Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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252 IV. Der Sprung<br />
134. Der Bezug von Da-sein und Seyn<br />
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Vielmehr erringen wir die Einzigkeit der Schwingung in<br />
ihrem reinen Sichverbergen je nur im Einsprung, wissend, daB<br />
wir da nicht das »Letzte« erlangen, sondem die Wesung der<br />
Stille, das Endlichste und Einzigste als Augenblieksstatte der<br />
groBen Entscheidung tiber den Ausbleib und die Ankunft der<br />
Gotter und dann erst die Stille der Wachtftir den Vorbeigang<br />
des letzten Gottes.<br />
Die Einzigkeit des Seyns (als <strong>Ereignis</strong>), die UnvorsteZZbarkeit<br />
(kein Gegenstand), die hochste Befremdlichkeit und das wesentliche<br />
Sichverbergen, das sind Weisungen, denen folgend<br />
wir uns zuerst bereit machen mtissen, urn entgegen der Selbstverstandlichkeit<br />
des Seyns das Seltenste zu erahnen, in dessen<br />
Offenheit wir stehen, auch wenn unser Menschsein zumeist das<br />
Weg-sein betreibt.<br />
Jene Weisungen sprechen nur an, wenn wir zumal die Not<br />
der Seinsverlassenheit ausstehen und uns der Entscheidung<br />
tiber den Ausbleib und die Ankunft der Gotter steZZen.<br />
Inwiefem jene Weisungen die Grundstimmung der Verhaltenheit<br />
erwirken und inwiefem die Verhaltenheit <strong>zur</strong> Ftigsamkeit<br />
gegen jene Weisungen stimmt.<br />
134. Der Bezug von Da-sein und Seyn<br />
In »Sein und Zeit« erstmals begriffen als »Seinsverstandnis«,<br />
wobei Verstehen als Entwurf zu fassen und die Entwerfung als<br />
geworfene und das will sagen zugehorig der Er-eignung durch<br />
das Seyn selbst.<br />
Verkennen wir aber zuvor die Befremdlichkeit und Einzigkeit<br />
(Unvergleichbarkeit) des Seyns und in eins damit das Wesen<br />
des Da-seins, dann verfallen wir allzu leicht der Meinung,<br />
dieser »Bezug« entsprache oder sei gar gleichzusetzen demjenigen<br />
zwischen Subjekt und Objekt. Doch Da-sein hat aile Subjektivitat<br />
tiberwunden, und Seyn ist niemals Objekt und Gegenstand,<br />
Vor-stellbares; gegenstandsfahig ist immer nur Seiendes<br />
und auch hier nicht jedes.<br />
Wie aber, wenn die »Subjektivitat« wie bei Kant als transzendentale<br />
begriffen wird und somit der Bezug auf die Gegenstiindlichkeit<br />
des Gegenstandes, und wenn tiberdieses der Gegenstand,<br />
die »Natur«, als das allein erfahrbare Seiende gilt,<br />
und somit die Gegenstandlichkeit mit der Seiendheit sich deekt,<br />
bietet sich da nicht eine Gelegenheit, ja eine geschichtlich einzigartige<br />
Grundstellung, an der trotz aZZer wesentlichen Unterschiede<br />
jener Bezug von Da-sein und Seyn den Heutigen aus<br />
dem Bisherigen erstmals naher gebracht werden kann? Allerdings.<br />
Und das ist versucht im »Kantbuch«; war aber nur dadurch<br />
moglich, daB gegen Kant Gewalt gebraucht wurde in der<br />
Richtung einer urspriinglicheren Fassung eben des transzendentalen<br />
Entwurfs in seiner Einheitlichkeit, HeraussteZZung der<br />
transzendentalen Einbildungskraft. Diese Kantauslegung ist»historisch«<br />
unrichtig, gewiB, aber sie ist geschichtlich, d. h. auf die<br />
Vorbereitung des ktinftigen Denkens und nur darauf bezogen,<br />
wesentlich, eine geschichtliche Anweisung auf ein ganz Anderes.<br />
Doch ebenso sicher, wie Kants Werk durch solche Auslegung<br />
»historisch« miBdeutet wird, kommt nun auch wieder dasjenige,<br />
was als das Andere, Kiinftige, nahergebracht werden solI, in die<br />
MiBdeutung: es scheint nichts anderes zu sein als ein »existenziell«<br />
oder sonstwie modernisierter »Kantianismus«. Doch indem<br />
man behauptet und mit Recht behauptet, Kant sei hier ./<br />
historisch verzeichnet, muB man auch darauf verzichten, die<br />
Grundstellung, aus der her und auf die zu die Verzeichnung<br />
erfolgte, nun doch als Kantianismus auszugeben. Mit anderen<br />
Worten, solche historische vergleichende Verrechnung trifft<br />
nicht das Wesentliche. Geschichtliche Auseinandersetzung (vgl.<br />
Das Zuspiel) ist eben ein Vorgehen, das gleichsehr die friihere<br />
Geschichte in ihre verborgene GroBe <strong>zur</strong>iickstellt und zugleich<br />
und nur so das andere Fragen, nicht zum Vergleich, gegentiberstellt,<br />
sondern als Ftigsamkeit gegentiber jener GroBe und<br />
ihren Notwendigkeiten zum Vollzug bringt.<br />
Und so ist das »Kantbuch« notwendig durch und durch zweideutig<br />
und doch nicht eine zufallige Mitteilung, weil Kant der