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Lateinische epistemische Partikeln - VU-DARE Home - Vrije ...

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Proposition oder kommunizierter Inhalt 39<br />

fasst werden – und Hörensagen-Adverbien (alledgedly, reportedly) können ihr zufolge<br />

durchaus in einem if-Satz vorkommen und gehören demnach zur Proposition (Beispiel<br />

17), dies im Unterschied zu illokutiven (frankly, seriously) und „attitudinal‟<br />

(unfortunately, luckily) Adverbien, die zu einer höheren Ebene, zum Sprechakt gehören.<br />

Allerdings wäre es natürlicher, in diesem Beispiel „if it is obvious that etc.‟ zu sagen (vgl.<br />

Nuyts, 2001a, 77), und man könnte sich fragen, ob hier nicht eher von einem „Echoeffekt‟<br />

die Rede ist (vgl. Palmer 1990, 182; Verstraete, 2001, 1518; 2004, 249): Dieser Satz ist<br />

eigentlich nur möglich, wenn vorher jemand den Satz im Beispiel 18 ausgesprochen hat,<br />

und der andere Sprecher diesen im if-Satz zitiert. 16 Ob Kiefers und Ifantidou-Troukis<br />

Proposition genau die gleiche ist wie in dem FDG, ist allerdings unklar.<br />

17. If the cook obviously won‟t poison the soup, we can eat the meal without<br />

worrying. (Ifantidou-Trouki 1993, 81; 2001, 109)<br />

18. It is obvious that the cook won‟t poison the soup.<br />

Es gibt aber Stimmen, die die Nützlichkeit dieser Tests generell bezweifeln: So stellt<br />

Nuyts (2001a, 76 ff.) klar, dass modale Adverbien, da sie performativ sind und sich also<br />

auf das hic et nunc des Sprechers beziehen, nicht in nicht-deklarativen Sätzen, also nicht<br />

in Fragen und Hypothesen vorkommen können (vgl. Byloo, Kastein, & Nuyts, 2007, 43).<br />

Vergleichbar argumentiert Verstraete in seiner Kritik an der FG/FDG (2001; 2004): Subjektive<br />

Modalität ist immer performativ, bezieht sich also auf das Bekenntnis des Sprechers<br />

zu dem propositionalen Inhalt, d. h. inwieweit er dahinter steht. Da die Protasis einer<br />

Kondition gerade nicht die Zustimmung des Sprechers voraussetzt, ist diese nicht performativ,<br />

und subjektive Modalität daher nicht möglich, es sei denn, wie Verstraete<br />

(2001, 1518; 2004, 249) zeigt, wenn die Meinung einer anderen Person evoziert wird, in<br />

einem „Echoeffekt‟. Ähnliches gilt für Fragen: Wenn subjektive Modalität in einer Frage<br />

vorkommt, 17 verlegt der Sprecher die Verantwortlichkeit für die Modalität auf den Adressaten<br />

(2001, 1521; 2004, 250 f.) 18 . Vergleichbar ist Papafragou (2006): Da subjektive<br />

Modalität ihrer Ansicht nach „indexical‟ ist, sich also auf die Kenntnisse des Sprechers im<br />

Moment des Sprechens bezieht, können bestimmte Tests bei subjektiver Modalität nicht<br />

funktionieren. Nuyts äußert sich nicht weiter über den propositionalen Status von Modaladverbien,<br />

dagegen kommt Papafragou zu der Schlussfolgerung, dass sowohl objektive<br />

als subjektive Modalität den Wahrheitsgehalt der Proposition beeinflussen und also zu<br />

dieser gehören. Auch Verstraete stellt <strong>epistemische</strong> Modalität auf die Stufe der Proposition,<br />

allerdings die subjektive Komponente nicht auf die repräsentative Ebene sondern auf<br />

die interpersonale, eine Trennung, die in der FDG aber nicht möglich ist (2004, 267 f.). In<br />

der FDG gibt es aber auf der interpersonalen Ebene den „kommunizierten Inhalt‟: Dort<br />

wird, wie gesagt (Kapitel 2.1.1), die Haltung des Sprechers gegenüber dem Inhalt ausgedrückt.<br />

Der kommunizierte Inhalt ist im Gegensatz zur Proposition immer an den Sprecher<br />

gebunden. Hier könnten also performative, „Commitment‟ ausdrückende Mittel gut<br />

einen Platz finden.<br />

16 Auch Beispiel 15 könnte man sich als „Echoeffekt‟ vorstellen.<br />

17 Allerdings kommen modale Adverbien ihm zufolge nicht in Fragen vor.<br />

18 “„Are you committed to this position?‟ rather than „I am committed to this position‟”<br />

(Verstraete, 2004, 250).

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