Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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488 VIII. Das Seyn<br />
271. Das Da-sein<br />
489<br />
Das Seyn aber er-eignet sich das Da-sein <strong>zur</strong> Griindung<br />
seiner Wahrheit, d. h. seiner Lichtung, weil es ohne diese lichtende<br />
Ent-scheidung seiner selbst in die Notschaft des Gottes<br />
und in die Wachterschaft des Da-seins im Feuer der eigenen<br />
ungelosten Glut sich verzehren miiBte.<br />
Wie konnen wir wissen, wie oft dies nicht doch schon geschah?<br />
WiiBten wir es, dann ware nicht die Notwendigkeit,<br />
das Seyn in der Einzigkeit seines Wesens zu denken.<br />
Das Da-sein griindet als Instandigkeit den yom Seyn in der<br />
Ereignung ausgeworfenen und doch getragenen Ab-grund in<br />
jenes Seiende, als welches der Mensch ist. Aber das Sein dieses<br />
Seienden bestimmt sich selbst erst aus dem Da-sein, sofern aus<br />
fum der Mensch in die Wachterschaft der Notschaft der Gotter<br />
verwandelt wird. Der Mensch solchen und erst kiinftigen Wesens<br />
»ist« als Seiender nicht urspriinglich, sofern nur das Seyn<br />
ist. Aber der da-seinshaft bestimmte Mensch ist doch wieder<br />
gegen alles Seiende ausgezeichnet, sofern sein Wesen auf den<br />
Entwurf der Wahrheit des Seyns gegriindet wird, welche Griindung<br />
ihn als den mittelbar Ereigneten dem Seyn selbst iiberantwortet.<br />
Der Mensch ist dergestalt yom Seyn ausgeschlossen<br />
und doch gerade in die Wahrheit des Seyns hineingeworfen,<br />
so daB der AusschluB als ein seinshafter daseinsmaBig in der<br />
Verzichtung bestanden wird. Der Mensch ist briiekenstandig<br />
im Zwischen, als welches das Er-eignis die Not der Gotter zuwirft<br />
der Wachterschaft des Menschen, indem es diesen dem<br />
Da-sein iiberantwortet. Solche zuwerfende Dberantwortung,<br />
der die Geworfenheit entspringt, bringt in das Da-sein die Entriickung<br />
in das Seyn, die uns vordergriindlich als der Entwurf<br />
der Wahrheit des Seyns erscheint und im vordersten und am<br />
ehesten noch der Metaphysik zugekehrten Vordergrund als<br />
Seinsverstandnis. Dberall jedoch bleibt hier kein Platz fUr die<br />
Deutung des Menschen als »Subjekt«, weder im Sinne des ichhaften<br />
noch im Sinne des gemeinschaftlichen Subjekts. Die<br />
Entriiekung ist aber auch kein AuBersichsein des Menschen in<br />
der Form eines Sichloswerdens. Sie begriindet vielmehr das<br />
Wesen der Selbstheit, die besagt: Der Mensch hat sein Wesen<br />
(Wachterschaft des Seyns) zu seinem Eigen-tum, sofern er in<br />
das Da-sein sich griindet. Das Wesen zum Eigen-tum haben<br />
bedeutet aber: Aneignung und Verlust dessen, daB er und wie<br />
er der Ereignete (in das Seyn Entriickte) ist, instandlich voliziehen<br />
miissen. Eigentlich, des Wesens eigens Eigentiimer, sein<br />
und diese Eigentlichkeit je nach der Ab-griindigkeit der Ereignung<br />
instandlich bestehen und nicht bestehen, das macht<br />
das Wesen der Selbstheit aus. Weder yom »Subjekt« noch gar<br />
vom »Ich« oder der »Personlichkeit« kann die Selbstheit begriffen<br />
werden, sondern nur das Instandnis in der wachterschaftlichen<br />
Zugehorigkeit zum Seyn, d. h. aber aus dem Zuwurf<br />
der Notschaft der Gotter. Selbstheit ist die Entfaltung der<br />
Eigentumschaft des Wesens. DaB der Mensch sein Wesen zum<br />
Eigentum hat, sagt: es steht in der steten Gefahr des Verlustes.<br />
Und dieses ist der Widerklang der Er-eignung, die Dberantwortung<br />
an das Seyn.<br />
1m Da-sein, zu dem der Mensch durch die iibergangliche<br />
Wesenswandlung instandlich wird, gliiekt allein eine Verwahrung<br />
des Seyns in Solches, was dadurch erst als ein Seiendes erscheint.<br />
Wenn in »Sein und Zeit« gesagt wird, daB durch die<br />
»existenziale Analytik« hindurch erst das Sein des nichtmensch ....<br />
lichen Seienden bestimmbar werde, dann heiBt das nicht, der<br />
Mensch sei das zuerst und zunachst Gegebene, nach dessen<br />
MaBgabe das iibrige Seiende die Pragung seines Seins erhalte.<br />
Eine solche »Auslegung« unterstellt, daB der Mensch immer<br />
nom in der Weise des Descartes und alier seiner Nachfolger<br />
und bloBen Gegner (auch Nietzsche gehort zu ihnen) als Subjekt<br />
gedacht werde. Aber dies gilt doch als nachstes Ziel, den<br />
Menschen, weil zuvor aus der Seinsfrage und nur so ihn begreifend,<br />
iiberhaupt nicht mehr als ein Subjektum anzusetzen.<br />
Wenn aber trotzdem das Da-sein in den Vorrang kommt, dann<br />
sagt dies: der Mensch, da-seinsmaBig begriffen, griindet sein<br />
Wesen und die Eigentumschaft seines Wesens auf den Entwurf<br />
des Seins und halt sich deshalb in allem Verhalten und jeder