Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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60 I. Vorblick<br />
25. Geschichtlichkeit und Sein<br />
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gelesen, d. h. <strong>zur</strong> Kenntnis genommen zu werden. Die Heraushebung<br />
einzelner Fragen (Ursprung des Kunstwerks) muB auf<br />
die gleichmiiBige Eroffnung und Durchgestaltung des ganzen<br />
Fugenbereichs verzichten.<br />
Beides in der Ergiinzung bleibt immer nur ein Notweg. Aber<br />
gibt es andere Wege im Zeitalter der Not? Welches Glucken ist<br />
hier dem Dichter aufbehalten! Zeichen und Bilder durfen ihm<br />
das Innerste sein, und die ubersehbare Gestalt des »Gedichtes«<br />
vermag je sein Wesentliches in sich hineinzustellen.<br />
Wie aber dort, wo der Begriff die Notwendigkeit und die<br />
Frage ihre Bahnen durchmessen will?<br />
24. Der verirrte Anspruch an das anfiingliche Denken<br />
Dergleichen ist die Forderung, es solle unmittelbar gesagt werden,<br />
wo die Entscheidung liegt (ohne daB die Not ausgestanden<br />
wird); es solle angegeben werden, was zu tun sei, ohne daB der<br />
geschichtliche art fur die kiinftige Geschichte von Grund aus<br />
gegriindet ist; es solle unmittelbar eine Rettung bewerkstelligt<br />
werden, ohne daB sie auf einen weitausgreifenden Willen zu<br />
einer verwandelnden Zielsetzung stoBen kann.<br />
Die Verschiitzung in der Stellungnahme zum Denken ist<br />
eine doppelte:<br />
1. eine Dberschiitzung, sofem unmittelbare Antworten erwartet<br />
werden fUr eine Haltung, die sich das Fragen (die Entschlossenheit<br />
<strong>zur</strong> Besinnung und dem Ausstehen der Not) ersparen<br />
will.<br />
2. eine Unterschiitzung, indem es am gewohnlichen Vor-stellen<br />
gemessen und an ihm die Zeit-Raum griindende Kraft, der<br />
Vorbereitungscharakter, verkannt wird.<br />
Wer gar im Bereich des anfiinglichen Denkens Lehrer sein<br />
will, der muB die Verhaltenheit des Verzichtenkonnens auf<br />
»Wirkung« besitzen, der darf sich nie tiiuschen lassen durch den<br />
Scheinerfolg des Genannt- und Beredetwerdens.<br />
Das hiirteste Hindernis aber findet das anfiingliche Denken<br />
an der unausgesprochenen Selbstauffassung, die der Mensch<br />
heute von sich hat. Von den einzelnen Auslegungen und Zielsetzungen<br />
ganz abgesehen, nimmt sich der Mensch als ein<br />
vorhandenes »Exemplar« der Gattung »Menschwesen«. Das<br />
ubertriigt sich auch auf das geschichtliche Sein als ein Vorkommen<br />
innerhalb einer gewordenen Zusammengehorigkeit. VVo<br />
diese Auslegung des Menschseins (und damit auch eines Volkseins)<br />
herrscht, fehlt jede Ansatzstelle und jeder Anspruch auf<br />
eine Ankunft des Gottes, nicht einmal der Anspruch auf die<br />
Erfahrung der Flucht der Gotter. Gerade diese Erfahrung setzt<br />
voraus, daB sich das geschichtliche Menschenwesen entriickt<br />
weiB in die offene Mitte des Seienden, das von der Wahrheit<br />
seines Seins verlassen ist.<br />
Jene Verirrung der Anspruche entspringt aus der Verkennung<br />
des Wesens der Wahrheit als der lichtenden Verbergung<br />
des Da, das in der Instiindigkeit des Fragens ausgestanden werdenmuB.<br />
Aber jede Sammlung auf ursprunglichere Zusammengehorigkeit<br />
kann vorbereitet sein fur die Grunderfahrung des Da<br />
-seins.<br />
25. Geschichtlichkeit und Sein<br />
Die Ge~chichtlichkeithier begriffen als eine Wahrheit, lichtende<br />
Verbergung des Seins als solchen. Das anfiingliche Denken<br />
als geschichtliches, d. h. in der sich fugenden Verfugung Geschichte<br />
mit griindendes.<br />
Die Herrschaft uber die frei (d. i. bodenlos und eigensuchtig)<br />
gewordenen Massen muB mit den Fesseln der »Organisation«<br />
errichtet und gehalten werden. Kann auf diesem Wege das so<br />
»Organisierte« in seine urspriinglichen Griinde <strong>zur</strong>iickwachsen,<br />
das Massenhafte nicht nur eindiimmen, sondern verwandeln?<br />
Hat diese Moglichkeit uberhaupt noch eine Aussicht angesichts