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Ironie 177
Mir scheint nun mehr als je zu blühen und zur Reife zu kommen, was
du gelernt hast …; hätte nimirum einer der früheren Kaiser diese rhetorischen
Mittel verwendet, die die Griechen „schemata‟ nennen?
13.3.4.2. Ironie
Etwas, das als typisch für nimirum angesehen wird, und was auch öfters vorkommt (allerdings
nicht so oft wie manchmal angenommen, 22 bei Cicero z. B. selten 23 ), ist seine
Verwendung in ironischen Aussagen. Auch scilicet und videlicet findet man öfters in ironischen
Kontexten (siehe Kapitel 12.3.8.2). Der Sprecher tut, als ob er etwas verstanden
hat, spottet aber nur, drückt also nicht mehr sein „Commitment‟ aus (Beispiel 38).
Nimirum funktioniert hier wie scilicet und videlicet als ironisches Signal.
38. SIL. 12, 68-72 „pro di, quis terminus‟ inquit,
„ante urbes standi Graias, oblite tuorum
factorum miles? quis erit modus? Alpibus astat
nimirum maior moles, et scandere caelum
pulsantis iubeo scopulos.‟
(Hannibal vor Cumae zu seinen Soldaten) „Bei den Göttern, wann hört
ihr auf vor griechischen Städten Halt zu machen, Soldaten, eurer früheren
Taten vergessend? Wann wird das enden? Es steht (euch) nimirum
ein größeres Hindernis im Weg als die Alpen und ich befehle euch Berge
zu besteigen, die an den Himmel stoßen.
13.3.5. Kombination mit anderen Partikeln
Nimirum kann kombiniert werden mit itaque und igitur, 24 die beide eine strukturierende
Funktion im Text haben, und vor allem mit Schlussfolgerungen kompatibel sind. Scilicet
und videlicet kommen beide nicht mit itaque vor, videlicet einmal mit igitur, scilicet einmal
mit ergo (siehe Kapitel 12.3.9). Anscheinend weisen scilicet und videlicet ausreichend
daraufhin, dass eine Folgerung folgen könnte. Bezeichnend ist, dass nimirum nicht
in Kombination mit ergo auftritt: Mit dieser Partikel geht der Sprecher davon aus, dass
etwas bei dem Adressaten schon bekannt ist (Krylová, 2001, 2003; Kroon, 2004b); mit
nimirum werden aber oft neue Informationen, die zwar als ganz einleuchtend, aber eben
als neu dargestellt werden, gebracht. Damit wirkt es fokussierend auf den Satzinhalt: Die
Aufmerksamkeit des Adressaten wird ausdrücklich auf den Inhalt des Satzes gerichtet.
22 Z. B. von Georges (1959) und Fruyt (2004, 317). Wie oft genau, ist leider schwer zu ermitteln
(in Prosa habe ich nur 18 von den 156 Stellen als ironisch identifiziert, in Poesie 5 von 77).
23 Tertullian – von mir nicht berücksichtigt – dagegen sehr oft.
24 Igitur (siehe TLL VII 1, 256, 72 ff.): 4-mal Cicero, 3-mal Lukrez, 1-mal Fronto; itaque: 2-mal
Cicero.