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Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...

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7. Pragmatische Motivation<br />

Bei <strong>epistemische</strong>n und evidentiellen Adverbien, sowie „Commitment‟-Markern im Allgemeine,<br />

sollte man nicht nur auf den Sicherheitsgrad oder die Evidenz achten, sondern<br />

auch, warum ein Sprecher solche Wörter verwendet, was seine pragmatische Motivation<br />

ist. In den Theorien über Modalität wird oft nur berücksichtigt, in wie weit Modaladverbien<br />

benutzt werden können, wie man sie einteilen kann, nicht welche pragmatische<br />

Zwecke der Sprecher damit verfolgt. Wie Halliday (1985, 340; siehe auch Halliday &<br />

Matthiessen, 2004, 625) paradox formuliert: „we only say we are certain when we are<br />

not‟. Simon-Vandenbergen & Aijmer (2007, 284) interpretieren dies nuancierter als „we<br />

only express certainty if it cannot be taken for granted‟. Wie Byloo, Kastein, & Nuyts zu<br />

englisch certainly und niederländisch zeker feststellen, ist dieses Paradox aber nur ein<br />

Nebeneffekt: „Of course, the fact that the speaker uses this adverb instead of an unqualified<br />

assertion may sometimes indicate that conceptually (s)he is not really completely<br />

certain, but that is rather a pragmatic by-effect of this use.‟ (2007, 41). Der Sprecher will<br />

mit Ausdrücken der Sicherheit im Allgemeinen nicht seine Unsicherheit verbergen, sondern<br />

beabsichtigt bestimmte interaktionale Zwecke. Wie auch Aijmer & Simon-Vandenbergen<br />

stellen: „speakers use epistemic markers to explicitly recognise the possibility of<br />

divergence of opinion.‟ (2004, 1789).<br />

Fast alle Texte sind geschrieben mit Hinblick auf einen oder mehrere Leser, wie auch<br />

fast alle gesprochene Sprache mit Hinblick auf einen oder mehrere Zuhörer ausgesprochen<br />

wird. Der Sprecher stellt sich einen Adressaten vor, den er lenken will, sowohl in<br />

der Struktur des Textes als auch in seiner Argumentation. Er kann auch den Adressaten in<br />

seinen Text einbeziehen, explizit, indem er ihn zitiert, oder implizit, indem er Gegenargumenten<br />

zuvorkommt oder eine gemeinsame Basis kreiert oder voraussetzt. Dazu stehen<br />

ihm unter anderem eben Diskursmarker und „Commitment‟-Marker zur Verfügung. Der<br />

Adressat muss nicht identisch sein mit einem wirklichen Gesprächspartner: Der Sprecher<br />

kann gerade für seine eigene Zwecke von Einverständnis oder Ablehnung ausgehen, sogar<br />

ohne dass er glaubt, dass dies in Wirklichkeit der Fall ist. Der Terminus Diaphonie<br />

(siehe Kapitel 8.2.2) weist gut auf dieses Einbeziehen des Adressaten hin. Vergleichbar<br />

ist, was die „Appraisal‟-Theorie (§7.1), Aijmer, Foolen, & Simon-Vandenbergen (2006)<br />

und Simon-Vandenbergen & Aijmer (2007) nach Bakhtin „Heteroglossia‟ nennen. Kroon<br />

(1995, 52, 111 ff.) hat in ihrer Studie einiger lateinischen <strong>Partikeln</strong> nach Roulet e. a. (z. B.<br />

Roulet, et al., 2001) Diaphonie einbezogen. Für Roulet e. a. bezieht der Sprecher sich mit<br />

Diaphonie auf seinen Gesprächspartner, mit Polyphonie auf irgendwelche andere Personen.<br />

Für Kroon bezieht Diaphonie sich auf „eingebettete Stimmen‟ in einem sonst monologischen<br />

Text. Hieran anknüpfend wird Diaphonie hier aufgefasst als das Einbeziehen<br />

des Adressaten, so wie der Sprecher sich diesen vorzustellen wünscht („construed reader‟,<br />

vgl. White, 2003, 275; Martin & White, 2005). Auch die Höflichkeitstheorie kann die<br />

kommunikative Funktion einiger Adverbien oder <strong>Partikeln</strong> begründen (§7.2). Ironie ist<br />

ein anderer Grund, bestimmte <strong>Partikeln</strong> zu verwenden (§7.3). Ein Sprecher kann auch<br />

<strong>Partikeln</strong> verwenden, um Kohärenz in seiner Diskurs einzubringen, auch wenn diese<br />

selbst nicht konnektiv sind (§7.4).

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