PDF (Bericht) - Bremer Energie Institut
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Vulnerabilitätsanalyse<br />
Allerdings ist die Wertschöpfungsstufe Gasspeicherung zwischen <strong>Energie</strong>wirtschaft und<br />
<strong>Energie</strong>politik in einer intensiven Diskussion. Während die <strong>Energie</strong>wirtschaft die Erd-<br />
gasspeicher als Wettbewerbsbereich sieht, der marktwirtschaftlich organisiert ist [Glo-<br />
bal Press 2007], hat die EU-Kommission im 3. EU-Binnenmarktpaket, das Anfang Sep-<br />
tember 2009 in Kraft getreten ist, Vorgaben für die Entflechtung von Speicheranlagen-<br />
betreibern und für die Regelung des Speicherzugangs sowie Festlegungen zu den Be-<br />
fugnissen der Regulierungsbehörden getroffen. [EWE 2010c] Die EU-Kommission zielt<br />
dabei darauf ab, „die Unabhängigkeit der Speicheranlagenbetreiber zu gewährleisten,<br />
die Transparenz bezüglich der angebotenen Kapazitäten zu steigern und letztlich den<br />
Zugang Dritter zu Speicheranlagen zu verbessern.“ (ebenda) Die nationale Umsetzung<br />
dieses Aspekts des 3. EU-<strong>Energie</strong>binnenmarktpaketes ist in Deutschland bisher noch<br />
nicht erfolgt.<br />
Neben den Gasversorgungsunternehmen gibt es mittlerweile auch andere Branchen,<br />
die Interesse an der Nutzung und am Besitz von Gasspeichern haben. [FTD 2010] be-<br />
richtet, dass die Betreiber von Gaskraftwerken stark an eigenen Gasspeichern interes-<br />
siert seien, da sie Phasen günstiger Gaspreise ausnutzen und so die Wirtschaftlichkeit<br />
ihrer Stromerzeugung steigern könnten. [FTD 2010] Gleichzeitig wollen sich die gro-<br />
ßen Ölkonzerne Shell und Exxon aus dem deutschen Gasspeichergeschäft zurückzie-<br />
hen und ihre von der gemeinsamen Tochter BEB betriebenen Gasspeicher verkaufen<br />
(ebenda). Es sind also Umwälzungen im deutschen Erdgasspeichermarkt zu erwarten,<br />
deren Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit derzeit noch nicht eingeschätzt<br />
werden können. Tendenziell erwarten die Bearbeiter jedoch eine geringe strukturelle<br />
Sensitivität der Gasspeicherung und -verteilung in der MPR HB-OL gegenüber der Kon-<br />
kurrenz verschiedener Speicherfunktionen.<br />
Unterschiedliche Gasqualitäten auf dem Gasmarkt<br />
Wie bereits in der WSKA Gas dargestellt, existieren auf dem Gasmarkt unterschiedliche<br />
Gasqualitäten, die nicht vermischt werden dürfen: Hochkaloriges H-Gas und L-Gas mit<br />
niedrigerem Brennwert. Dementsprechend gibt es in der MPR HB-OL nebeneinander<br />
verschiedene regionale Versorgungsnetze, die entweder H-Gas oder L-Gas verteilen.<br />
Außerdem gibt es Fernleitungen verschiedener Unternehmen, in denen entweder H-<br />
Gas oder L-Gas transportiert wird (vgl. WSKA Gas Abschnitt 4.2.2).<br />
Die Koexistenz zweier Gasverteilungsnetze trägt derzeit nicht zu einer höheren Ver-<br />
sorgungssicherheit bei. Kurzfristig kann der Ausfall einer Gassorte nämlich nicht durch<br />
Belieferung mit einer anderen Gassorte ausgeglichen werden, weil die Verbrauchsanla-<br />
gen auf die jeweilige Gasqualität eingestellt sind. Zudem stellt die aktuelle Dominanz<br />
von L-Gas in der Gasversorgung der MPR HB-OL eine Beschränkung für den freien<br />
Gaseinkauf der Verbraucher dar. Denn der einzelne Endverbraucher kann sich nicht<br />
zwischen diesen beiden Gassorten entscheiden, sondern nur das Gas beziehen, was im