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166 §13.1.3<br />
13.1.3. Forschungsstand<br />
Über nimirum ist noch sehr wenig geforscht worden. Laut Hand (1845, 203) wird es in<br />
erklärenden oder erläuternden Sätzen verwendet, um etwas anzudeuten, das entweder an<br />
sich gleich verstanden wird oder worüber niemand sich wundert. Mit der letzteren Umschreibung<br />
berücksichtigt er also den Ursprung. Außerdem komme es vor allem in Meinungen<br />
vor. Kühner & Stegmann (1912, 809) sehen eine mehr spezielle Funktion: “führt<br />
eine Behauptung vor, die dem Leser vielleicht etwas gewagt erscheint, die man aber zu<br />
vertreten sich getraut”. Lewis & Short (1879) halten es allgemeiner: um eine Behauptung<br />
als unbestreitbar einzuführen. Sie übersetzen mit „without doubt, doubtless, indisputably,<br />
certainly, surely, truly‟, ähnlich wie das OLD: „without doubt, evidently, presumbably, of<br />
course‟, das allerdings mit „presumably‟ etwas vorsichtiger ist. Die Funktion von<br />
nimirum kann also noch deutlich präzisiert werden, siehe §13.3; zunächst aber noch zur<br />
Frage nach der präzisen Wortart von nimirum.<br />
13.2. Wortart<br />
Nimirum kommt nicht allein vor, weder als Antwort auf eine Entscheidungsfrage, noch<br />
auf irgendeine andere Weise: es gibt also keinen Beweis, dass es satzwertig und damit ein<br />
Satzadverb (siehe Kapitel 3.1) ist. Ein Problem ist allerdings, dass es wenig Belege für<br />
nimirum bei Plautus und Terenz gibt, weshalb alleinstehendes nimirum vielleicht zufällig<br />
nicht überliefert ist. Eine Erklärung könnte auch von der Etymologie ausgehen: mirum<br />
nisi oder nisi mirum kommen auch nicht allein vor, eine Negation mit mirum dagegen<br />
schon, was für die zweite Erklärung der Etymologie sprechen würde (siehe §13.1.2). Es<br />
könnte aber auch an der Bedeutung liegen, dass es für eine Antwort nicht so geeignet ist<br />
(siehe §13.3.2). Ob es auf der Ebene der Proposition oder auf einer höheren, wie der des<br />
kommunizierten Inhalts (FDG, siehe Kapitel 2.1 und 4.2.6), zu situieren ist – also inhaltlich<br />
zur Proposition gehört oder einen Kommentar zu dieser abgibt, ohne selbst Teil davon<br />
zu sein –, ist schwer zu entscheiden. Da es aber, wie scilicet und videlicet, einen<br />
Kommentar des Sprechers zum Inhalt der Aussage gibt und nicht anzeigt, wie sicher oder<br />
unsicher die präsentierten Fakten sind, ist vielleicht doch plausibler, dass es zum kommunizierten<br />
Inhalt gehört (siehe auch Kapitel 14.2.2). Wie scilicet und videlicet kann es in<br />
Nebensätzen vor der Konjunktion stehen (siehe §13.3.3.1), was auf einen gewissen selbständigen<br />
Status hinweist und nicht gut zu einer Partikel passt. Dass es keine verbindende<br />
Funktion hat, zeigt schon die Möglichkeit zur Kombination mit Konjunktionen wie et, ac,<br />
at, atque, sed (Beispiel 10) und auch mit dem Relativum (Beispiel 11), sowie mit igitur<br />
und itaque. Vor allem aber kann es auch ohne irgendeine Verbindung zum Kontext vorkommen:<br />
So wird es in Beispiel 12 gerade nach einem kleinen Topikwechsel verwendet,<br />
markiert durch sed.<br />
10. CIC. Tusc. 1, 52 est illud quidem vel maxumum animo ipso animum<br />
videre, et nimirum hanc habet vim praeceptum Apollinis, quo monet ut<br />
se quisque noscat.