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Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe

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118<br />

II. Der Anklang<br />

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l~"<br />

57. Die Geschichte des Seyns und die Seinsverlassenheit 119<br />

se« einfach weggeschoben, miBdeutet und damit verkleinert<br />

und in seiner Gefahr so erst recht vergroBert.<br />

7. Darin zeigt sich - ganz aus der Feme - das Nichtwissen um<br />

die Zugehorigkeit des Nicht, der Nichtung zum Seyn selbst,<br />

die Ahnungslosigkeit gegenuber der Endlichkeit und Einzigkeit<br />

des Seyns.<br />

8. Damit geht zusammen das Nichtwissen des Wesens der<br />

Wahrheit; daB vor allem Wahren die Wahrheit und ihre<br />

Griindung entschieden sein muB; die blinde Sucht nach dem<br />

»Wahren« im Anschein des emsten Wollens (vgl. Uberlegungen<br />

IV, 83).<br />

9. Daher die Ablehnung des echten Wissens und die Angst<br />

vor dem Fragen; das Ausweichen vor der Besinnung; die<br />

Flucht in die Begebenheiten und die Machenschaften.<br />

10. Aile Ruhe und Verhaltenheit erscheint als Untatigkeit und<br />

Gehenlassen und Verzicht und ist vielleicht der weiteste<br />

Uberschwung <strong>zur</strong>iick in das Seinlassen des Seins als <strong>Ereignis</strong>.<br />

11. Die Selbstsicherheit des Sichnichtmehr-rufenlassens; die<br />

Verhartung gegen aile Winke; die Unkraft des Erwartens;<br />

nur noch errechnen.<br />

12. All dieses sind nur Ausstrahlungen einer verwickelten und<br />

verharteten Verstellung des Wesens des Seyns, zumal seiner<br />

Zerkluftung: daB Einzigkeit, Seltenheit, Augenblicklichkeit,<br />

Zufall und Anfall, Verhaltenheit und Freiheit, Verwahrung<br />

und Notwendigkeit zum Seyn gehoren; daB dieses<br />

nicht das Leerste und Gemeinste, sondem das Reichste und<br />

Hochste ist und nur west in der Er-eignung, kraft deren das<br />

Da-sein <strong>zur</strong> Griindung der Wahrheit des Seins in der Bergung<br />

durch das Seiende kommt.<br />

13. Die besondere Verdeutlichung der Seinsverlassenheit als<br />

Zerfall des Abendlandes; die Flucht der Gotter; der Tod des<br />

moralisch christlichen Gottes; seine Umdeutung (vgl. die<br />

Hinweise Nietzsches). Die Verschleierung dieser Entwurzelung<br />

durch das grundlose, aber vermeintlich neu anfangen­<br />

de Sichselbstfinden des Menschen (Neuzeit); diese Verschleierung<br />

uberglanzt und gesteigert durch den Fortschritt:<br />

Entdeckungen, Erfindungen, Industrie, die Maschine; zugleich<br />

die Vermassung, Verwahrlosung, Verelendung, alles<br />

als AblOsung von dem Grunde und den Ordnungen, Ent­<br />

-wurzelung aber zutiefst Verschleierung der Not, Unkraft<br />

<strong>zur</strong> Besinnung, Ohnmacht der Wahrheit; der Fort-schritt<br />

ins Unseiende als wachsende Verlassenheit yom Seyn.<br />

14. Die Seinsverlassenheit ist der innerste Grund fur die Not<br />

der Notlosigkeit. Wie kann diese Not als Not erwirkt werden?<br />

MuB nicht einer die Wahrheit des Seyns aufleuchten<br />

lassen - aber wozu? Wer von den Notlosen vermag zu sehen?<br />

Gibt es aus einer solchen Not, die sich als Not standig<br />

verleugnet, je einen Ausweg? Es fehlt das Hinauswollen.<br />

Kann hier die Erinnerung an gewesene Moglichkeiten des<br />

Da-seins <strong>zur</strong> Besinnung fuhren? Oder muB hier ein Un­<br />

-gewohnliches, Nicht-ersinnbares in diese Not hinein sto­<br />

Ben?<br />

15. Die Seinsverlassenheit, naher gebracht durch eine Besinnung<br />

auf die Weltverdusterung und ErdzerstOrung im Sinne<br />

der Schnelligkeit, der Berechnung, des Anspruchs des<br />

Massenhaften (vgl. Der Anklang, 57. Die Geschichte des<br />

Seyns und die Seinsverlassenheit).<br />

16. Die gleichzeitige »Herrschaft« der Machtlosigkeit der blo­<br />

Ben Gesinnung und der Gewalttatigkeit der Einrichtung.<br />

57. Die Geschichte des Seyns und die Seinsverlassenheit<br />

Die Seinsverlassenheit ist der Grund und darnit zugleich die urspriinglichere<br />

Wesenbestimmung dessen, was Nietzsche erstmals<br />

als Nihilismus erkannt hat. Wie wenig noch ist selbst ihm<br />

und seiner Kraft gelungen, das abendlandische Dasein <strong>zur</strong> Besinnung<br />

auf den Nihilismus zu zwingen. Noch geringer ist darnach<br />

die Hoffnung, daB dieses Zeitalter den Willen zum

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