscheinlich, was er<br />
eigentlich kaum zugeben würde, oder er reagiert ironisch mit fortasse auf seinen Gesprächspartner<br />
(siehe oben Beispiel 11). Für vero und sane sind mir leider keine Daten<br />
bekannt, Risselada nennt aber einige Stellen, wo sane „sarkastisch‟ ist (Beispiel 101= 20<br />
Risselada 1998).<br />
100. CIC. leg. agr. 2, 51 non fuit tam diligens quam est Rullus aut fortasse<br />
emptorem ei loco reperire non potuit.