Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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374 V. Die Griindung<br />
239. Der Zeit-Raum (vorbereitende Oberlegung) 375<br />
(welcher?) etwas »Metaphysisches« angedichtet. Aber die Frage<br />
ist doch die nach dem Recht und der Herkunft dieser Leerformen,<br />
deren Wahrheit noch nicht erwiesen ist auf Grund ihrer<br />
Richtigkeit und Brauchbarkeit im Felde der Rechnung; hierdurch<br />
wird das Gegenteil erwiesen.<br />
Andrerseits fiihrt der Ruckgang in ihre Herkunft doch nicht<br />
in den Wesensursprung, die »Wahrheit«, wenngleich 't6Jto~<br />
(einraumend) und XQ6vo~ (<strong>zur</strong> '\jJUXTJ gehorig) <strong>zur</strong>uckweisen in<br />
die q),()(H~. Dabei bedarf es gar nicht der »mythischen«»Vorstellungen«.<br />
Denn diese sind erst zuletzt als vor-anfanglich fur<br />
den ersten Anfang zu fassen. Beginnt man mit ihnen, dann<br />
kommt es hochstens zu der »Trivialitat«, daB hier noch »irrational«<br />
erfahren sei, was spater ins Licht der ratio gestellt<br />
wird.<br />
Welches aber ist der Weg zu einer ersten vor-Iaufigen und<br />
zwar uberganglichen Besinnung auf den Zeit-Raum? Von der<br />
Augenblicks-statte des Da-seins. Und diese, wo wir dem Da<br />
-sein so entzogen?<br />
Kann versucht werden, von der Frage der »Einheit« von<br />
»Raum und Zeit« nach der ublichen Vorstellung auszugehen?<br />
(Vgl. Vorlesung WS 1935/36, Einleitung). Woher und weshalb<br />
und wie beide von alters her beisammen? Welche Grunderfahrung,<br />
ohne daB sie bewaltigt ware? (das Da!) Nur vordergriindlich<br />
gemaB der leitenden Seiendheit? Aber wie das »Und« fur<br />
beide? 1st uberhaupt damach gefragt und fragbar?<br />
Das »Und« in Wahrheit der Grund des Wesens beider, die<br />
Verriickung ins umgrenzende und Anwesung und Bestand bildende<br />
Offene, aber ohne daB dieses selbst erfahrbar und begriindbar<br />
wurde. Vgl. den gleichzeitigen Einsturz der UATJftELa<br />
und Umbildung <strong>zur</strong> O!!O(WOL~ (Richtigkeit).<br />
Denn der erfahrende Entwurf geschieht hier nicht in der<br />
Richtung des Vorstellens eines allgemeinen "Vesens (YEVO~),<br />
sondem im ursprunglich-geschichtlichen Eingang in die Augenblicksstatte<br />
des Da-seins. 1nwiefem solches in der griechischen<br />
Tragodie?<br />
Die Augenblicksstiitte, Einzigkeit und Anfall der hellsten<br />
Entruekung in den Bereich des Winkes aus der sanften Beriikkung<br />
des Sichversagenden-Zogemden, Nahe und Ferne in<br />
der Entscheidung, das Wo und Wann der Seinsgeschichte sich<br />
liehtend-verbergend aus der Ereignung der Grundstimmung<br />
der Verhaltenheit. Diese und die Grunderfahrung des Da und<br />
so des Zeit-Raumes.<br />
Nun scheint freilich die Ruekbeziehung der Raum- und Zeit<br />
Vorstellung auf Stimmungen nicht nur eine metaphysische<br />
Ausrichtung der Leerformen, sondem zugleich doch eine neue<br />
»Subjektivierung«.<br />
Zu dieser aber ist zu sagen:<br />
Weil das Da-sein wesentlieh Selbstheit (Eigentum) ist und<br />
Selbstheit ihrerseits der Grund des 1eh und Wir und aller niederen<br />
und hoheren »Subjektivitat«, deshalb ist die Entfaltung<br />
des Zeit-Raumes aus der Augenblieksstatte keine Subjektivierung,<br />
sondern deren Dberwindung, wenn nicht schon die<br />
grundsatzliche, vorgangige AbstoI3ung.<br />
Dieser Ursprung des Zeit-Raumes entspricht der Einzigkeit<br />
des Seyns als <strong>Ereignis</strong>.<br />
Sich selbst bringt er nur in sein Offenes im Geschehnis der<br />
Bergungder Wahrheit gemaB der jeweils notwendigen Bahn<br />
.."<br />
der Bergung.<br />
Der Zeit-Raum als Wesung der Wahrheit (Wesung des abgrundigen<br />
Grundes) kommt erst ins Wissen im Vollzug des<br />
anderen Anfangs. Vordem aber bleibt er und zwar notwendig<br />
verhullt in der Gestalt der unbegriffenen aber gewohnten Zusammennennung<br />
von »Raum« »und« »Zeit«.<br />
Woher stammt der Vorrang der Leere von Raum und Zeit,<br />
ihrer unmittelbar vor-gestellten Erstreekung, ihrer Mengenhaftigkeit<br />
und Berechenbarkeit?<br />
Alles geht <strong>zur</strong>Uck auf die griechisehe Grunderfahrung der<br />
ouo(a. Damit Raum und Zeit unmittelbar vor-gestellt, ja sogar<br />
dasjenige, was in der qnJIJL~ sich als das so Vor-stellbare aufdrangt<br />
(vgl. bei Zeit demnach der Vorrang des vvv).