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Abweichende Stellen 121<br />
was man noch begründen könnte, da es auf dieser Weise voran im Vers steht (s. o.<br />
§11.1.2). Beispiel 54 wäre einzigartig, wenn man quippe als Einleitung des Hauptsatzes<br />
nach dem Nebensatz mit ni sehen würde (wie das bei nempe möglich ist). Nicht ungewöhnlich<br />
ist quippe hier, wenn man es mit Skopus über den ganzen Satz nimmt, also inklusive<br />
ni, als Erklärung zu dem ersten Satz. Für 55 wird manchmal vorgeschlagen,<br />
quippe nur zu tuis zu ziehen, 62 womit es erklärend sein und außerdem am Anfang seiner<br />
Einheit stehen würde. Quippe mit nur einem Wort in seinem Skopus kommt allerdings<br />
nur selten vor (siehe Anm. 39). In 56 ist einzigartig, dass die Konjunktion -que vor<br />
quippe stehen würde. Man könnte sich bei 56 das Gleiche wie bei 55 vorstellen, also nur<br />
zu dolor gehörig, 63 allerdings wäre es dann wieder nur ein Wort und außerdem ohne Antezedens.<br />
64 Es gibt noch einige ungewöhnliche Stellen, 65 die man alle aber als erklärend<br />
bezeichnen kann, wenn man jeweils die beiden nachfolgenden Sätze zu der Partikel bezieht,<br />
wie das auch vor Fragen vorkommen kann (§11.3.4.3).<br />
Wo man die vorigen Stellen doch alle noch als erklärend interpretieren kann, scheint<br />
sich mit Plinius dem Älteren wirklich eine Änderung in der Funktion einzustellen: Man<br />
kann bei ihm quippe nicht immer nur erklärend definieren. So in Beispiel 57: Nach<br />
quippe cum folgt keine Erläuterung, warum es verschiedene Arten von Farben gibt, sondern<br />
eine Steigerung als Beweis: Es gibt so viele Arten, dass es nicht mal Namen dafür<br />
gibt. Deroux (1977) sieht eine Entwicklung bei Plinius, wo quippe wie nam „significatif‟<br />
wird, und paraphrasiert quippe an dieser Stelle mit „c'est ce qui explique que‟ (der erste<br />
Satz erklärt sozusagen den quippe-Satz statt umgekehrt: es fehlen Namen für die verschiedenen<br />
Arten Wolle, da es so viele Farben gibt). 66<br />
57. PLIN. nat. 8, 191 colorum plura genera, quippe cum desint etiam nomina<br />
iis, quas nativas appellant aliquot modis: Hispania nigri velleris<br />
praecipuas habet, Pollentia iuxta Alpes cani, Asia rutili, quas<br />
Erythraeas vocant, item Baetica, Canusium fulvi, Tarentum et suae<br />
pulliginis.<br />
Es gibt verschiedene Arten von Farben (der Wolle), quippe cum sogar<br />
Namen für die fehlen, welche man auf verschiedene Weisen naturfarben<br />
nennt: Spanien hat vorzügliche Schafe mit schwarzer Wolle,<br />
Pollentia in der Nähe der Alpen mit grauer, Asia mit rötlicher, die man<br />
62 Siehe Conington & Nettleship (1884) und Austin (1955).<br />
63 Vgl. SERV. ad loc. QVIPPE DOLOR quasi dolor, cuius natura haec est, ut adhibito remedio<br />
statim recedat. nam dolor consequens res est, non principalis: unde sublata causa etiam ipse statim<br />
recedit. hic ait 'quippe', nam infusa aqua inhaerens laxare coeperat telum, quod antea inferebat<br />
dolorem.<br />
64 Die einzige andere Stelle mit quippe ohne Antezedens (das man allerdings aus dem Kontext<br />
ableiten kann), die ich gefunden habe, ist PHAEDR. 3, 2, 5 quidam contra miseriti, periturae<br />
quippe, quamvis nemo laederet, misere panem, ut sustineret spiritum.<br />
65 Z. B. PLIN. nat. 2, 157, SIL. 5, 117, QVINT. decl. 338, 10 und TAC. ann. 2, 15, 2.<br />
66 Andere von ihm genannte Stellen: 10, 79. 11, 118. 18, 104 (wo er non vor fermentato konjiziert).<br />
Man könnte noch 2, 97 (An dieser Stelle wird in Übersetzungen quippe oft als kataphorisch<br />
aufgefasst, mit einem konzessiven Nebeneffekt, gefolgt von sed. Dies kommt aber sonst bei<br />
quippe nicht vor; bei nempe allerdings schon, siehe S. 82), 7, 171 und 11, 115 nennen.