Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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368 V. Die Griindung<br />
urn wiederum fraglich zu machen, ob eine Berufung auf solches<br />
Wissen und Meinen standhalt.<br />
Wo taumeln wir denn, wenn wir uns lossagen yom Schein<br />
und dem Gemeinen?<br />
Wie, wenn wir dennoch in die Nahe des <strong>Ereignis</strong>ses kamen,<br />
das verdunkelt sein mag in seinem Wesen, aber doch noch dieses<br />
zeigt, daB ein Zwischen zwischen uns und dem Seyn west<br />
und daB dieses Zwischen selbst <strong>zur</strong> Wesung des Seyns gehort.<br />
237. Der Glaube und die Wahrheit<br />
Gemeint ist hier nicht die besondere Form der Zugehorigkeit zu<br />
einem »Bekenntnis«, sondern das Wesen des Glaubens, begriffen<br />
aus dem Wesen der Wahrheit.<br />
Glauben: das Fiir-wahr-halten. In dieser Bedeutung meint es<br />
die Aneignung des»Wahren«, gleichviel, wie dieses gegeben<br />
und iibernehmbar ist. In dieser weiten Bedeutung: Zustimmung.<br />
Das Fiir-wahr-halten wird sich wandeln je nach dem Wahren<br />
(und vollends und zuerst nach der Wahrheit und ihrem<br />
Wesen).<br />
Glauben meint aber, zumal in der offenen oder stillschweigenden<br />
Gegenstellung zum Wissen, das Fiir-wahr-halten dessen,<br />
was sich dem Wissen im Sinne der erklarenden Einsichtnahme<br />
entzieht (schon: eine Nachricht »glauben«, deren<br />
»Wahrheit« nicht nachgepriift werden kann, aber verbiirgt<br />
durch die Mitteilenden und Zeugen). Auch hier wird deutlich:<br />
dieses Glauben hangt in seiner Wesentlichkeit ab von der jeweils<br />
dagegen gestellten Weise des Wissens.<br />
Glauben: Fiir-wahr-halten dessen, was schlechthin jedem<br />
Wissen entzogen ist. Aber was heiBt hier Wissen? Welches ist<br />
das eigentliche Wissen? Jenes, das das Wesen der Wahrheit<br />
weiB und demzufolge in der Kehre aus diesem Wesen selbst<br />
erst bestimmt.<br />
237. Der Glaube und die Wahrheit 369<br />
Wenn das Wesen der Wahrheit ist: die Lichtung fiir das Sichverbergen<br />
des Seyns, dann ist Wissen: das Sichhalten in dieser<br />
Lichtung der Verbergung und somit der Grundbezug zum Sichverbergen<br />
des Seyns und zu diesem selbst.<br />
Dieses Wissen ist dann kein bloBes Fiir-wahr-halten irgend<br />
eines oder eines ausgezeichneten Wahren, sondern urspriinglich:<br />
das Sichhalten im Wesen der Wahrheit.<br />
Dieses Wissen, das wesentliche Wissen, ist dann urspriinglicher<br />
als jedes Glauben, das immer nur auf ein Wahres geht<br />
und deshalb, wenn es iiberhaupt aus der volligen Blindheit<br />
heraus sein will, notwendig doch wissen muB, was ihm wahr<br />
und Wahres heiBen!<br />
Das wesentliche Wissen ist ein Sichhalten im Wesen. Damit<br />
solI ausgedriickt sein: Es ist kein bloBes Vorstellen eines Begegnens,<br />
sondern das Aushalten innerhalb des Aufbruchs eines<br />
Entwerfens, das in der Eroffnung selbst den es tragenden Abgrund<br />
zu wissen bekommt.<br />
Nimmt man daher »Wissen« im bisherigen Sinn des Vorstellens<br />
und Vorstellungsbesitzes, dann ist freilich das wesentliche<br />
Wissen kein »Wissen«, sondern ein »Glauben«. Allein,<br />
dieses Wort hat dann einen ganz anderen Sinn, nicht mehr den<br />
des Fiir-wahr-haltens, wobei Wahrheit schon, verworren genug,<br />
gewuBt wird, sondern den des Sich-in-der-Wahrheit-Haltens.<br />
Dnd dieses ist als Entwurfhaftes immer ein Fragen, ja das<br />
urspriingliche Fragen als solches, in dem sich der Mensch in<br />
die Wahrheit hinaus und dem Wesen <strong>zur</strong> Entscheidung stellt.<br />
Die Fragenden dieser Art sind die urspriinglich und eigentlich<br />
Glaubenden, d. h. diejenigen, die es mit der Wahrheit<br />
selbst, nicht nur mit dem Wahren von Grund aus ernst nehmen,<br />
die <strong>zur</strong> Entscheidung stellen, ob das Wesen der Wahrheit west<br />
und ob diese Wesung selbst uns, die Wissenden, Glaubenden,<br />
Handelnden, Schaffenden, kurz die Geschichtlichen tragt und<br />
fiihrt.<br />
Dieses urspriingliche Glauben hat freilich nichts von einem<br />
Hinnehmen dessen, was unmittelbar Halt bietet und den Mut<br />
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