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Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...

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Ironie 151<br />

adraginta. vetus videlicet sicarius, homo audax et saepe in caede versatus.<br />

at hoc ab accusatore ne dici quidem audistis.<br />

Sextus Roscius hat seinen Vater getötet. Was für ein Mann? Ein verdorbener<br />

und von Taugenichtsen verführter junger Mann? Er ist über<br />

vierzig. Dann sicher ein alter Auftragsmörder, ein verwegener und häufig<br />

in Morde verwickelter Mann. Aber davon hat der Ankläger, wie ihr<br />

gehört habt, nicht einmal gesprochen.<br />

Außergewöhnlich ist, dass dreimal ein Fragewort vor videlicet steht, und zwar wiederum<br />

an; wie bei scilicet allerdings erst bei späteren Autoren. Entweder wird eine von zwei<br />

Alternativen ausgedrückt, oder eine andere Alternative schweigend angenommen, jedes<br />

Mal wieder mit videlicet in einer absurden Alternative (die Alternative in Beispiel 75, die<br />

auch deutlich vorzuziehen wäre, wäre, zu verschwinden). 45<br />

75. PETRON. 10, 1 „subduxisti te‟, inquam, „a praeceptoris colloquio.‟<br />

„quid ego, homo stultissime, facere debui, cum fame morerer? an videlicet<br />

audirem sententias, id est vitrea fracta et somniorum interpretamenta?‟<br />

„Du hast dich,‟ sage ich, „dem Gespräch mit dem Lehrer entzogen.‟<br />

„Was hätte ich, du Dummkopf, tun sollen, da ich am Verhungern war?<br />

Oder hätte ich vielleicht schlaue Sprüche anhören sollen, also Glasscherben<br />

und Traumdeutungen?<br />

12.3.8.2. Ironie<br />

Sowohl scilicet als auch videlicet werden, wie wir schon bei den Fragesätzen gesehen<br />

haben, regelmäßig in ironischen Kontexten verwendet. Der Sprecher stellt sich bei beide<br />

oft das „Commitment‟ des Adressaten vor, wenn er sich ironisch ausdrücken will. Wie<br />

wir gesehen haben, kommt videlicet in Kombination mit einem Verb der ersten oder<br />

zweiten Person fast nur ironisch vor. Auch bei scilicet in Verbindung mit der ersten Person<br />

ist natürlich wieder Ironie möglich:<br />

76. CIC. Sest. 127 mihi negas optandum reditum fuisse per familias<br />

comparatas et homines armatos? vim scilicet ego desideravi, qui, dum<br />

vis fuit, nihil egi, et quem, si vis non fuisset, nulla res labefactare<br />

potuisset.<br />

Du meinst, ich hätte mir eine Rückkehr durch gemietete Banden und<br />

bewaffnete Männer nicht einmal wünschen dürfen? Ich wünschte natürlich<br />

Gewalt, ich, der ich, als es Gewalt gab, nichts getan habe, und den,<br />

wenn es keine Gewalt gegeben hätte, nichts hätte ins Wanken bringen<br />

können.<br />

45 Sonst noch: PS. QVINT. decl. 17, 11 und GELL. 14, 1, 24.

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