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Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...

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146 §12.3.7.1<br />

12.3.7.1. Nebensätze<br />

Beide <strong>Partikeln</strong> kommen oft mit nur einem Nebensatz in ihrem Skopus vor, sowohl vor<br />

als nach der Konjunktion. 36 Da sie, wie wahrscheinlich alle „Commitment‟-Marker, performativ<br />

sind (siehe Kapitel 4.2.4), also immer das „Commitment‟ des Sprechers anzeigen,<br />

sollten sie immer den Kommentar des Sprechers zum Inhalt geben und also nicht<br />

einer anderen Person zugeteilt werden können. Gerade wenn ein Kausal- oder Finalsatz<br />

nach scilicet oder videlicet folgt, ist dies wichtig: Der Sprecher gibt an, dass er selbst die<br />

Erklärung oder das Ziel evident findet (vgl. Nuyts, 2001a, 78). Allerdings gibt es Probleme,<br />

sobald ein Konjunktiv in einem kausalen Nebensatz steht – was freilich sehr selten<br />

passiert – und der Sprecher sich also von dem Inhalt distanziert (Pinkster, in prep.,<br />

Kapitel 7, April 2010). Im Beispiel 64 gibt der Sprecher die Erklärung, warum Brutus die<br />

Erde küsst; vorher wurde ein Orakelspruch erwähnt, dass derjenige, der als erste seine<br />

Mutter küssen würde, König von Rom werden würde. Brutus interpretiert das als einziger<br />

richtig, indem er die Erde küsst. Der Konjunktiv esset in dem kausalen Satz zeigt an, dass<br />

der Sprecher sich distanziert, also versucht, die Gedanken des Brutus zu erraten. Die Frage<br />

ist, zu wem scilicet gehört. Eigentlich sollte es zum Sprecherteil gehören: „Brutus<br />

machte das natürlich weil etc.‟, wofür auch die Stellung von scilicet vor quod zu sprechen<br />

scheint. Scilicet könnte aber auch von der Perspektive von Brutus aus dargestellt seint:<br />

„Brutus machte das, weil seiner Meinung nach die Erde natürlich die Mutter aller sei‟,<br />

was inhaltlich besser passt (vgl. den „Echoeffekt‟ Kapitel 4.2.6, siehe Verstraete, 2001;<br />

2004). Für videlicet gilt das Gleiche, wie im Beispiel 65: Auch hier steht wieder ein Konjunktiv;<br />

dieser zeigt wieder an, dass der Sprecher sich distanziert, also die vermutliche<br />

Erklärung Platos darstellt. Videlicet ist wahrscheinlich ein Kommentar des Sprechers: Er<br />

vermutet, dass dies die richtige Erklärung ist. Videlicet könnte aber auch zu capiantur<br />

gehören und aus der Sicht Platos dargestellt sein: „weil die Menschen offensichtlich dadurch<br />

gefangen würden‟.<br />

64. LIV. 1, 56, 12 Brutus alio ratus spectare Pythicam vocem, velut si prolapsus<br />

cecidisset, terram osculo contigit, scilicet quod ea communis<br />

mater omnium mortalium esset.<br />

Da Brutus glaubte, das Wort der Pythia bedeute etwas Anderes, tat er,<br />

als ob er stolperte und fiele, und gab der Erde einen Kuss, natürlich<br />

weil sie die gemeinsame Mutter aller Sterblichen sei.<br />

65. CIC. Cato 44 divine … Plato „escam malorum‟ appellat voluptatem,<br />

quod ea videlicet homines capiantur ut pisces.<br />

Plato nennt den Genuss sehr schön „Köder des Bösen‟, offensichtlich<br />

weil die Menschen dadurch gefangen würden wie Fische.<br />

36 Scilicet: 140-mal (38, 4% vom Total), videlicet: 67-mal (35, 3 % vom Total) in Prosa (ohne<br />

reagierende Züge), vor allem mit relativen, finalen und kausalen Nebensätzen. Dass sie in kausalen<br />

Nebensätzen vorkommen können, wäre übrigens für Ifantidou-Trouki ein Argument, sie zur Proposition<br />

zu zählen (vgl. Kapitel 4.2.6).

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