Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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76 1. Vorblick<br />
J5. Vas <strong>Ereignis</strong><br />
77<br />
nicht yom Seienden als solchen im Ganzen, sondern es vollzieht<br />
sich der Einsprung in die Wahrheit (Lichtung und Verbergung)<br />
des Seyns selbst. Hier ist zugleich erfahren und erfragt dieses<br />
(auch in der Leitfrage versteckt liegende) Voraus-wesende, die<br />
Offenheit fur Wesung als solche, d. h. die Wahrheit. Hier ist<br />
mitgefragt die Vor-frage nach der Wahrheit. Und sofern das<br />
Seyn erfahren wird als der Grund des Seienden, ist die so gestellte<br />
Frage nach der Wesung des Seyns die Grundfrage. Von<br />
der Leitfrage <strong>zur</strong> Grundfrage gibt es nie einen unmittelbaren,<br />
gleichsinnigen, die Leitfrage noch einmal (auf das Seyn) anwendenden<br />
Fortgang, sondern nur einen Sprung, d. h. die Notwendigkeit<br />
eines anderen Anfangs. Wohl dagegen kann und<br />
muB durch die entfaltende Uberwindung der Leitfragenstellung<br />
und ihrer Antworten als solcher ein Ubergang geschaffen<br />
werden, der den anderen Anfang vorbereitet und iiberhaupt<br />
sichtbar und ahnbar macht. Dieser Ubergangsbereitung dient<br />
»Sein und Zeit«, d. h. es steht eigentlich schon in der Grundfrage,<br />
ohne diese rein aus sich anfanglich zu entfalten.<br />
Fiir die Leitfrage ist das Sein des Seienden, die Bestimmung<br />
der Seiendheit (d. h. die Angabe der »Kategorien« fiir die ouo[a)<br />
die Antwort. Die verschiedenen Bereiche des Seienden werden<br />
in der spateren nachgriechischen Geschichte verschiedenartig<br />
wichtig, Zahl und Art der Kategorien und ihres »Systems«<br />
wechseln, aber es bleibt im wesentlichen in diesem Ansatz, mag<br />
er unmittelbar im A6yor; als Aussage FuB fassen oder zufolge<br />
bestimmter Umwandlungen im BewuBtsein und im absoluten<br />
Geist. Die Leitfrage bestimmt von den Griechen bis zu Nietzsche<br />
dieselbe Weise der Frage nach dem »Sein«. Das deutlichste<br />
und groBte Beispiel fiir diese Einheitlichkeit der Uberlieferung<br />
ist Hegels »Logik«.<br />
Fiir die Grundfrage dagegen ist das Sein nicht Antwort und<br />
Antwortbereich, sondern das Frag-wiirdigste. 1hm gilt die vorspringende<br />
und einzige Wiirdigung, d. h. es selbst wird als<br />
Herrschaft eroffnet und so als das nicht und nie Zubewaltigende<br />
ins Offene gehoben. Das Seyn als der Grund, in dem<br />
alles Seiende erst als solches zu seiner Wahrheit (Bergung und<br />
Einrichtung und Gegenstandlichkeit) kommt; der Grund, in<br />
dem das Seiende versinkt (Abgrund), der Grund, in dem es<br />
auch sich seine Gleichgultigkeit und Selbstverstiindlichkeit anmaBt<br />
(Ungrund). DaB das Seyn in seiner Wesung in dieser<br />
Weise grundig west, zeigt seine Einzigkeit und Herrschaft an.<br />
Und diese wieder ist nur der Wink in das <strong>Ereignis</strong>, worin wir<br />
die Wesung des Seins in seiner hochsten Verborgenheit zu<br />
suchen haben. Das Seyn als das Frag-wiirdigste kennt selbst in<br />
sich keine Frage.<br />
Die Leitfrage, entfaltet in ihrem Gefiige, laBt jeweils eine<br />
Grundstellung zum Seienden als solchen erkennen, d. h. eine<br />
Stellung des fragenden (Menschen) auf einem Grunde, der<br />
nicht als solcher aus der Leitfrage er-griindbar und iiberhaupt<br />
nicht wiBbar ist, der aber durch die Grundfrage ins Offene gebracht<br />
wird.<br />
Wenngleich nie ein Fortgang von der Leitfrage <strong>zur</strong> Grundfrage<br />
moglich ist, so gibt doch umgekehrt die Entfaltung der<br />
Grundfrage zugleich den Grund, das Ganze der Leitfragengeschichte<br />
in einen urspriinglicheren Besitz <strong>zur</strong>iickzunehmen<br />
und nicht etwa als ein Vergangenes nur abzustoBen (vgl. Das<br />
Zuspiel, 92. Die Auseinandersetzung des ersten und anderen<br />
Anfangs).<br />
35. Das <strong>Ereignis</strong><br />
Die Wegbesinnung:<br />
1. Was anfiingliches Denken ist.<br />
2. Wie der andere Anfang als Erschweigung sich vollzieht.<br />
»Das <strong>Ereignis</strong>« ware der rechte Titel fiir das »Werk«, das<br />
hier nur vorbereitet werden kann; und daher muB statt dessen<br />
stehen: Beitriige <strong>zur</strong> <strong>Philosophie</strong>.<br />
Das »Werk«: der sich entwickelnde Bau im Sich<strong>zur</strong>iickwenden<br />
in den aufragenden Grund.