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112 §11.3.4.4<br />
11.3.4.4. Zusammenfassung<br />
Quippe ohne Hauptsatz in seinem Skopus fügt also einerseits dem vorigen Satz ein Element<br />
hinzu (bzw. trennt dieses ab) und schränkt anderseits die Funktion dieses Elements<br />
auf die Erläuterung ein. Da quippe einerseits keinen ganzen Satz einführen muss und andererseits<br />
auch mehrere Sätze einführen kann, ist es besser von Diskursakten und Zügen<br />
(siehe Kapitel 2.1.1) zu sprechen, da diese nicht an Sätzen gebunden sind. Quippe markiert<br />
also die Verbindung zwischen Diskursakten oder Zügen, nicht zwischen Sätzen. Interessant<br />
ist ein Vergleich zu quidem: Diese Partikel kann auch anzeigen, dass zwei getrennt<br />
dargestellte Elemente zusammen einen Gesprächszug bilden (Kroon, 2004a; 2005;<br />
2009). Allerdings kann quidem sowohl kata- als anaphorisch verwendet werden, quippe<br />
jedoch nur anaphorisch. Außerdem zeigt quidem nur an, dass es eine Einheit gibt, in welche<br />
Beziehung diese Elementen stehen, wird erst aus dem Kontext klar (adversativ, konzessiv).<br />
38. PLAVT. Mil. 1282 quid vides? :: nescio quis eccum incedit ornatu quidem<br />
thalassico. (Kroon, 2009, 153)<br />
Was siehst du? :: Irgendjemand kommt da, quidem in Seemannskleidung.<br />
11.3.5. In einer Frage<br />
16-mal hat quippe eine Frage in seinem Skopus, was man deutlich daran erkennt, dass es,<br />
anders als bei nempe, ein Fragewort gibt 43 (in Prosa: 4-mal bei Cicero, 2-mal bei Pseudo-<br />
Sallust, 2-mal bei Livius, 1-mal bei Hyginus, 1-mal bei Quintilian, 1-mal bei Tacitus; in<br />
Poesie: 5-mal bei Lukrez 44 ). 45 Immer handelt es sich um rhetorische Fragen, auf die keine<br />
Antwort erwartet wird und die sich nicht in einer Sprechsituation befinden: Der Sprecher<br />
gibt lediglich eine Erklärung oder Begründung des vorherigen Satzes. Auffällig ist, dass,<br />
außer den zwei genannten Stellen mit enim im Fragesatz (§11.3.3), im Skopus von quippe<br />
immer erst ein untergeordneter Satz vor der eigentlichen Frage kommt: entweder ein Ne-<br />
43 Lerche erwähnt nur zwei Stellen bei Cicero, wo ein Fragewort steht (1910, 36), interessiert sich<br />
aber sonst nicht für diesen Gebrauch. Núñez (2001, 520) sieht Fragesätze mit quippe als eine Zwischenform<br />
zwischen einer Aussage und einer Frage, zitiert aber nur Cic. Mur. 74 (siehe Beispiel<br />
40) unvollständig und damit ohne Fragewort.<br />
44 Zwei Fragesätze bei Lukrez (1, 167 und 4, 925) sind nicht sicher, da man das Fragewort auch<br />
als ein Relativum auffassen könnte (siehe Possanza, 2008); tatsächlich ist die Bedeutung und<br />
Funktion von ubi an diesen Stellen außergewöhnlich. Allerdings ist 6, 854 nicht so anders geartet<br />
wie Possanza meint, da quierit eher ein Perfekt Konjunktiv als ein Futur Perfekt Indikativ ist, da<br />
der Hauptsatz auch einen Konjunktiv, und kein Futur Indikativ hat. Possanza hat auch nicht die<br />
Stellen mit quippe, gefolgt von einem untergeordneten Nebensatz und einem Fragesatz, wie hier<br />
besprochen, als Parallele herangezogen.<br />
45 CIC. Caecin. 55, Mur. 74, leg. 3, 26, Att. 15, 21, 3, PS. SALL. rep. 2, 9, 3. 2, 13, 6, LIV. 5, 24,<br />
10. 7, 35, 10, HYG. Gell. 5, 8, 1, QVINT. inst. 10, 1, 38, TAC. Agr. 44, 3, LVCR. 1, 167. 2, 547.<br />
3, 440. 4, 925. 6, 854. Nicht mitgezählt: PERS. 1, 88 (wahrscheinlich in zwei Sätze zu teilen).