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Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...

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82<br />

§10.3.2.3<br />

10.3.2.3. ‘Konzessiv’<br />

Der nempe-Teil kann nicht nur auf ein Zugeständnis reagieren, sondern auch selbst ein<br />

Zugeständnis an den Gesprächspartner enthalten, worauf der Sprecher dann wieder reagiert,<br />

meistens mit einem Einwand (Beispiel 26 mit at). Durch die von nempe hervorgerufene<br />

Diaphonie ist diese konzessive Konstellation möglich, ohne dass nempe selbst eine<br />

Konzession ausdrückt.<br />

26. HOR. sat. 1, 10, 1-4 nempe incomposito dixi pede currere versus<br />

Lucili. quis tam Lucili fautor inepte est,<br />

ut non hoc fateatur? at idem, quod sale multo<br />

urbem defricuit, charta laudatur eadem.<br />

Ich habe doch (nempe) gesagt, dass die Verse des Lucilius unregelmäßig<br />

sind. Wer ist ein so blinder Anhänger des Lucilius, dass er dies<br />

nicht zugibt? Aber eben jener wird (von mir) auf demselben Blatt gelobt,<br />

dass er die Stadt mit viel Witz verspottet hat.<br />

In diesem Beispiel hat der nempe-Teil die Funktion, zunächst das Thema festzustellen,<br />

indem er an den Gesprächspartner appelliert: „ich habe gesagt, dass Lucilius schlechte<br />

Verse schreibt, oder?‟. Er gibt auch noch zu, dass jeder das sagen würde (quis tam Lucili<br />

fautor inepte est, ut non hoc fateatur?). Darauf reagiert der Sprecher mit dem Einwand,<br />

dass er ihn aber auch gepriesen hat (siehe at). Das Auffällige hier ist, dass die Satire mit<br />

nempe beginnt. Einerseits ist dies möglich, da nempe wie gesagt ein situierender Diskursmarker<br />

ist (siehe §10.2.4) und also auch extratextuelle Verbindungen anzeigen kann<br />

(in diesem Fall mit einer vorigen Situation). Anderseits erzeugt der Sprecher so den Eindruck,<br />

mitten in einem Gespräch zu stehen, indem er angeblich etwas, das schon zur<br />

Sprache gekommen ist, aufgreift.<br />

Anders als in allen anderen Situationen wird in dieser „konzessiven‟ Situation nicht<br />

etwas einem schon etablierten Thema hinzugefügt, sondern ein neues Thema eingeführt,<br />

worauf dann das, worum es dem Sprecher eigentlich geht, hinzugefügt wird. Der Sprecher<br />

greift mit nempe nicht zurück auf das, was direkt vorher gesagt (oder getan) wurde,<br />

sondern greift auf den extratextuellen Kontext zurück und kreiert eine Situation, in der<br />

der Adressat eine Fortsetzung erwartet: Wenn ein Sprecher mit „du meinst ..., oder?‟ ein<br />

Gespräch (bzw. einen initiierenden Zug) anfängt, kann der Adressat erwarten, dass noch<br />

etwas folgen wird, und zwar meistens eine Konsequenz oder ein Einwand. Den Einwand<br />

oder die Konsequenz kann der Sprecher mit sed, at (Beispiel 26), ergo (Beispiel 27) oder<br />

igitur markieren. 22 In 27 sieht man wieder gut die Kompatibilität von nempe mit einem<br />

fragenden Ton: Nach intellexeras nempe reagiert der Angesprochene zustimmend, was er<br />

auch nach einer Frage hätte tun können. Außerdem greift nempe auch zurück, indem in<br />

dem nempe-Teil eine Interpretation des Verhaltens des anderen Gesprächsteilnehmers<br />

folgt (intellexeras). Für einen vollständigen Gesprächsbeitrag reicht das aber nicht; nach<br />

dieser Interpretation, erwartet man fast einen Einwand (ergo). Einmal, in Beispiel 28,<br />

steht nempe, wenn man interrogo auf diesen einen Satz mit der Bedeutung „fragen‟ be-<br />

22 Beispiel für sed: QVINT. decl. 368, 6, für igitur: CIC. ac. 2, 95.

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