Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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248 IV. Der Sprung<br />
Aus dem urspriinglichen Wesen der Wahrheit bestimmt sich<br />
erst das Wahre und damit das Seiende und zwar so, daB jetzt<br />
nicht mehr das Seiende ist, sondern daB das Seyn zum »Seienden«<br />
entspringt. Deshalb wird im anderen Anfang des Denkens<br />
das Seyn als <strong>Ereignis</strong> erfahren, so zwar, daB diese<br />
Erfahrung als Erspringung aIle Beziige zum »Seienden«<br />
wandelt. Fortan muB der Mensch, d. h. der wesentliche und<br />
die Wenigen seiner Art, aus dem Da-sein seine Geschichte<br />
bauen und d. h. zuvor aus dem Seyn zum Seienden das Seiende<br />
wirken. Nicht nur wie bisher, daB das Seyn ein Vergessenes,<br />
aber unumganglich nur vorgemeint, ist, sondern so,<br />
daB das Seyn, seine Wahrheit, jeden Bezug zum Seienden eigens<br />
tragt.<br />
Dies verlangt die Verhaltenheit als Grundstimmung, die jene<br />
Wachterschaft im Zeit-Raum fiir den Vorbeigang des letzten<br />
Gottes durchstimmt.<br />
Ob diese Umwerfung des bisherigen Menschen, d. h. zuvor<br />
die Griindung der urspriinglicheren Wahrheit in das Seiende<br />
einer neuen Geschichte gliickt, ist nicht zu errechnen, sondern<br />
Geschenk oder Entzug der Ereignung selbst, auch dann noch,<br />
wenn die Wesung des Seyns bereits in der jetzigen Besinnung<br />
vorausgedacht und in den Grundziigen gewuBt ist.<br />
Die Er-eignung der Da-griindung verlangt freilich eine Entgegenkunft<br />
von seiten des Menschen, und das bedeutet allerdings<br />
Wesentliches und vielleicht fUr den jetzigen Menschen<br />
schon Unmogliches. Denn er muB aus dem jetzigen Grundzustand<br />
heraus, der nichts Geringeres als die Verleugnung aller<br />
Geschichte in sich schlieBt.<br />
Die Entgegenkunft des Menschen verlangt zuvor die tiefste<br />
Bereitschaft <strong>zur</strong> Wahrheit, zum Fragen nach dem Wesen des<br />
Wahren unter Verzicht auf alle Stiitzen im Richtigen und Zurechtgemachten<br />
der Machenschaft.<br />
1m anderen Anfang kann nicht mehr ein Seiendes, ein bestimmter<br />
Bereich und Bezirk ebensowenig wie das Seiende als<br />
solches, maBgebend werden fUr das Seyn. Bier muB so weit<br />
1J1. Das Obermaf3 im Wesen des Seyns (das Sichverbergen) 249<br />
hinaus, oder besser herein in das Da gedacht werden, daB die<br />
Wahrheit des Seyns urspriinglich aufleuchtet.<br />
Das Seyn wird das Befremdliche und zwar so, daB die Griindung<br />
seiner Wahrheit die Befremdlichkeit steigert und somit<br />
alles Seiende dieses Seyns in seiner Befremdung erhalt. Dann<br />
erst erfiillt sich die volle Einzigkeit des Er-eignisses und aller<br />
ihr zugewiesenen Augenblick.lichkeit des Da-seins. Dann erst<br />
ist die tiefste Lust aus ihrem Grunde befreit als das Schaffende,<br />
das in der verschwiegensten Verhaltenheit davor bewahrt ist,<br />
in ein bloBes ungeniigsames Treiben von blinden Trieben auszuarten.<br />
131. Das ObermafJ im Wesen des Seyns<br />
(das Sichverbergen)<br />
Das Uber-maB ist kein bloBes mengenhaftes Zuviel, sondern<br />
das Sichentziehen aller Schatzung und Ausmessung. Aber in<br />
diesem Sichentziehen (Sichverbergen) hat das Seyn seine nachste<br />
Nahe in der Lichtung des Da, indem es das Da-sein er<br />
-eignet.<br />
Das Uber-maB der Ereignung gehort zu ihr selbst, nicht als<br />
Eigenschaft, als ob sie Er-eignung sein konnte ohne das Uber<br />
-maB.<br />
Das Uber-maB ist freilich auch nicht das Jenseitige eines<br />
Uber-sinnlichen, sondern als Er-eignung die Erzwingung des<br />
Seienden.<br />
Das Uber-maB ist das Sichentziehen der Ausmessung, well<br />
es erst den Streit und damit den Streitraum und alles Abstandige<br />
entspringen laBt und of£enhalt.<br />
Der Streit des Seyns gegen das Seiende aber ist dies Sichverbergen<br />
der Verhaltenheit einer urspriinglichen Zugehorigkeit.<br />
So hat die Ereignung in diesem schenkenden Sichentziehen<br />
iiberall das Wesen des Sichverbergens, was, urn zu wesen, der<br />
weitesten Lichtung bedarf.<br />
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