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Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...

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Narrative Texte 155<br />

videlicet regni desiderio, non filiae; illam enim oderas, et iure fortasse;<br />

regno non aequo animo carebas.<br />

Dieses Übel, du allerdümmster Aietes, hast du dir selbst zugefügt; es<br />

gehörte nicht zu dem, was dir der Zufall angetan hatte …; aber du trauerst<br />

offensichtlich um den Verlust deines Reiches, nicht deiner Tochter<br />

(Medeas); sie hast du nämlich gehasst, und vielleicht zurecht; dein<br />

Reich hast du nicht mit Gleichmut entbehrt.<br />

Interessant ist, was Leeman & Pinkster (1981) zu scilicet an Stelle 83 bemerken, nämlich<br />

dass das Wort notwendig ist, um überhaupt eine Erklärung (enim) spezifisch zu summo<br />

geben zu können.<br />

83. CIC. de orat. 3, 84 similiter nunc de oratore vestro impulsu loquor,<br />

summo scilicet; semper enim, quacumque de arte aut facultate<br />

quaeritur, de absoluta et perfecta quaeri solet.<br />

Auf ähnliche Weise rede ich jetzt auf euer Andringen hin über den<br />

Redner, den idealen natürlich; man fragt ja gewöhnlich, um welche<br />

Kunst oder Fähigkeit es auch gehen mag, immer nach der absoluten<br />

und perfekten.<br />

Scilicet oder videlicet können es, wie im letzten Beispiel, auch möglich machen, einen<br />

Teil des Satzes, der sonst im Rest des Satzes untergegangen wäre, hervorzuheben. Mehr<br />

noch, mittels scilicet wird überhaupt erst deutlich, dass das, was in seinem Skopus ist<br />

(wie in Beispiel 84 gratiae causa), ein Kommentar des Sprechers zum Inhalt des Satzes<br />

ist.<br />

84. (=61) CIC. de orat. 2, 89 etiam addidit – gratiae scilicet causa – me quoque<br />

sibi magistrum futurum.<br />

Er fügte sogar hinzu – aus Höflichkeit natürlich – dass auch ich sein<br />

Lehrer sein würde.<br />

12.4.4. Narrative Texte<br />

Interessant ist es, noch einen kurzen Blick auf den Gebrauch von scilicet in narrativen<br />

Texten zu werfen, wie es bei Apuleius gemacht wurde. Van der Paardt (1978, 77) 51 hat<br />

darauf aufmerksam gemacht, dass der Erzähler der Metamorphosen, da er nicht allwissend<br />

sei, über bestimmte Zusammenhänge nur spekulieren könne. So sei scilicet, das oft<br />

in den Metamorphosen vorkommt (50-mal, wogegen nur einmal videlicet), ein Mittel des<br />

Autors, die begrenzte Perspektive seines Erzählers beizubehalten. Dowden (1982, 422)<br />

hat dies aufgenommen und nennt scilicet in solchen Fällen einen „perspectivemaintainer‟.<br />

Das sind ihm zufolge nicht die – wenigen – Stellen, wo der Erzähler sich<br />

51 So vor ihm auch schon Callebat (1968, 461), allerdings unterscheidet er nicht deutlich zwischen<br />

Autor und Erzähler. Interessant ist, dass er explizit als Funktion von scilicet, an den Leser zu appellieren,<br />

nennt.

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