PDF (Bericht) - Bremer Energie Institut
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5.5.1.4. Vulnerabilität<br />
270<br />
Vulnerabilitätsanalyse<br />
Zur Beurteilung der Vulnerabilität der Erzeugung von Primärer Biomasse in der MPR<br />
HB-OL für die energetische Nutzung werden abschließend diejenigen Aspekte aufge-<br />
führt, die aus Sicht der Bearbeiter für die weitere Entwicklung des Untersuchungssys-<br />
tems als zentral eingeschätzt werden. Diesbezüglich ist aus Sicht der Bearbeiter insbe-<br />
sondere die Entscheidung über die landwirtschaftliche Flächennutzung in der MPR HB-<br />
OL zu nennen, da die Ressource Fläche nicht erweiterbar ist.<br />
Die Entscheidung über die Nutzung vorhandener Ackerflächen bzw. die Verwendung<br />
der angebauten <strong>Energie</strong>pflanzen für die Nahrungsmittelindustrie, Futtermittelindustrie<br />
oder für die <strong>Energie</strong>erzeugung hat aus Sicht der Bearbeiter viele verschiedene Facetten:<br />
Die ökonomische Seite fragt nach dem wirtschaftlichen Gewinn. Die landwirtschaftliche<br />
Seite fragt vielleicht nach der besonderen Eignung der konkreten Ackerfläche. Die mo-<br />
ralische Seite fragt nach den Folgen für die Ernährungssituation von Tieren und Men-<br />
schen, wenn vermehrt Biomasse für die energetische Verwertung angebaut wird. „Teller<br />
vor Trog vor Tank“ [Proplanta 2010b] – wie lässt sich eine solche Forderung in einem<br />
stark regulierten Markt verwirklichen? Liegt die Verantwortung beim Gesetzgeber, bei<br />
der anonymen „Gesellschaft“ oder beim einzelnen Landwirt? Kann man es dem Land-<br />
wirt vorwerfen, wenn er seine Produkte an den Meistbietenden verkauft, sofern keine<br />
langfristigen Vertragsbindungen vorliegen? Wenn er seinen Mais nicht mehr an den<br />
benachbarten Tierzüchter, sondern an die Biogaserzeuger liefert, und die Tierzüchter<br />
wiederum das Futter nun aus Übersee importieren müssen?<br />
Eine Anpassungsstrategie für die Region, die eine Regulierung von Flächennutzungs-<br />
konflikten beinhaltet, muss gemäß [Pfriem et al. 2010] jedoch der Tatsache Rechnung<br />
tragen, dass der Preis die Nutzung regelt. Gemäß [DBFZ 2009] führt eine steigende<br />
Nachfrage an die gleiche Fläche, auch innerhalb der Landwirtschaft, zum Anstieg der<br />
Pacht- und Bodenpreise. Innerhalb der Raumnutzung Landwirtschaft ist durch die Kon-<br />
kurrenz zwischen Futter- und Nahrungsmittelproduktion einerseits und die Biomasse-<br />
produktion für Biogas anderseits um knapper werdende Ackerflächen bereits ein Ver-<br />
drängungseffekt vor allem im Pachtmarkt zu beobachten. Pachtflächen gingen in den<br />
letzten Jahren gemäß [DBFZ 2009] zitiert nach [Grass 2007] vor allem an <strong>Energie</strong>erzeu-<br />
ger. Einen Anstieg des Pachtpreisniveaus vor allem im Umfeld von Biogasanlagen beo-<br />
bachtete auch die Landwirtschaftskammer Hannover. [Landwirtschafskammer 2008]<br />
Zudem ist nach [Pfriem et al. 2010] unklar, wie Anforderungen seitens des Umwelt-<br />
schutzes (etwa im Bezug auf Artenvielfalt) mit technologie- und industriefokussierten<br />
Intensivierungsstrategien zusammengebracht werden sollen. Prinzipiell wäre es gemäß<br />
[Pfriem et al. 2010] denkbar anzunehmen, dass effizientere Bioenergiepflanzen und<br />
neue Technologien das von den <strong>Energie</strong>landwirten genutzte Flächenpotenzial reduzie-<br />
ren. Umfassende Aussagen hierzu und weitere „landwirtschaftliche Lösungsstrate-<br />
gien“ zur Minimierung der Konkurrenzen zwischen der Land- und Forstwirtschaft und