Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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258 IV. Der Sprung<br />
137. Das Seyn<br />
1m anderen Anfang mu13 als das AnHi.ngliche erreicht werden<br />
die Wesung des Seyns selbst in seiner volligen Befremdung<br />
gegenuber dem Seienden. Dieses selbst ist nicht mehr das Vertraute,<br />
aus dem das Seyn nur als verdunstender Rest abgehoben<br />
werden konnte, als ware das Seyn nur die noch nicht gefaBte<br />
allgemeinste Bestimmung des sonst bekannten Seienden.<br />
1m anderen Anfang volIzieht sich die auBerste Entriickung<br />
vom »Seienden« als dem vermeintlich Maf3gebenden, mag es<br />
noch so sehr (vgl. Seinsverlassenheit) alles Denken beherrschen.<br />
Das Seyn ist hier nicht nachtragliche Gattung, nicht dazu<br />
kommende Ursache, nicht dahinter und dariiber stehendes Umgreifendes<br />
fur das Seiende. So bleibt das Seyn entwiirdigt zu<br />
einem Nachtrag, dessen Nachtraglichkeit keine Aufsteigerung<br />
<strong>zur</strong> »Transzendenz« mehr riickgii.ngig macht.<br />
Das Seyn, vielmehr die Wesung, aus der her und in die <strong>zur</strong>iick<br />
entborgen und geborgen erst das Seiende als Seiendes<br />
seiend wird (vgl. Die Griindung, uber Wahrheit).<br />
Die Frage nach dem Unterschied von Sein und Seiendem hat<br />
hier einen ganz anderen Charakter als im Fragebereich der<br />
Leitfrage (der Ontologie). Der Begriff der »ontologischen Differenz«<br />
nur vorbereitend als Dbergang von der Leitfrage <strong>zur</strong><br />
Grundfrage.<br />
Die Wahrheit des Seyns, worin und als was seine Wesung<br />
sich eroffnend verbirgt, ist das <strong>Ereignis</strong>. Und dieses ist zugleich<br />
die Wesung der Wahrheit als solcher. In der Kehre des <strong>Ereignis</strong>ses<br />
ist die Wesung der Wahrheit zumal die Wahrheit der<br />
Wesung. Und diese Widerwendigkeit selbst gehort zum Seyn<br />
als solchem.<br />
Die Frage: Warum ist uberhaupt Wahrheit als lichtende<br />
Verbergung?, setzt die Wahrheit des Warum voraus. Aber beide,<br />
Wahrheit und Warum (Anru£ der Grundung), sind dasselbe.<br />
138. Die Wahrheit des Seyns und das Seinsverstiindnis 259<br />
Wesung ist die zum Seyn gehorige, ihm entspringende<br />
Wahrheit selbst.<br />
Nur dort, wo, wie im ersten Anfang, die Wesung nur als<br />
Anwesung heraustritt, kommt es alsbald <strong>zur</strong> Scheidung zwischen<br />
dem Seienden und seinem »Wesen«, was eben die Wesung<br />
des Seyns als Anwesenheit ist. Bier bleibt notwendig die<br />
Frage nach dem Seyn als solchem und d. h. nach seiner Wahrheit<br />
unerfahrbar und ungestellt.<br />
138. Die Wahrheit des Seyns und das Seinsverstiindnis<br />
Vorbemerkung: Nimmt man, ohne zuvor dem in »Sein und<br />
Zeit« uber das Seinsverstandnis Gesagten ein Gehor zu schenken,<br />
das Verstehen als eine Art von feststellendem Erkennen<br />
der inneren »Erlebnisse« eines »Subjekts« und den Verstehenden<br />
entsprechend als Ich-Subjekt, dann ist alles Begreifen dessen,<br />
was mit Seinsverstii.ndnis gemeint wird, aussichtslos. Dann<br />
ergeben sich unvermeidlich die grobsten MiBdeutungen, etwa<br />
daB durch das Seinsverstandnis das Seyn (gemeint ist dazu noch<br />
das Seiende) vom Subjekt »abhangig«werdeund alles auf einen<br />
»Idealismus«, dessen Begriff zudem dunkel bleibt,hinauslaufe.<br />
Demgegenuber ist zu verweisen auf die Grundbestimmung ..,<br />
des Verstehens als Entwurf. Darin liegt: Es ist ein Eroffnen und<br />
Sichhinauswerfen und -stellen in das Offene, in dem erst der<br />
Verstehende zu sich als einem Selbst kommt.<br />
AuBerdem ist das Verstehen als Entwurf ein geworfener, das<br />
ins Offene (Wahrheit) Kommen, das sich inmitten des eroffneten<br />
Seienden schon findet, gewurzelt in der Erde, aufragend in eine<br />
Welt. So ist Ver-stehen des Seins als Griindung seiner Wahrheit<br />
das Gegenteil der »Subjektivierung«, weil Dberwindung aller<br />
Subjektivitat und der von hier bestimmten Denkweisen.<br />
1m Verstehen als geworfenem Entwurf liegt notwendig gemaB<br />
dem Ursprung des Daseins die Kehre; der Werfer des Entwurfs<br />
ist ein geworfener, aber erst im Wurf und durch ihn.