Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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338 V. Die Griindung<br />
214. Das Wesen der Wahrheit (Offenheit) 339<br />
pers, ohne jede Ahnung bleiben von dem, was in der abendlandischen<br />
Metaphysik eigentlich geschehen ist und was sich<br />
vorbereiten muB als Notwendigkeit des anderen Anfangs.<br />
213. Warum es sich bei der Wahrheitsfrage handelt<br />
1. Nicht um eine bloBe Abanderung des Begriffes,<br />
2. nicht um eine urspriinglichere Einsicht in das Wesen,<br />
3. sondern um den Einsprung in die Wesung der Wahrheit.<br />
4. Und demzufolge urn eine Verwandlung des Menschseins im<br />
Sinne einer Ver-ruckung seiner Stellung im Seienden.<br />
5. Und deshalb zuerst um eine urspriinglichere Wiirdigung und<br />
Ermachtigung des Seyns selbst als <strong>Ereignis</strong>.<br />
6. Und daher allem zuvor um die Griindung des Menschseins<br />
im Da-sein als dem yom Seyn selbst ernotigten Grunde seiner<br />
Wahrheit.<br />
214. Das Wesen der Wahrheit<br />
(Offenheit)<br />
Aus der Erinnerung an den Anfang sowohl (die UA~{}ELU) wie<br />
aus der Besinnung auf den Grund der Moglichkeit der Richtigkeit<br />
(adaequatio) stoBen wir auf dasselbe: die Offenheit des<br />
Offenen. Damit ist freilich nur eine erste Anzeige auf das VVesen<br />
gegeben, das sich wesentlicher bestimmt als Lichtung fur<br />
das Sichverbergen.<br />
Aber schon die Offenheit bietet des Ratselhaften genug, noch<br />
ganz abgesehen von der Art ihrer Wesung.<br />
Die Offenheit, ist das nicht das Leerste des Leeren? (vgL<br />
Wahrheit und Ab-grund). So erscheint sie, wenn wir versuchen,<br />
sie gleichsam fiir sich wie ein Ding zu nehmen.<br />
Aber das Offene, in das, zugleich sich verbergend, je das<br />
Seiende hereinsteht, und zwar nicht nur die nachsten hand<br />
lichen Dinge, ist in der Tat so etwas wie eine hahle Mitte, z. B.<br />
die des Kruges. Hier erkennen wir jedoch, daB nicht eine beliebige<br />
Leere nur durch die Wande umschlossen und von »Dingen«<br />
unerfiillt gelassen ist, sondern umgekehrt, die hohle Mitte<br />
ist das Bestimmend-Pragende und Tragende fiir die Wandung<br />
der Wande und ihrer Rander. Diese sind nur die Ausstrahlung<br />
jenes urspriinglichen Offenen, das seine Offenheit wesen laBt,<br />
indem es solche Wandung (die GefaBform) urn sich herum und<br />
auf sich zu fordert. So strahlt im UmschlieBenden die ·Wesung<br />
des Offenen wider.<br />
Entsprechend, nur wesentlicher und reicher, miissen wir die<br />
Wesung der Offenheit des Da verstehen. Seine umrandende<br />
Wandung ist freilich nichts dinghaftes Vorhandenes, ja iiberhaupt<br />
nicht ein Seiendes und selbst nicht das Seiende, sondern<br />
des Seins selbst, das Erzittern des <strong>Ereignis</strong>ses im Winken des<br />
Sichverbergens.<br />
In der UA~{}ELU, Un-verborgenheit, ist erfahren: das Verborgensein<br />
und die teil- und fallweise Dberwindung und Beseitigung<br />
derselben. Aber schon dies, daB mit der Beseitigung<br />
(Wegnahme: u-privativum) eben das Offene wesen muB, in das<br />
jedes Unverborgene hereinsteht, ist nicht eigens verfolgt und<br />
gegriindet. Oder miissen wir hier die Idee des Lichtes und der<br />
Helle bedenken in ihrem Bezug zum Entbergen als einem Vernehmen<br />
und »Sehen«? GewiB (vgL Auslegung des Hohlengleichnisses*).<br />
Gleichnishaft ist hier etwas gezeigt; und auch<br />
der vorige Hinweis auf den Krug ist doch Gleicbnis. Kommen<br />
wir denn gar nicht iiber das Gleichnishafte hinaus? Nein und<br />
ja; denn umgekehrt ist ja die sinnlichste Sprache und Bildung<br />
eben nie nur »sinnlich«, sondern zuerst und nicht nur »auch<br />
dazu« verstanden.<br />
Wie wenig aber auch die Leitvorstellung des Lichtes jenes<br />
Offene und seine Offenheit festhalten und ins Wissen heben<br />
konnte, zeigt sich darin, daB gerade die »Lichtung« und das<br />
* Vorlesung Wintersemester 1931/32 »<strong>Vom</strong> 'Vesen der Wahrheit. Zu<br />
Platons Hohlengleichnis und Theatet« (Gesamtausgabe Band 34)<br />
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