18.11.2013 Aufrufe

Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...

Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...

Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

76<br />

§10.2.4<br />

10.2.4. Situierender Diskursmarker<br />

Nempe hat, wie wir an dem fragenden Charakter gesehen haben, oft eine interpretative<br />

Funktion. Typisch für eine Interpretation ist, dass sie auf etwas zurückgreift, was, wie wir<br />

sehen werden, immer für nempe gilt: Es hat eine deutliche konnektive Funktion, weswegen<br />

man es unter die Diskursmarker einordnen kann. Pinkster (2004, 197) gruppiert<br />

nempe wie nihilominus und tamen unter die „relationnels argumentatifs‟, die er nach<br />

Nøjgaard (1993) unterscheidet von den „connecteurs‟, Konnektoren im engeren Sinn<br />

(siehe Einleitung Kapitel 3.3.3). Allerdings treffen die meisten Merkmale der<br />

„relationnels argumentatifs‟ nicht für nempe zu, es:<br />

kommt kaum und erst spät (nur bei beiden Seneca, siehe S. 86) in Verbindung mit<br />

koordinierenden Konjunktionen vor (wie Pinkster auch selbst zugibt),<br />

hat nie nur einen Teil eines Satzes in seinem Skopus, 12<br />

kann nicht den Fokus eines Spaltsatzes („cleft focus‟) determinieren,<br />

hat keine freie Position im Satz: Es steht immer vorne (siehe §10.1.1),<br />

steht nicht in einem Befehl,<br />

steht nicht in einem untergeordneten Satz (höchstens am Anfang eines solchen 13 ).<br />

Besser kann man nempe, wie enim, den situierenden Diskursmarkern zuordnen. Damit hat<br />

es eine konnektive Funktion, aber nicht eine rein textuelle: Es kann auch auf den extratextuellen<br />

Kontext zurückgreifen und darauf aufbauen (s. u. §10.3.2.3 „konzessiv‟). Es ist<br />

also kein Konnektor im engeren Sinn und kann deshalb auch, wie enim, mit Konnektoren<br />

verbunden werden, wenn auch sehr selten (sed, igitur, ev. ergo 14 , siehe §10.4.1). Dass das<br />

selten geschieht, hängt möglicherweise damit zusammen, dass in dem nempe-Satz oft das<br />

Thema wieder aufgenommen wird, was Kohäsion bewirkt (siehe den nächsten Absatz).<br />

Außerdem steht es meistens an erster Stelle, was die eigene konnektive Funktion betonen<br />

könnte und wodurch es keinen Platz für Konnektoren gibt. Interessant ist, dass diese Stelle<br />

typisch ist für Fragepartikeln: Durch seine interpretative Funktion hat nempe nämlich<br />

eine gewisse Ähnlichkeit mit Fragepartikeln (siehe auch §10.5.2).<br />

10.2.5. Thema aufnehmen<br />

Ein wichtiger Aspekt von nempe, eigentlich ein Nebeneffekt seiner Funktion, ist der folgende:<br />

Im nempe-Teil wird oft ein Thema aus dem vorigen Satz aufgenommen, um daran<br />

etwas hinzuzufügen. So wiederholt der Sprecher häufig genau die gleichen Wörter oder<br />

Wortstämme in dem nempe-Teil aus dem vorhergehenden Teil, sowohl in Dialogen (Beispiel<br />

12: moriere - moriar) als in Monologen (Beispiel 13: furtis - furta). Oder er nimmt<br />

nach nempe einen Teil des vorigen Satzes auf, indem er ihn durch ein anaphorisches Pro-<br />

12 Höchstens einen elliptischen Satz, siehe Beispiel 20.<br />

13 Vor allem in Reaktionen, siehe Beispiel 5, 19, 46 und 36.<br />

14 Ergo ist aber eher eine situierende als eine konnektive Partikel (vgl. Krylová 2001, 64; 2009,<br />

161 und Kroon 2004b).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!