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126 §12.1.2<br />

Scilicet ist eine relativ häufige Partikel, die sowohl in Prosa als in Poesie gut vertreten ist.<br />

In Prosa verwenden es Seneca der jüngere, und später Gaius und Apuleius verglichen zu<br />

den anderen <strong>Partikeln</strong> gern (siehe Appendix 16.1). Absolut gesehen kommt es wie immer<br />

am meisten bei Cicero vor, vor allem in seinen Briefen. In Poesie tritt es ab Plautus und<br />

Terenz auf und wird vor allem von Ovid relativ oft verwendet. Videlicet ist deutlich seltener<br />

als scilicet, und kommt außerdem kaum in Poesie vor: nur einige Male bei Plautus,<br />

Terenz und Lukrez. Ein Grund dafür könnte sein, dass vĭdēlĭcet durch die zusätzliche Silbe<br />

etwas schwieriger als scīlĭcet in den daktylischen Hexameter einzufügen ist 1 und außerdem<br />

nicht an der ersten Stelle des Verses stehen kann. In Prosa kommt es auch relativ<br />

gesehen sehr oft bei Cicero vor (vor allem in seinen Reden), sonst noch relativ häufig bei<br />

Quintilian. Gaius verwendet es gar nicht und Apuleius selten.<br />

Beide stehen gerne vorne im Satz, meistens an der zweiten möglichen Stelle: 2 scilicet<br />

ungefähr in 54% der Prosastellen, videlicet ungefähr in 60%. Auch an der ersten Stelle<br />

des Satzes kommt videlicet etwas öfter vor: scilicet ungefähr 25% der Prosastellen,<br />

videlicet ungefähr 30%. Scilicet kommt demnach etwas öfter weiter hinten im Satz vor, 3<br />

videlicet dagegen sehr selten. 4 Scilicet steht in Poesie meistens an der ersten Stelle des<br />

Satzes 5 sowie des Verses 6 .<br />

12.1.2. Etymologie<br />

Scilicet und videlicet haben einen ähnlichen Ursprung und dementsprechende Entwicklung:<br />

Beide sind eine Kombination einer Form eines Verbs (scire „wissen‟ bzw. videre<br />

„sehen‟) mit dem unpersönlichen Modalverb licet, vergleichbar mit ilicet aus einer Form<br />

von ire und licet. Meist geht man davon aus, dass der Infinitiv des Verbs eine Verbindung<br />

mit licet angegangen ist, 7 es gibt aber auch andere Ansichten (für eine Diskussion der<br />

verschiedenen Erklärungen der Etymologie vgl. Magni, im Erscheinen): 8 Hand (1836,<br />

199 f.) und Hahn (1948) leiten sie von dem Imperativ sci, vide und i, ab; sci, vide oder i<br />

1 Im daktylischen Hexameter stehen scilicet und videlicet außerdem immer vor einem Vokal oder<br />

h, sonst würde die letzte Silbe lang durch Position werden und würden sie nicht mehr in den daktylischen<br />

Hexameter passen.<br />

2 Wenn scilicet bzw. videlicet nach zwei eng zusammengehörenden Wörter folgt, habe ich es als<br />

an zweiter Stelle stehend gerechnet.<br />

3 Schon bei Cicero relativ oft, sonst vor allem später, bei Gaius, Gellius und Apuleius.<br />

4 Nur Cicero tut dies relativ häufig.<br />

5 Ungefähr 77%, ohne Plautus und Terenz ungefähr 81%.<br />

6 74% vom Total, 84% ohne Plautus und Terenz. Dies kann damit zu tun haben, dass es wegen des<br />

unklaren Einflusses von sc- nach Silben, die nicht von Natur aus lang sind, vermieden wird.<br />

7 Vgl. z. B. Fruyt (2008, 59), Ernout & Meillet (1979 (1932)), Walde & Hofmann (1954) und<br />

Skutsch (1914, 104); aus der Spätantike schon DON. Ter. Ad. 450: ut videlicet videre licet, sic et<br />

scilicet scire licet et ilicet ire licet. Dies könnte aber auch nur eine Bedeutungserklärung, keine<br />

Etymologie sein (vgl. Magni, im Erscheinen).<br />

8 In der Antike wurde scilicet auch als eine Kombination von scias und licet erklärt, was aber<br />

möglicherweise nur eine Bedeutungserklärung, keine Etymologie ist (FEST. p. 343 M. sci[s] licet,<br />

scias licet. PAVL. FEST. p. 50 M. scilicet pro scias licet); scias licet gibt es in der Antike, aber nur<br />

spät, bei beiden Seneca.

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