Beiträge zur Philosophie (Vom Ereignis) - gesamtausgabe
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V. Die Griindung<br />
Was heiBt es aber, daB nun der Wesensentwurf der Wahrheit<br />
als lichtender Verbergung gewagt und die Verriickung des<br />
Menschen in das Da-sein vorbereitet werden muB?<br />
Ver-riickt aus jener Lage, in der wir uns finden: in der riesigen<br />
Leere und Verodung, eingezwangt in das als solches unerkennbar<br />
gewordene Dberkommene ohne MaBstabe und ohne<br />
den Willen vor allem, solche zu erfragen, die Ode aber die verborgene<br />
Seinsverlassenheit.<br />
228. Das Wesen der Wahrheit ist die Un-wahrheit*<br />
Durch diesen wissentlich als sich widerstreitend gefaBten Satz<br />
soll ausgedriickt werden, daB <strong>zur</strong> Wahrheit das Nichthafte gehort,<br />
aber keineswegs nur als ein Mangel, sondern als Widerstandiges,<br />
jenes Sichverbergen, das in die Lichtung als solche<br />
kommt.<br />
Damit ist der urspriingliche Bezug der Wahrheit <strong>zur</strong>n Seyn<br />
als <strong>Ereignis</strong> gefaBt.<br />
Trotzdem ist jener Satz bedenklich fur die Absicht, durch<br />
solche Befremdung das befremdliche Wesen der Wahrheit naher<br />
zu bringen.<br />
Ganz urspriinglich begriffen liegt in ibm die wesentlichste<br />
Einsicht und zugleich der Hinweis auf die Innigkeit und Strittigkeit<br />
im Seyn selbst als <strong>Ereignis</strong>.<br />
229. Wahrheit und Da-sein<br />
Die Lichtung fiir das Sichverbergen lichtet sich im Entwurf.<br />
Die Werfung des Entwurfs geschieht als Da-sein, und der Werfer<br />
dieser Werfung ist jeweils jenes Selbst-sein, in dem der<br />
Mensch instiindlich wird.<br />
* vgL Frankfurter Vortriige »Der Ursprung des Kunstwerkes« (Holzwege<br />
(Gesamtausgabe Band 5, S. 36 ff., besonders S. 40 f.»<br />
230. Wahrheit und Richtigkeit<br />
Jeder Entwurf nimmt das in seine Lichtung Geriickte und so<br />
Freigestellte in den Riickbezug <strong>zur</strong>n Entwerfer und umgekehrt:<br />
der Entwerfer wird erst er selbst, indem er jenen Einbezug<br />
iibernimmt.<br />
Niemals ist weder das in den Entwurf Geriickte ein Ansich<br />
schlechthin, noch vermag der Entwerfer je sich rein fiir sich zu<br />
stellen, sondern dieser Streit, daB jedes sich ein- und riickbeziehend<br />
gegen jedes kehrt, ist die Folge der Innigkeit, die im<br />
Wesen der Wahrheit als Lichtung des Sichverbergenden west.<br />
Mit einer bloBen auBerlichen Dialektik der Subjekt-Objekt<br />
Beziehung ist hier nichts begriffen, sondern diese selbst, gegriindet<br />
auf die Richtigkeit als Ableger der Wahrheit, hat ihre<br />
Herkunft aus dem Wesen der Wahrheit.<br />
Allerdings muB dieser Ursprung des Streits und dieser selbst<br />
nun gezeigt werden. Dazu geniigt es nicht, nur die Lichtung<br />
und ihre Stiftung durch den Entwurf zu bedenken, sondern zuerst,<br />
daB die Lichtung das Sichverbergende ins Offene halt und<br />
die hieraus kommende Beriickung als bestimmende das Selbstsein<br />
des Entwerfers durchstimmen lii-Bt. Erst so geschieht je die<br />
Dber-eignung an das Sein und in ihr die Zueignung an den<br />
Werfer selbst, wodurch er seinerseits erst in die Lichtung (des<br />
Sichverbergenden) zu stehen kommt, instiindig wird im Da.<br />
Je wesentlicher das Seyn dem Da-sein zugehort und urngekehrt,<br />
urn so urspriinglicher ist das Gegeneinander des Sichnicht-frei-Iassens.<br />
Der Entwerfer muB den Einbezug iibernehmen, und damit<br />
kommt erst die Geworfenheit zum Tragen, sofern sich zeigt,<br />
daB der Entwerfer dem durch die Lichtung Eroffneten und ins<br />
Freie Gebrachten selbst zugehort.<br />
230. Wahrheit und Richtigkeit<br />
Der Vorrang der Richtigkeit begriindet und macht selbstverstiindlich<br />
den Anspruch auf Erklarung im Sinne der Herleitung<br />
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