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Subjektiv/ intersubjektiv 37<br />
Die Dimension der Subjektivität ist nach Nuyts nicht der <strong>epistemische</strong>n Modalität inhärent,<br />
sondern eine getrennte semantische Kategorie (2005, 35 Anm. 46; 2006, 14), 10 zum<br />
einen, weil diese Dimension getrennt von der <strong>epistemische</strong>n Modalität ausgedrückt werden<br />
kann (z. B. in „wie ich meine‟, „wie allgemein bekannt ist‟), zum anderen, weil sie<br />
nicht immer in der <strong>epistemische</strong>n Modalität präsent ist (2001a, 35 e. a.).<br />
Wo Nuyts Intersubjektivität allgemein als für andere zugänglich auffasst, definiert<br />
Traugott, die diesen Begriff auch benutzt (Traugott & Dasher, 2002; Traugott, 2003), es<br />
beschränkter: Sie bezieht sich auf die Aussagen Benvenistes, dass in jeder Kommunikation<br />
jeder Teilnehmer ein sprechendes Subjekt ist, das sich bewusst ist, dass der andere<br />
Teilnehmer ebenfalls ein sprechendes Subjekt ist. Damit ist Intersubjektivität für Traugott<br />
(2003, 128):<br />
“the explicit expression of the SP/W's (speaker's/ writer's) attention to<br />
the „self‟ of addressee/reader in both an epistemic sense (paying attention<br />
to their presumed attitudes to the content of what is said), and in a<br />
more social sense (paying attention to their „face‟ or „image needs‟ associated<br />
with social stance and identity).”<br />
Sie fasst also einerseits Intersubjektivität enger als Nuyts, indem diese sich nur auf den<br />
Adressaten bezieht, anderseits aber viel weiter, indem diese sich nicht nur auf „attitude‟<br />
bezieht. Sie betont, dass man zwischen den Rollen, die der Sprecher und der Adressat in<br />
der Gesprächssituation einnehmen, und den Rollen, die diese als Referenten in der beschriebenen<br />
Situation haben, unterscheiden soll. Von Intersubjektivität ist demnach nicht<br />
immer die Rede, wenn auf die zweite Person verwiesen wird. So gibt es in Beispiel 8<br />
nichts Intersubjektives. In Beispiel 9 dagegen versucht der Sprecher mittels actually<br />
eventuellen Uneinigkeiten mit dem Adressaten zuvorzukommen, was auf Intersubjektivität<br />
weist. Subjektivität ist eine Voraussetzung für Intersubjektivität, da auch diese immer<br />
von der Perspektive des Sprechers ausgeht. Subjektiv ist nämlich „dependent on the point<br />
of view of SP/W (speaker/ writer)‟, intersubjektiv: „dependent on SP/W's conceptualisation<br />
of his or her relationship to AD/R (addressee/ reader) and AD/R's image needs at the<br />
time of the speech event‟ (ib., 129).<br />
8. I will drive you to the dentist.<br />
9. Actually, I will drive you to the dentist. (Traugott, 2003, 129)<br />
Typisch für Intersubjektivität sind Elemente, die man auch in der Höflichkeitstheorie<br />
von Brown und Levinson (1987) wiederfindet (siehe Kapitel 7.2), wie z. B. „hedges‟,<br />
Höflichkeitsmarker und -Formen. So sind bestimmte Funktionen von well, actually und<br />
y'know intersubjektiv. Wenn der Sprecher mit einem Diskursmarker eine Verbindung<br />
markiert, ist dies zwar ein subjektives rhetorisches Mittel mit dem intersubjektiven<br />
Zweck, dem Adressaten klar zu machen, was für eine textuelle Verbindung gemeint ist;<br />
damit sind es aber noch keine intersubjektiven Marker. Da jede Kommunikation auf den<br />
Adressaten gerichtet ist, besteht die Gefahr, fast alles als intersubjektiv aufzufassen. Es<br />
10 Anders als er in 2001a (35 e. a.) behauptet hat, gehört es ihm zufolge doch nicht zur<br />
Evidentialität.