Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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1250 IV. Ver Sprung<br />
1JJ. Vas Wesen des Seyns<br />
1251<br />
132. Seyn und Seiendes<br />
Diese Unterscheidung ist seit »Sein und Zeit« als »ontologische<br />
Differenz« gefaBt, und dieses in der Absicht, die Frage nach<br />
der Wahrheit des Seyns gegen aIle Vermischung sicher zu stellen.<br />
Aber sogleich ist diese Unterscheidung auf die Bahn gedriingt,<br />
aus der sie herkommt. Denn hier macht sich die Seiendheit<br />
geltend als die OUl1La, lilia, und in ihrem Gefolge die Gegenstiindlichkeit<br />
als Bedingung der Moglichkeit des Gegenstandes.<br />
Deshalb bedurfte es im Versuch der Uberwindung des ersten<br />
Ansatzes der Seinsfrage in »Sein und Zeit« und seiner Ausstrahlungen<br />
(» <strong>Vom</strong> Wesen des Grundes« und Kantbuch*) der<br />
wechselnden Versuche, der »ontologischen Differenz« Herr zu<br />
werden, ihren Ursprung selbst und d. h. ihre echte Einheit zu<br />
fassen. Deshalb bedurfte es der Bemiihung, von der »Bedingung<br />
der Moglichkeit« als eines nur »mathematischen« Riiekganges<br />
freizukommen und die Wahrheit des Seyns aus dessen<br />
eigenem Wesen zu fassen (<strong>Ereignis</strong>). Daher das Quiilende und<br />
Zwiespiiltige dieser Unterscheidung. Denn so notwendig sie ist,<br />
aus dem Herkommlichen gedacht, urn iiberhaupt einen ersten<br />
Gesichtskreis fiir die Seynsfrage zu schaffen, so verhiingnisvoll<br />
bleibt doch diese Unterscheidung. Denn diese Unterscheidung<br />
entspringt ja gerade einem Fragen nach dem Seienden als solchern<br />
(nach der Seiendheit). Auf diesem Wege aber ist niemals<br />
<strong>zur</strong> Seynsfrage unmittelbar zu gelangen. Mit anderen Worten,<br />
diese Unterscheidung wird gerade <strong>zur</strong> eigentlichen Schranke,<br />
die ein Fragen der Seynsfrage verlegt, sofem versucht wird,<br />
unter Voraussetzung des Unterschiedes von diesem weiter nach<br />
seiner Einheit zu fragen. Diese Einheit kann immer nur der<br />
Widerschein des Unterschiedes bleiben und niemals in den<br />
Ursprung fiihren, von dem aus diese Unterscheidung als nicht<br />
mehr ursprungliche ersehen werden kann.<br />
Deshalb gilt es, nicht das Seiende zu ubersteigen (Transzendenz),<br />
sondem diesen Unterschied und damit die Transzendenz<br />
* Kant und das Problem der Metaphysik (Gesamtausgabe Band 3)<br />
zu iiberspringen und anfiinglich vom Seyn her und der Wahrheit<br />
zu fragen.<br />
1m ubergiinglichen Denken jedoch mussen wir dieses Zwiespiiltige<br />
aushalten: einmal mit dieser Unterscheidung <strong>zur</strong> ersten<br />
Kliirung einzusetzen und dann doch gerade diese Unterscheidung<br />
zu uberspringen. Dieses Uberspringen aber geschieht<br />
mit durch den Sprung als die Er-grundung des Grundes der<br />
Wahrheit des Seyns, durch den Einsprung in das <strong>Ereignis</strong> des<br />
Da-seins.<br />
133. Das Wesen des Seyns*<br />
Das Seyn braucht den Menschen, damit es wese, und der<br />
Mensch gehort dem Seyn, auf daB er seine iiuBerste Bestimmung<br />
als Da-sein vollbringe.<br />
Wird aber das Seyn nicht abhiingig von einem Anderen,<br />
wenn dieses Brauchen sogar sein Wesen ausmacht und nicht<br />
nur eine Wesensfolge ist?<br />
Wie diirfen wir aber da von Ab-hiingigkeit reden, wo dieses<br />
Brauchen gerade das Gebrauchte in seinen Grund urnschafft<br />
und zu seinem Selbst erst iiberwiiltigt.<br />
Und wie kann der Mensch umgekehrt das Seyn unter seine<br />
BotmiiBigkeit bringen, wenn er doch gerade seine Verlorenheit<br />
an das Seiende daran geben muB, urn der Er-eignete und Zugehorige<br />
zum Seyn zu werden.<br />
Dieser Gegenschwung des Brauchens und Zugehorens macht<br />
das Seyn als <strong>Ereignis</strong> aus, und die Schwingung dieses Gegenschwunges<br />
in die Einfachheit des Wissens zu heben und in seiner<br />
Wahrheit zu grunden, ist das Erste, was uns denkerisch<br />
obliegt.<br />
Dabei aber miissen wir der Gewohnung entsagen, diese Wesung<br />
des Seyns als ein fiir jedermann jederzeit beliebig Vorstellbares<br />
sicherstellen zu wollen.<br />
* vgl. Der Sprung, 166. Wesung und Wesen<br />
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