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Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe

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184 III. Vas Zuspiel<br />

91. <strong>Vom</strong> ersten zum anderen Anfang<br />

185<br />

So darf es nicht verwundern, muB aber als Folge eigens begriffen<br />

werden, wie dann das Seiende selbst in bestimmter Auslegung<br />

maBstablich wird flir die Seiendheit. Trotz, ja aufgrund<br />

des Vorrangs der CPUOL~ und des CPUO£L QV wird doch gerade das<br />

1'tEO£L QV und ltOLOUIl£VOV zu demjenigen, was jetzt fur das vernehmende<br />

Auslegen das Verstiindliche abgibt und die Verstandlichkeit<br />

der Seiendheit selbst bestimmt (als UA.'ll - lloQCP~, vgl.<br />

Frankfurter Vortrage 1936*) (vgl. Das Zuspiel, 97. Die CPUOL~<br />

(TEXV'll».<br />

Daher steht im Hintergrund und alsbald bei Plato besonders<br />

sich vordrangend die 'tEXV'll als Grundcharakter der Erkenntnis,<br />

d. h. des Grundbezugs zum Seienden als solchem.<br />

Deutet dies alles nicht darauf hin, daB doch auch die CPUOL~<br />

nach Entsprechung zum ltOLOUIl£VOV der ltOL'llOL~ (vgl. Aristoteles<br />

schlieBlich) ausgelegt werden muB, daB die CPUOL~ nicht machtig<br />

genug ist, uber die 1CUQOUOLU und aA.~{t£La hinaus selbst ihre<br />

Wahrheit zu fordern und deren Entfaltung zu tragen?<br />

Dieses aber ist es, was der andere Anfang leisten will und<br />

leisten muB: den Einsprung in die Wahrheit des Seyns, dergestalt,<br />

daB dieses selbst das Menschsein griindet und zwar<br />

nicht einmal unmittelbar, sondern das Menschsein erst als eine<br />

Folge der und als die Angewiesenheit auf das Da-sein.<br />

Der erste Anfang wird nicht bewaltigt, die Wahrheit des<br />

Seyns trotz ihres wesentlichen Aufleuchtens nicht eigens gegriindet,<br />

und dieses bedeutet: ein menschlicher Vorgriff (des<br />

Aussagens, der 'tEXV'll, der GewiBheit) wird maBstablich fur die<br />

Auslegung der Seiendheit des Seyns.<br />

Jetzt aber ist not die grof3e Umkehrung, die jenseits ist aller<br />

»Umwertung aller Werte«, jene Umkehrung, in der nicht das<br />

Seiende vom Menschen her, sondern das Menschsein aus dem<br />

Seyn gegriindet wird. Dieses aber bedarf einer hoheren Kraft<br />

des Schaffens und Fragens, zugleich aber der tieferen Bereitschaft<br />

zum Leiden und Austragen im Ganzen eines volligen<br />

Wandels der Bezuge zum Seienden und zum Seyn.<br />

* Der Ursprung des Kunstwerkes (Holzwege (Gesamtausgabe Band 5))<br />

Jetzt kann der Bezug zum Seyn nicht mehr in einer entsprechenden<br />

Wiederholung eines Bezugs zum Seienden bleiben<br />

(~Lavo£iv - voeiv - xu't'llyoQ£iv).<br />

Weil aber jener anfangliche Vorgriff aus der Verhaltung des<br />

Vernehmens (voii~ - ratio) den Menschen in das Seiende hinausund<br />

hineinriickt, so daB kraft seiner ein hijchstes Seiendes als<br />

aQX~ - urdu - causa - Unbedingtes gedacht wird, sieht es so aus,<br />

als sei es keine Herabziehung des Seins in das Menschenwesen.<br />

Jener erstanfangliche Vorgriff des Denkens als Leitfaden der<br />

Auslegung des Seienden kann freilich vom anderen Anfang her<br />

begriffen werden als eine Art der Nichtbewaltigung des noch<br />

unerfahrbaren Da-seins (vgl. Die Griindung, 212. Wahrheit als<br />

GewiBheit).<br />

1m ersten Anfang ist die Wahrheit (als Unverb.orgenheit) ein<br />

Charakter des Seienden als solchen, und gemaB der Wandlung<br />

der Wahrheit <strong>zur</strong> Richtigkeit der Aussage wird die»Wahrheit«<br />

<strong>zur</strong> Bestimmung des zum Gegenstandlichen gewandelten Seienden.<br />

(Wahrheit als Richtigkeit des Urteils, »Objektivitat«,<br />

» W irklichkeit« - »Sein« des Seienden)<br />

1m anderen Anfang wird die Wahrheit erkannt und gegriindet<br />

als Wahrheit des Seyns und das Seyn selbst als Seyn der<br />

Wahrheit, d. h. als das in sich kehrige <strong>Ereignis</strong>, zu dem die innere<br />

Ausfalligkeit der Zerkluftung und somit der Ab-grund<br />

gehort.<br />

Der Einsprung in den anderen Anfang ist der Ruckgang in<br />

den ersten und umgekehrt. Ruckgang in den ersten Anfang<br />

(die »Wieder-holung«) ist aber keine Versetzung in Vergangenes,<br />

als konnte dieses im gewohnlichen Sinne wieder »wirklich«<br />

gemacht werden. Der Ruckgang in den ersten Anfang ist eher<br />

und gerade Entfemung von ihm, das Beziehen jener Femstellung,<br />

die notwendig ist, um zu erfahren, was in jenem Anfang<br />

und als jener Anfang anfing. Denn ohne diese Fernstellung ­<br />

und nur die Stellung im anderen Anfang ist eine <strong>zur</strong>eichende ­<br />

bleiben wir immer zu nahe dem Anfang, und dies in einer verfanglichen<br />

Weise, sofern wir durch das, was ihm folgte, immer

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