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Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe

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1. Vorblick<br />

15. Die <strong>Philosophie</strong> als »<strong>Philosophie</strong> eines Volkes«<br />

Wer wollte leugnen, daB die <strong>Philosophie</strong> dies ist? Und kann<br />

dafUr nicht ein Zeugnis beigebracht werden, das jede Gegenmeinung<br />

niederschlagt: der groBe Anfang der abendlandischen<br />

<strong>Philosophie</strong>? 1st er nicht die <strong>Philosophie</strong> »des« griechischen<br />

Volkes? Und das groBe Ende der abendlandischen <strong>Philosophie</strong>,<br />

der »Deutsche Idealismus« und »Nietzsche«, ist es nicht<br />

die <strong>Philosophie</strong> »des« deutschen Volkes?<br />

Allein, was wird mit solchen einleuchtenden Fest-stellungen<br />

gesagt? Nichts iiber das Wesen der <strong>Philosophie</strong> selbst. 1m Gegenteil,<br />

die <strong>Philosophie</strong> wird so nur eingeebnet in das Gleichgultige<br />

einer »Leistung«, eines »Vollzugs«, einer Verhaltungsweise,<br />

als welche auch die Art der Kleidung und Nahrungszubereitung<br />

und dergleichen beispielhaft gelten kann. Diese<br />

einleuchtende Zugehorigkeit zum»Volk« verfiihrt zu der Meinung,<br />

mit dem Hinweis auf sie sei auch etwas iiber die <strong>Philosophie</strong><br />

oder gar noch iiber das Schaffen einer kiinftigen etwas<br />

Wesentliches gesagt.<br />

Die Redewendung »<strong>Philosophie</strong> eines Volkes« erweist sich<br />

sogleich als sehr vieldeutig und dunkel. Wobei noch ganz beiseite<br />

bleibe die Unbestimmtheit der Rede vom»Volk«.<br />

Wodurch wird ein Yolk zum Yolk? Wird ein Yolk nur das,<br />

was es ist? Wenn ja, was ist es dann? Wie HiBt sich dies wissen?<br />

1. Was ein Yolk iiberhaupt sei? g. Was je dieses und jenes Yolk<br />

sei? 3. Was wir selbst sind?<br />

Hier versagt aIle platonisierende Denkweise, die einem<br />

Volksleib eine Idee, einen Sinn und Werte vor-setzt, darnach<br />

es »werden« soIl. Woher und wie dieseVorsetzung?<br />

Die Besinnung auf das Volkhafte ist ein wesentlicher Durchgang.<br />

So wenig wir dies verkennen durfen, so sehr gilt es zu<br />

wissen, daB ein hochster Rang des Seyns errungen sein muB,<br />

wenn ein »volkisches Prinzip« als maBgebend fUr das geschichtliche<br />

Da-sein gemeistert ins Spiel gebracht werden<br />

solI.<br />

16. <strong>Philosophie</strong><br />

Das Yolk wird erst Yolk, wenn seine Einzigsten kommen,<br />

und wenn diese zu ahnen beginnen. So wird das Yolk erst frei<br />

fur sein zu erkampfendes Gesetz als der letzten Notwendigkeit<br />

seines hochsten Augenblicks. Die <strong>Philosophie</strong> eines Volkes ist<br />

jenes, was das Yolk zum Yolk einer <strong>Philosophie</strong> macht, das<br />

Yolk geschichtlich in sein Da-sein griindet und <strong>zur</strong> Wachterschaft<br />

fUr die Wahrheit des Seyns bestimmt.<br />

Die <strong>Philosophie</strong> »eines« Volkes ist jenes Freie und Einzige,<br />

was ebenso sehr iiber das Yolk wie »aus« dem Yolk kommt,<br />

tiber es, sofern es schon zu sich selbst, zum Da-sein sich entscheidet.<br />

Die <strong>Philosophie</strong> »eines« Volkes liiBt sich daher nicht aus<br />

irgendwelchen Anlagen und Fahigkeiten errechnen und vorschreiben,<br />

im Gegenteil, volkhaft ist hier das Denken uber die<br />

<strong>Philosophie</strong> nur, wenn es begreift, daB diese ihren eigensten<br />

Ursprung selbst zu erspringen hat und dieses nur glucken kann,<br />

wenn die <strong>Philosophie</strong> uberhaupt noch ihrem ersten wesentlichen<br />

Anfang zugehort. Nur so vermag sie das »Volk« in die<br />

Wahrheit des Seyns zu mcken, statt umgekehrt von einem angeblichen<br />

Yolk als einem seienden ins Unwesen genotzuchtigt<br />

zu werden.<br />

16. <strong>Philosophie</strong>*<br />

ist das unmittelbar nutzlose, aber gleichwohl herrschaftliche<br />

Wissen aus der Besinnung.<br />

Besinnung ist Fragen nach dem Sinn, d. h. (vgl. »Sein und<br />

Zeit«) nach der Wahrheit des Seyns.<br />

Das Fragen nach der Wahrheit ist der Einsprung in ihr Wesen<br />

und somit in das Seyn selbst (vgl. Die Gmndung, gg7. <strong>Vom</strong><br />

Wesen der Wahrheit).<br />

Die Frage lautet: ob und wann wie wir Zugehorige des Seins<br />

(als <strong>Ereignis</strong>) sind.<br />

* vgl. Vorblick, 7. <strong>Vom</strong> <strong>Ereignis</strong>, S. 23-26; Dberlegungen IV, S. 85 ff.<br />

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