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Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe

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r<br />

II. Der Anklang<br />

lichkeit unbedingt GemaBe, welche Verstandlichkeit gefordert<br />

wird aus dem Wesen der Wissenschaft als der Einrichtung<br />

von Richtigkeiten innerhalb der Beherrschung und<br />

Lenkung alles Gegenstandlichen im Dienste der Nutzung<br />

und Ziichtung.<br />

to. Sofem »die Wissenschaft« in der Durchforschung ihres Gebietes<br />

die ihr allein gemaBe Aufgabe hat, tragt die Wissenschaft<br />

selbst in sich den Zug zu einer Steigerung der Vorrangstellung<br />

des Vorgehens und Verfahrens gegeniiber dem<br />

Sachgebiet selbst. Die entscheidende Frage fiir die Wissenschaft<br />

als solche ist nicht, welchen Wesenscharakter das dem<br />

Sachgebiet zugrundeliegende Seiende selbst hat, sondem ob<br />

mit diesem oder jenem Verfahren eine »Erkenntnis«, d. h.<br />

ein Ergebnis fiir die Untersuchung zu erwarten steht. Leitend<br />

ist der Blick auf die Einrichtung und Bereitstellung<br />

von »Ergebnissen«. Die Ergebnisse und vollends gar ihre<br />

unmittelbare Nutzungseignung sichem die Richtigkeit der<br />

Untersuchung, welche wissenschaftliche Richtigkeit als<br />

Wahrheit eines Wissens gilt. In der Berufung auf die»Ergebnisse«<br />

und ihren Nutzen muB »die« Wissenschaft von<br />

sich aus die Bestatigung ihrer Notwendigkeit suchen (ob dabei<br />

»die Wissenschaft« als »Kulturwert« oder als »Dienst<br />

am Volke« oder als »politische Wissenschaft« sich rechtfertigt,<br />

macht im Wesen keinen Unterschied, weshalb denn<br />

aIle Rechtfertigungen und »Sinngebungen« dieser Art<br />

durcheinanderlaufen und mehr und mehr trotz scheinbarer<br />

Feindschaft als zusammengehorig sich erweisen). Nur eine<br />

durchaus neuzeitliche (d. h. »liberale«) Wissenschaft kann<br />

»volkische Wissenschaft« sein. Nur die neuzeitliche Wissenschaft<br />

erlaubt auf Grund der Vorrangstellung des Verfahrens<br />

vor der Sache und der Urteilsrichtigkeit vor der<br />

Wahrheit des Seienden die je nach Bediirfnis regelbare<br />

Umschaltung auf verschiedene Zwecke (Durchfiihrung<br />

des entschiedenen Materialismus und Technizismus im<br />

Boischewismus; Einsatz im Vierjahresplan; Nutzung fiir die<br />

76. Siitze iiber »die Wissenschaft«<br />

politische Erziehung). »Die« Wissenschaft ist hier iiberall<br />

dieselbe, und sie wird gerade durch diese verschiedenen<br />

Zwecksetzungen im Grunde immer einformiger, d. h.<br />

»intemationaler«.<br />

Weil »die Wissenschaft« kein Wissen, sondem Einrichtung<br />

von Richtigkeiten eines Erkliirungsgebietes ist, erfahren<br />

»die Wissenschaften« auch notwendig aus jeweils neuen<br />

Zwecksetzungen sogleich neue »Auftriebe«, mit deren Hilfe<br />

sie zugleich jede mogliche Bedrohung (namlich jede wesenhafte)<br />

sich ausreden und in emeuter »Beruhigung« weiterforschen<br />

konnen. So bedurfte es jetzt nur weniger Jahre, bis<br />

»die Wissenschaft« sich dariiber klar wurde, daB ihr »liberales«<br />

Wesen und ihr »Ideal der ObjektiviHit« mit der politischen-volkischen<br />

»Ausrichtung« sich nicht nur gut vertragen,<br />

sondem fiir diese unentbehrlich sind. Und daher muB<br />

jetzt sowohl von der»Wissenschaft« her wie von der»Weltanschauung«<br />

aus einmiitig zugegeben werden, daB die<br />

Rede von einer »Krisis« der Wissenschaft in der Tat nur ein<br />

Geschwatz war. Die »volkische« »Organisation« »der« Wissenschaft<br />

bewegt sich auf derselben Bahn wie die »amerikanistische«,<br />

die Frage ist lediglich, auf welcher Seite die gro­<br />

Beren Mittel und Krafte <strong>zur</strong> schnelleren und vollstandigen<br />

Verfiigung gestellt werden, um das ungeiinderte und aus<br />

sich auch unveriinderbare Wesen der neuzeitlichen Wissenschaft<br />

seinem auBersten Endzustand entgegen zu jagen,<br />

eine »Aufgabe«, die noch Jahrhunderte in Anspruch nehmen<br />

kann und immer endgiiltiger jede Moglichkeit einer<br />

»Krisis« der Wissenschaft, d. h. eine wesentliche Verwandlung<br />

des Wissens und der Wahrheit ausschlieBt.<br />

11. Jede Wissenschaft ist streng, aber nicht jede Wissenschaft ist<br />

»exakte W issenschaft«. Der Begriff des »Exakten« ist mehrdeutig.<br />

Allgemein bedeutet das Wort: genau, abgemessen,<br />

sorgfaltig. In diesem Sinne ist jede Wissenschaft der Forderung<br />

nach »exakt«, namlich im Hinblick auf die Sorgfalt<br />

der Handhabung der Methode als Befolgung der im Wesen<br />

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