Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...

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§10.8
sagen vor, was der Adressat denken könnte. In der dritten Situation ist dies anders: Hier
ist der Adressat passiv, sodass der Sprecher eher seine eigenen Gedanken hervorbringt.
Die Motivation, diese Partikel zu verwenden, ist, einen Appell an den Adressaten zu richten,
mitzudenken. Oft entsteht dazu ein erläuternder Nebeneffekt. Hier gleicht es enim,
das allerdings einen stärkeren Konsenseffekt hat: „ich weiß/ gehe davon aus, dass du einverstanden
bist‟. Mit nempe wird die Verantwortung für die Wahrheit des Inhalts an den
Adressaten übergeben. Dieser Unterschied zeigt sich auch deutlich in den verschiedenen
distributionellen Eigenschaften.
Nempe hat nicht in erster Linie eine konnektive Funktion im Text, sondern bringt seine
Einheit („host unit‟) in Verbindung mit dem extratextuellen Kontext, mit der Sprechsituation.
In fast allen Situationen nimmt nempe zwar ein Thema aus dem vorigen Satz
auf, aber dies muss nicht der Fall sein: In der konzessiven Situation wird in dem nempe-
Teil nicht so sehr etwas einem schon etablierten Thema hinzugefügt, als vielmehr das
Thema selbst etabliert, dem dann im nächsten Satz etwas, oft ein Einwand, hinzugefügt
wird. Durch das Einbeziehen des Adressaten mit nempe entsteht so zu sagen eine Ebene
über das Gespräch, worin erst klar gestellt werden muss, über was genau geredet wird.
Deshalb wird oft explizit das Thema aus dem Kontext noch mal wiederholt.