Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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314 V. Die Grundung<br />
19J. Das Da-sein und der MensCh<br />
315<br />
Und damit ist auch eine einzigartige und, wenn das Seyn<br />
selbst das Einzigste und Hochste ist, zugleich die tiefste Fragestellung<br />
nach dem Menschen erreicht.<br />
Umgekehrt ergibt sich jetzt die Notwendigkeit, in der Auseinandersetzung<br />
mit der bisherigen Geschichte der Leitfrage<br />
sich zu besinnen und zu fragen:<br />
1. Warum und wie gerade in der Auslegung des Menschen<br />
im Zusammenhang der Frage nach dem Seienden dergleichen<br />
wie 'ljJlJX~, VOUS;, animus, spiritus, cogitatio, BewuBtsein, Subjekt,<br />
Ich, Geist, Person <strong>zur</strong> Geltung kommen?<br />
2. Ob und wie hierbei notwendig, und zwar zugleich notwendig<br />
verhiillt, Jenes ins Spiel kommen muB, was wir das Da-sein<br />
nennen?<br />
Zur Beantwortung der ersten Frage ist zu beachten, daB die<br />
Heraushebung und Auslegung von 'ljJlJX~, VOUS; u.s.f. geleitet ist<br />
von der Auslegung des Seienden als qnJOLS; und spater als ibea.<br />
und EveQ'YELa., ouotCl; schlieBlich bei Aristoteles 'ljJlJX~ als ouota. und<br />
EV'tEAEXELCl f] 3tQw't'I'J. Dieser Ansatz bleibt in verschiedenen Abwandlungen<br />
bis zu Hegel undNietzsche, die Wendung ins »Subjekt«<br />
andert nichts Wesentliches. Der »Leib« ist entsprechend<br />
ein Anhangsel oder eine Unterlage und wird immer nur aus der<br />
Unterscheidung gegen Seele oder Geist oder beides bestimmt.<br />
Niemals kommt es dazu, das Sein des so ausgelegten Menschen<br />
und zwar in seiner Leitfadenrolle fUr die Wahrheit des<br />
Seienden aus dieser selbst zu bestimmen und zu befragen und<br />
so die Moglichkeit in den Blick zu fassen, daB am Ende iiberhaupt<br />
das Menschsein hier angesichts des Seins eine Aufgabe<br />
iibemimmt, die es aus ibm weg - es ver-ruckt in jenes Frag-wiirdige,<br />
das Da-sein.<br />
Das Da-sein fiihrt nicht aus dem Seienden heraus und verdunstet<br />
nicht das Seiende in eine Geistigkeit, sondem umgekehrt,<br />
gemaB der Einzigkeit des Seyns eroffnet es erst die Unruhe<br />
des Seienden, dessen »Wahrheit« nur bestanden wird im<br />
wiederanfanglichen Kampf seiner Bergung in das durch den<br />
geschichtlichen Menschen Geschaffene.<br />
Nur das, was wir, instiindlich im Da-sein, grunden und<br />
schaffen und schaffend uns als Ansturm entgegentreten lassen,<br />
nur das kann ein Wahres, Offenbares sein und demzufolge erkannt<br />
und gewuf3t werden. Unser Wissen reicht nur so weit,<br />
als die Instiindlichkeit im Da-sein ausgreift und d. h. die Kraft<br />
der Bergung der Wahrheit in das gestaltete Seiende.<br />
Kants Kritik der reinen Vemunft, in der seit den Griechen<br />
wieder ein wesentlicher Schritt vollzogen wird, muB diesen Zusammenhang<br />
voraussetzen, obne ibn als solchen fassen und<br />
gar auf einen Grund (den kehrigen Bezug von Dasein und<br />
Sein) bringen zu konnen. Und weil dieser Grund nicht gegrundet<br />
wurde, blieb die Kritik grundlos und muBte dazu fiihren,<br />
daB alsbald iiber sie und z. T. mit ihren eigenen Mitteln (der<br />
transzendentalen Fragestellung) zum absoluten Wissen fortgegangen<br />
wurde (der deutsche Idealismus). Weil hier der Geist<br />
absolut wurde, muBte er im Verborgenen die Zerstorung des<br />
Seienden und die vollige Abdrangung der Einzigkeit und Befremdung<br />
des Seyns enthalten und den Riickfall in den »Positivismus«<br />
und Biologismus (Nietzsche) beschleunigen und bis<br />
<strong>zur</strong> Stunde mehr und mehr verfestigen.<br />
Denn die jetzige »Auseinandersetzung« mit dem deutschen<br />
Idealismus, wenn sie iiberhaupt so genannt zu werden ver .."<br />
dient, ist nur »re-aktiv«. Sie verabsolutiert »das Leben« in der<br />
ganzen Unbestimmtheit und Wirmis, die sich in diesem Namen<br />
verstecken kann. Die Ver-absolutierung ist nicht nur das<br />
Zeichen fiir das Bestimmtwerden durch den Gegner, es ist vor<br />
allem der Hinweis darauf, daB es noch weniger als bei diesem<br />
zu einer Besinnung auf die Leitfrage der Metaphysik kommt<br />
(vgl. Das Zuspiel, 110. Die ibECl, der Platonismus und der Idealismus,<br />
besonders S. 213 f., Hegel).<br />
Hier liegt auch der Grund dafiir, daB die Wahrheitsfrage,<br />
die Nietzsche scheinbar aus einer ursprunglichen Frage- und<br />
Entscheidungskraft stellt, bei ibm gerade nicht gestellt, sondem<br />
ganz aus der Grundstellung im »Leben« biologisch als Bestand-sicherung<br />
des Lebens und unter Zugrundelegung der