Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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372 V. Die Griindung<br />
2J9. Der Zeit-Raum*<br />
(vorbereitende Dberlegung)<br />
Raum und Zeit, je fiir sich vorgestellt und in der iiblichen Verbindung,<br />
entspringen selbst aus dem Zeit-Raum, der urspriinglicher<br />
ist als sie selbst und ihre rechenhaft vorgestellte Verbindung.<br />
Der Zeit-Raum aber gehort <strong>zur</strong> Wahrheit ill Sinne der<br />
Erwesung des Seins als <strong>Ereignis</strong>. (Von hier aus erst zu begreifen,<br />
warum der Bezug von »Sein und Zeit« iiberganglich wegweisend<br />
ist.) Aber die Frage ist, wie und als was der Zeit-Raum<br />
<strong>zur</strong> Wahrheit gehort. Was Wahrheit selbst ist, laBt sich nicht<br />
zuvor <strong>zur</strong>eichend fiir sich sagen, sondem gerade im Begreifen<br />
des Zeit-Raumes.<br />
Der Zeit-Raum ist die ereignete Erkliiftung der Kehrungsbahnen<br />
des <strong>Ereignis</strong>ses, der Kehre zwischen Zugehorigkeit und<br />
Zuruf, zwischen Seinsverlassenheit und Erwinkung (das Erzittem<br />
der Schwingung des Seyns selbst!). Nahe und Feme,<br />
Leere und Schenkung, Schwung und Zogerung, all dieses darf<br />
nicht zeitlich-raumlich begriffen werden von den iiblichen Zeitund<br />
Raum-Vorstellungen her, sondem umgekehrt, in ihnen<br />
liegt das verhiillte Wesen des Zeit-Raumes.<br />
Aber wie solI das dem heutigen und iiblichen Vorstellen<br />
nahegebracht werden? Hier sind verschiedene vorbereitende<br />
Wege zu gehen. Zwar scheint es das Sicherste, den bisherigen<br />
Vorstellungsbereich von Raum und Zeit und ihrer begrifflichen<br />
Fassung einfach zu verlassen und neu zu beginnen. Aber das<br />
ist nicht moglich, weil es sich ja keinesfalls nur urn eine Abanderung<br />
des Vorstellens und der Vorstellungsrichtung handelt,<br />
sondem urn eine Ver-riickung des Menschenwesens in das<br />
Da-sein. Das Fragen und Denken muB zwar anfanglich, aber<br />
doch gerade iiberganglich sein (vgl. Das Zuspiel).<br />
* vgl. Das Zuspiel, 108. Die metaphysischen Grundstellungen innerhalb<br />
der Geschichte der Leitfrage und die ihnen jeweils zugehorige Auslegung<br />
des Zeit-Raums (bzw. von Raum und Zeit); vgl. Vorlesung Wintersemester<br />
1935/36 »Die Frage nach dem Ding. Zu Kants Lehre von den transzendentalen<br />
Grundsatzen« (Gesamtausgabe Band 41, S. 14 ff.)<br />
239. Der Zeit-Raum (vorbereitende Vberlegung) 373<br />
Die Besinnung auf die Herkunft aus der Geschichte des ersten<br />
Anfangs (Sein als Seiendheit - bestandige Anwesenheit)<br />
ist unumganglich. Zu zeigen, wie es dazu kommt, daB Raum<br />
und Zeit zu Rahmenvorstellungen (»ordo«-Begriff) (»Formen<br />
der Anschauung«) fiir die »mathematische« Berechnung werden<br />
und warum diese Raum-Zeit-Begriffe alles Denken beherrschen,<br />
auch dort und gerade dart, wo man von »erlebter<br />
Zeit« (Bergson u. a.) redet.<br />
Hierfiir ist notig die Auslegung von Aristoteles, »Physik« /).<br />
iiber TO:ltO; und XQovo; und natiirlich dies im Rahmen der ganzen<br />
Grundstellung der »Physik«.<br />
Dabei wird sich zeigen, wie hier noch gar nicht die »Rahmen